© BLE/Bonn, Thomas Stephan
© BLE/Bonn, Thomas Stephan

Europäische Saatgut-Vielfalt in Gefahr

Einen besseren Schutz der Saatgut-Vielfalt fordern europäische Umwelt- und Artenschutzorganisationen in einem offenen Brief an die Abgeordneten des Europäischen Parlaments und an die Kommissare mehrerer EU-Generaldirektionen (darunter Umwelt, Landwirtscha

Insgesamt elf europäische Organisationen – darunter das European Environmental Bureau, BirdLife und der österreichische Verein Arche Noah, der sich für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt einsetzt – appellieren an die ParlamentarierInnen und EU-Kommissare, sich ‘im Rahmen der Überarbeitung der Europäischen Saatgutverkehrsrichtlinien für Verbesserungen im Hinblick auf die Umweltfreundlichkeit, die Wünsche der Europäischen VerbraucherInnen und die Bedürfnisse kleiner und lokaler
Akteure im Saatgutsektor einzusetzen’.

Die derzeit geltenden Regelungen hätten zu einem ‘massiven Verlust an landwirtschaftlicher Vielfalt’ geführt, kritisieren die NGOs in ihrem Brief. Die geltenden Regeln würden ein zu starkes Augenmerk auf die Produktivität von Pflanzensorten richten und andere Kriterien ignorieren. ‘Die Sortenvielfalt für den Lebensmittelbereich wurde trotz Nachfrage durch die
KonsumentInnen stark eingeschränkt.’

Die NGOs fordern den Schutz und die Förderung der Agro-Biodiversität im Rahmen der Überarbeitung des Europäischen Saatgutrechtes. Eine größere Auswahl an Saatgut könnte dazu beitragen, den ‘Verbrauch an Pestiziden, Düngemitteln und Wasser zu reduzieren und die Verschmutzung von Böden und Wasser einzudämmen und wäre damit ein wichtiger Schritt hin zu einer diversifizierten Landwirtschaft – welche ihrerseits eine größere Vielfalt
von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen begünstigt’.

Der Saatgutmarkt wird zur Zeit von rund zehn multinationalen Konzernen dominiert, die zirka 74 Prozent des globalen Saatgutmarktes kontrollieren, kritisieren die Artenschutzorgansationen. Das sei aus mehreren Gründen problematisch: ‘Die Saatgutindustrie bringt meist Sorten mit hoher genetischer Uniformität auf den Markt und nicht nachbaufähiges Saatgut dominiert bei vielen landwirtschaftlichen Kulturen. All dies führt nicht nur zu alarmierenden Abhängigkeiten seitens der SaatgutanwenderInnen und
VerbraucherInnen, sondern ist auch ökonomisch riskant, da eine schmale genetische Basis leichter zu Krankheits- und Schädlingskalamitäten führen kann’.

KonsumentInnen und Organisationen können noch bis zum 2. Mai 2012 den offenen Brief online mit ihrer Unterschrift unterstützen und so den Forderungen der Artenschutzorganisationen Nachdruck verleihen.



Verwandte Artikel:

_____
Weitere Infos: EU Umweltbüro

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /