"Maulkorb für Kassandra"

7.4.2007 "KURIER"-Kommentar von Stefan Galoppi - Die Warnung von Experten zu zensieren schafft Bedrohungen nicht aus der Welt

Da arbeiten 2500 Wissenschafter jahrelang an einem Bericht zum Klima der Welt und sprechen endlich Klartext, den jeder Mensch versteht - und dann greifen mächtige Anzugträger zum Rotstift und streichen, was nicht in ihr nationales Wunschdenken passt. Qualifizierte Vorhersagen aus Selbstüberschätzung in den Wind zu schlagen hat sich schon im Fall Troias nicht bewährt, wo keiner auf Kassandras Rufe hörte. Heute sind es die großen Umweltsünder USA und China, die Warnungen missachten, um ihre Wirtschafts- und Lebensverhältnisse nur ja nicht anpassen zu müssen. Anstatt die Betroffenheit vieler Menschen über die düsteren Zukunftsszenarien in Energie umzuwandeln für vernünftige und langfristig auch wirtschaftlich profitable Veränderungen, geben manche Politiker lieber den Vogel Strauß. Auf die Dauer raubt einem aber auch diese Kopf-in-den-Sand-Haltung den Atem. Dass die USA den Passus über die Gefahr vermehrter Wirbelstürme, Trockenheit, Überflutungen und Brände in Nordamerika aus dem UNO-Bericht hinaus reklamierten, ist ein Akt lächerlicher Kraftmeierei. Hoffentlich erfährt auch der nächste Hurrikan davon und ist so beeindruckt, dass er sich vor Schreck gleich auflöst.

Rückfragehinweis: KURIER Innenpolitik

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OTS0129 2007-04-06/16:00

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