© Andrzej Felczak
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Radfahren und Einkaufen – eine Beobachtungsstudie

Das Fahrrad kann genau so gut verwendet werden

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Jedes Wochenende staut es sich rund um die Shoppingcenter und in den Einkaufsstraßen, und Parkplätze sind Mangelware. Für viele scheint der Privat-PKW das einzige zum Einkaufen geeignete Verkehrsmittel zu sein - argumentiert wird mit der mitfahrenden Familie und der Menge der Einkäufe.

Die Beobachtungsstudie ‘Einkaufsverhalten in Graz und Umgebung’ von ARGUS Steiermark zeigt, dass in den allermeisten Fällen das umweltfreundliche und platzsparende Verkehrsmittel Fahrrad genau so gut verwendet werden kann.

Bei der Studie wurden insgesamt 1.635 Einkäufe bei Baumärkten, Discountern und Lebensmittelnahversorgern in Graz und Umgebung beobachtet. Volumen und Gewicht der Einkäufe wurden von Personen beurteilt, die Erfahrung im Transport von Waren mit dem Fahrrad haben.

Alle Geschäfte waren mit Kundenparkplätzen für Autos und Fahrräder ausgestattet, die vom Beobachtungspunkt aus einsehbar waren, so dass auch erfasst werden konnte, wie die Kunden ihre Einkäufe abtransportieren.

Transportpotenzial und Verkehrsmittelwahl

In Bezug auf das Einkaufsvolumen hätten 80% der Einkäufe mit dem Rad erledigt werden können. In 14% der Fälle wäre ein Fahrradanhänger erforderlich gewesen und nur für 6% (!) gäbe es keine Alternative zum Auto. Selbst in Baumärkten reicht für 73% der Fälle ein Fahrrad aus. Lebensmitteleinkäufe könnten sogar zu 99% mit dem Fahrrad abtransportiert werden.

Tatsächlich wird jedoch in 77% das Auto als Transportmittel verwendet. In 19% wird per Pedes eingekauft und nur 4% der Einkaufstouren werden mit Fahrrad erledigt.

Gruppengröße bei Einkäufen

Als Argument für die Autonutzung wird auch oft angeführt, dass Kinder oder andere Personen zum Einkauf mitgenommen werden und man daher kein anderes Verkehrsmittel verwenden könne. Tatsächlich wurde aber beobachtet, dass zwischen 53% und 74% der Einkäufe von Einzelpersonen durchgeführt wurden und somit auch aus diesem Grund ein Großteil der Einkäufe mit dem Rad machbar ist.

Das Potenzial für das Fahrrad als Einkaufsfahrzeug

Alle beobachteten Geschäfte liegen in Siedlungsgebieten, also nicht in abgelegenen Einkaufszentren, so dass die Weglänge kein Argument gegen eine Radnutzung ist. Klar ist jedenfalls, dass das Fahrrad noch ein enormes Potenzial als Einkaufsfahrzeug besitzt. Um es abzuschöpfen, sind eine sichere und bequeme Zufahrt mit dem Fahrrad, geeignete Radabstellanlagen und Kampagnen erforderlich, um radfahrende Kunden anzuwerben .

Verglichen mit den Unsummen, die für die Infrastruktur des motorisierten Verkehrs ausgegeben werden, ist die Fahrradförderung ein Schnäppchen. Die zusätzlichen Effekte wie Vermeidung von Lärm, Abgase und CO2 und die verbesserte Volksgesundheit kommen noch zusätzlich der gesamten Gesellschaft zu gute.

Die Situation in Wien

Eine vergleichbare Studie ist für Wien nicht vorhanden. Es kann aber angenommen werden, dass das Einkaufsvolumen je Einkauf sich von jenem in Graz nicht wesentlich unterscheiden wird. Hinsichtlich Autonutzung werden die Wiener Außenbezirke wahrscheinlich vergleichbar mit Graz sein und das Potenzial somit sehr ähnlich.

Im innerstädtischen Bereich ist, durch den besseren ÖV und die beengten Platzverhältnisse, mit großer Sicherheit die Zahl der Kunden, die das Auto verwenden, geringer. Ein Extrembeispiel: in der Mariahilfer Straße kommen laut einer Studie der Wirtschaftskammer nur 8% der Kunden mit dem PKW. Durch die Förderung des umweltfreundlichen Individualverkehrsmittels Fahrrad ließen sich aber auch hier höchst wahrscheinlich neue Käuferschichten anlocken oder bestehende besser behalten.

Mehr dazu: www.argus.or.at

GastautorIn: Andrzej Felczak für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /