© Maschinenring OÖ.
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Totter: Brauchen kein Kilowatt vom Teller

"Erneuerbare Mobilität" und regionale Wertschöpfung im Fokus

Die Vorzeige-Gemeinden Mureck, Kötschach-Mauthen, Thalgau und Hagenbrunn präsentierten ihren "erneuerbaren" energiepolitischen Werdegang anlässlich der Veranstaltung "Auf dem Weg zur energieautarken Gemeinde" am 8. Oktober in Mureck. Die zwei zentralen Schlussfolgerungen des vom Österreichischen Biomasse-Verband organisierten Tages waren: Die Gemeinden haben insbesondere beim Thema "erneuerbare Mobilität" großen Nachholbedarf und erneuerbare Energien sind ein wichtiger Wirtschaftsmotor für den ländlichen Raum.

Non-Food-Bereich intensiver nutzen

"Zuerst kommt das Essen für den Menschen, dann das Futter für die Tiere und zuletzt erzeugen wir Energie - das wissen wir Landwirte", verdeutlichte Ök.-Rat Karl Totter, Bioenergie-Pionier und Gründer des Murecker Energiekreislaufs, die Nutzungsprioritäten landwirtschaftlicher Erzeugnisse. "Für die Biotreibstofferzeugung brauchen wir in Mureck kein einziges 'Kilowatt vom Teller'." Die Zukunft bei der Rohstoffbeschaffung für die Biokraftstoffe sieht Totter vor allem im "Non-Food-Bereich", wie beispielsweise die verstärke Nutzung von Raps-, Getreide-, Maisstroh, Gülle, Mist, Tierfett, Küchenabfällen und Rasenschnitt. In Mureck werden jährlich 15 Millionen Liter Biodiesel produziert - 95 Prozent davon aus Altspeiseöl. "Die auf uns zukommende E10-Beimischungsquote bis 2020 ist kein Wunsch, sondern eine europäische Vorschrift, das haben einige noch nicht ganz verstanden", betonte Totter.

Bürgermeister als Vorreiter


Auch in der Gemeinde Thalgau ist die erneuerbare Energie ein Top-Thema. Dazu Bürgermeister Martin Greisberger: "Ich habe den Glauben an die hohe Politik verloren, die nur in Wahlperioden denkt. Wir müssen uns selber organisieren und von unten nach oben ein Umdenken bewirken." Thalgau kann einige messbare Erfolge bezüglich des Ausbaues von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz vorweisen: Der Stromverbrauch aller Haushalte ist in Thalgau seit 2004 um etwa fünf Prozent gesunken, und das bei steigender Haushaltsanzahl. 170 Anschlüsse an die Biomasse-Nahwärme, die Erhöhung der Energieeffizienz im Industriepark durch Abwärmenutzung und Wasserkühlung machen dies möglich. Auch politisch wurde Greisbergers Vertrauen in die Erneuerbaren gewürdigt. 70 Prozent der Bürger wählten ihn 2009 zum Bürgermeister - 30 Prozent mehr als fünf Jahre zuvor.

Zusätzlicher Urlaub mit Nahwärme-Anschluss

"Durch Bürgerbeteiligungen an 'erneuerbaren Projekten' kommt nicht nur die Energie aus der Region, sondern auch das Geld bleibt im ländlichen Raum", beschrieb Totter einen Vorteil seiner Photovoltaik-Bürgeranlage. Ein weiterer Pluspunkt ist die Ausschüttung von rund 90 Euro pro Kilowatt-Peak und Jahr an jeden Anteilseigner. Auch ein Anschluss an sein Nahwärmenetz zahle sich aus. Totter rechnete vor, dass sich ein Kunde beim Kauf von 1000 Liter Heizöl bis zu 300 Euro durch den "Bio-Anschluss" erspart. "Bei einem durchschnittlichen Hausverbrauch kann man sich mit dem Ersparten einen zusätzlichen Urlaub leisten", illustrierte Totter den finanziellen Nutzen von Biowärme. Mit dem Murecker Energiekreislauf wird insgesamt jährlich 16 Millionen Euro Nettowertschöpfung in der Region erzielt. Ein besonders wichtiger Punkt ist für Totter die richtige Standortswahl für Bioenergie-Anlagen. "Wir dürfen nicht dort bauen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen", appellierte er an die anwesenden Bürgermeister, nur durchdachte Projekte umzusetzen.

Die Veranstaltung wurde vom Österreichischen Biomasse-Verband organisiert. Über 100 Gäste verfolgten die Präsentationen. Im Anschluss an die Vorträge wurden die Bioenergie-Anlagen in Mureck besichtigt. Detaillierte Beschreibungen der Vorzeige-Gemeinden sind in der Broschüre "Auf dem Weg zur energieautarken Gemeinde" ersichtlich. Die Broschüre und die Vortragsfolien stehen auf www.biomasseverband.at zum Download bereit.



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Weitere Infos: Österreichischer Biomasse-Verband

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /