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Hohe Energiepreise forcieren Umstieg auf erneuerbare Energien

Neue Instrumente für mehr Energieeffizienz erforderlich -Rund 6 von 10 Umsteigern auf erneuerbare Energien heizten vorher mit Öl. 59% der Sanierer haben sich Geld durch die Heizungsumstellung gespart.

Eine aktuelle Studie der Österreichischen Energieagentur, die von der Fachhochschule Wiener Neustadt/Campus Wieselburg im Auftrag der Energieagentur durchgeführt wurde, zeigt einen klaren Trend zum Heizen mit erneuerbaren Energieträgern. Rund sechs von zehn Umsteigern auf Energie aus erneuerbaren Quellen heizten vorher mit Öl. Die Hauptmotive für den Umstieg auf erneuerbare Energien sind die Versorgungssicherheit, Umweltfreundlichkeit und die geringen Betriebskosten. 59% der Sanierer haben sich Geld durch die Heizungsumstellung gespart.

Der Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, Dr. Fritz Unterpertinger, erklärt: "Wir haben im Rahmen der Studie insgesamt 200 Personen österreichweit befragt, davon 160 Sanierer und Hausbauer und 40 Bauträger. Besonders interessant war dabei das Ergebnis, dass die durch Effizienzmaßnahmen gesparte Energie nicht nachhaltig eingespart, sondern an anderer Stelle verbraucht wird. Von den steigenden Energiekosten indirekt profitieren jedoch die erneuerbaren Energieträger durch die wahrgenommene Preisstabilität und Versorgungssicherheit."

Neue Instrumente für mehr Energieeffizienz erforderlich

Für die Bereitstellung von Raumwärme wird in Österreich rund 30% der Endenergie benötigt. Es sind daher ambitionierte Modernisierungs- und Effizienzmaßnahmen notwendig, um die Versorgungssicherheit langfristig zu erhöhen und die Auswirkungen von hohen Energiepreisen zu verringern. "Würden sämtliche Nachkriegsbauten bis zum Jahr 2020 thermisch saniert, könnte jeder betroffene Haushalt bis zu 75% der Heizungskosten oder rund 50 Euro im Monat einsparen," so Unterpertinger. In der thermischen Isolierung von Gebäuden sowie in der Verbesserung der Heiztechnik liegt laut Berechnungen derÖsterreichischen Energieagentur ein Energieeinspar-Potenzial von 40,9 Petajoule. Dadurch könnte der Heizenergieverbrauch von mehr als der Hälfte aller Haushalte in Wien eingespart werden. Darüber hinaus könnten jährlich etwa 100.000 Arbeitsplätze gesichert und mehr als 6 Milliarden Euro an Wertschöpfung gewonnen werden.

49% führen Aufzeichnungen über ihren Energieverbrauch

Das Interesse für den eigenen Energieverbrauch ist sehr hoch: Rund die Hälfte der Sanierer und Hausbauer quer durch alle Alters- und Bildungsschichten führt Aufzeichnungen darüber. "Durch intelligente Zähler und informative Abrechnungen hätte jeder Konsument die Möglichkeit, seinen Energieverbrauch laufend zu kontrollieren, Energiefresser zu identifizieren und Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs zu setzen", erläutert Unterpertinger. "Langfristig könnten 5-10% des Energieverbrauchs eines Haushalts eingespart werden."

Der Anteil der beheizten Flächen in Wohngebäuden steigt jedoch: 61% der Befragten beheizen ihren Keller. "Wir sehen eine Entwicklung von Nutzräumen hin zu Freizeiträumen. In die Keller werden Fitnessräume, Wellnesszonen, Saunen und Partyräume eingebaut. Die durch Effizienzmaßnahmen erzielte Ersparnis wird in Form von anderen Investitionen wieder ausgegeben" so Dr. Siegrun Klug, Leiterin der Markt- und Konsumentenforschung der Fachhochschule Wiener Neustadt/Campus Wieselburg. Die politischen Instrumente zur CO2-Reduktion sollten daher überdacht werden, um die Energieeffizienz auf persönlicher Ebene zu forcieren, betont die Österreichische Energieagentur.

Erneuerbare Energien: preisstabil und versorgungssicher

Die wichtigsten Anforderungen von Privatpersonen an ein Heizsystem sind ein störungsfreier Betrieb (99%), eine hohe Versorgungssicherheit mit dem Brennstoff (95%), die Umweltfreundlichkeit (93%) und geringe Betriebskosten (91%). Ein wichtiger Nebenfaktor ist die Behaglichkeit von Heizsystemen. Die Akzeptanz von erneuerbaren Energien ist hoch: sie werden als modern, sympathisch und heimisch angesehen und gelten als die Heizform der Zukunft. Erneuerbare Energieformen werden im Vergleich zu Öl und Gas außerdem als versorgungssicher (97%) und preisstabil (88%) eingestuft. "Der Trend zu Biomasse-Brennstoffen wie Pellets, Hackschnitzel und Stückholz bedeutet, dass gleichzeitig Maßnahmen zur Reduktion der Feinstaub-Emissionen aus Hausbrand gesetzt werden müssen", erläutert Dr. Susanne Geissler, Leiterin des Geschäftsfeldes Gebäude und Raumwärme der Österreichischen Energieagentur.

Derzeitige Förderungen nicht ausschlaggebend für Modernisierung

Die mangelnde Funktionstüchtigkeit (27%) bzw. das Alter der Heizung (21%) sowie die hohen Brennstoffkosten (12%) sind die Hauptmotive für einen Heizungstausch. Das derzeitige Fördersystem stellt keinen ausreichenden Anreiz für eine vorgezogene Modernisierung bzw. Erneuerung dar. Es gibt jedoch einen Anreiz zur Entscheidung für ein Heizsystem auf Basis erneuerbarer Energien. DieÖsterreichische Energieagentur schlägt daher eine echte Anreizförderung vor, deren Höhe als Einmalzahlung von der erzielten Energieeffizienz abhängt und sozial gestaffelt wird. Auch eine verpflichtende Energieberatung würde zur Verbesserung der Gesamteffizienz beitragen. Zudem sollten Gebäude als Netto-Energieproduzenten forciert werden.

Mehr als die Hälfte der befragten Privatpersonen (56%) verfügtüber mehr als ein Heizsystem. Am häufigsten werden die Heizsysteme mit erneuerbaren Energien kombiniert. Nicht alle Sanierer dämmen ausreichend vor oder mit dem Heizungstausch: 13% haben diese Maßnahme auf später verschoben. "Es gibt zwar ein Bewusstsein für das Energiesparen, aber noch zu wenig Bewusstsein dafür, dass das Heizsystem in seiner Gesamtheit effizient sein sollte" sagt Geissler. "Hier bedarf es einer Aufklärung der Heizungsbetreiber, dass man mehr Energie sparen kann, wenn man eine technisch effiziente Anlage auch effizient betreibt."

40% nehmen eine Energieberatung in Anspruch

81% der Sanierer und Hausbauer fühlen sich gut zum Thema Heizen informiert. Die wichtigsten Informationsquellen sind Gespräche mit Verwandten, Bekannten, Freunden und Kollegen (67%), Installateure (66%), Prospektmaterial (61%) und Messebesuche (56%). Das Internet (44%) wird ebenfalls intensiv zur Information herangezogen. Rund 40% der Sanierer und Hausbauer nehmen Energieberatungen in Anspruch.

Thema Heizen immer wichtiger

50% der befragten Bauträger schreiben dem Thema Heizen in der Zukunft einen immer größer werdenden Stellenwert zu, verbunden und ausgelöst durch die unsicheren und steigenden Energiekosten (30%). 13% der Bauträger erachten einen verstärkten Einbau von Solaranlagen als wichtig, 10% eine stärkere Förderung von erneuerbaren Energien und 10% wünschen sich mehr hochgedämmte Häuser in Richtung Passivhäuser.

Studiendetails:

Methode: Persönliche Befragung mittels qualitativem Gesprächsleitfaden und quantitative Befragung telefonisch mittels strukturiertem Fragebogen.

Zielpersonen: Privatpersonen (Kauf eines Heizsystems innerhalb der letzten 3 Jahre oder im laufenden Jahr geplant), Bauträger (Entscheider über das Heizsystem).

Sample: qualitative Befragung: 20 Privatpersonen, 10 Bauträger; quantitative Befragung: 160 Privatpersonen, 40 Bauträger.

Befragungszeitraum: qualitative Befragung: Mai/Juni 2008; quantitative Befragung: Juli/August 2008.

Die Ergebnisse können Sie unter www.energyagency.at downloaden.

Quelle: Energieagentur



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /