Erfolgreicher Abschluss des Wasserstoffprojekts H2argemuc

Wasserstofftechnik soll weiter ausgebaut werden

München - Das international renommierte Wasserstoffprojekt H2argemuc am Flughafen München wurde mit Ende 2006 erfolgreich abgeschlossen. Nach einer zweijährigen Planungs-, Genehmigungs- und Bauphase haben die Projektmitglieder weitere acht Jahre lang unterschiedliche Technologien der Erzeugung und Anwendung von Wasserstoff erprobt. Zum Jahresende lief die vierte Phase des bayerischen Innovations-Projekts aus. Die am 1. Januar 1997 gegründete H2argemuc – mit der weltweit ersten öffentlichen Wasserstofftankstelle – zieht dabei eine positive Bilanz. Mit Unterstützung des bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie haben die zwölf Partner die Alltagstauglichkeit von Wasserstoff nachgewiesen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden nun in andere Wasserstoffprojekte im Rahmen neuer Partnerkonstellationen überführt.

‘Wir haben belegt, dass die Wasserstofftechnologie Einsatzreife besitzt und Wasserstoff als Kraftstoff machbar sowie möglich ist’, resümiert Rainer Hörl, Vorsitzender des Partnergremiums. ‘Die H2argemuc war Vorreiter für viele nachfolgende Projekte, daher sind wir mit dem Verlauf und den Ergebnissen des zehn Jahre andauernden Demonstrationsprojekts sehr zufrieden.’ Das Interesse am Projekt war bei Fachleuten wie Laien gleichermaßen hoch: 15.000 Interessierte haben die H2argemuc besucht und sich von der innovativen Technologie überzeugt. Über 500.000 Kilometer haben die Pkw und Vorfeld-Busse ohne Zwischenfall auf dem Flughafengelände zurückgelegt – mehr als zwölf Mal um die Erde. 8.000 Betankungsvorgänge fanden an der Tankstelle statt, dabei wurden 115.000 kg Wasserstoff umgeschlagen. Seit August 2005 kamen die Wasserstoff-Busse sogar im Linienbetrieb des ÖPNV (MVV) zum Einsatz.

In insgesamt vier Projektphasen reichte der Leistungskatalog vom täglichen, operativen Geschäft mit der gasförmigen und flüssigen Wasserstoff-Betankung von Bussen und Pkw über verschiedene Erzeugungsformen wie Steamreformer sowie Elektrolyse bis hin zur Robot-Tankstelle. ‘Wir haben sämtliche Wege zur Wasserstoffherstellung und alle Anwendungsmöglichkeiten getestet’, so die stolze Bilanz des Vorsitzenden Hörl. Busse mit Brennstoffzellentechnik und Verbrennungsmotor wurden ebenso erprobt wie ein umweltfreundlicher Gabelstapler mit Brennstoffzelle.

‘Unsere Ziele waren von Anfang ambitioniert’, erinnert sich Rainer Hörl. Aufgabe war es, eine ganzheitliche Sicherheitstechnik zu entwickeln und umzusetzen, wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu analysieren und die breite Öffentlichkeit für das Thema zu gewinnen. Und das Partnergremium der H2argemuc wollte vor allen Dingen eines: Die Zuverlässigkeit und Alltagstauglichkeit von Wasserstoff nachweisen.

Mit Unterstützung der bayerischen Staatsregierung eröffneten die Technologieführer im Rahmen des Projekts daher am 5. Mai 1999 die weltweit erste öffentliche Wasserstofftankstelle am Flughafen München. Die bayerische Staatsregierung setzt seit langem große Erwartungen in Wasserstoff und Brennstoffzellen: In den vergangenen Jahren wurden über 50 Mio. Euro vom Freistaat für diese Technologien bereitgestellt. Damit hat Bayern mehr in die Wasserstoffforschung und -entwicklung investiert als alle anderen Bundesländer zusammen. Durch die aktive und frühzeitige Förderung hat sich das Land eine weltweite Spitzenposition erarbeitet. Das Wasserstoffprojekt H2argemuc wurde in den zurückliegenden Jahren mit 18 Mio. Euro gefördert. Die Partner des Projekts haben nochmals die gleiche Summe beigesteuert, so dass sich das Investitionsvolumen auf insgesamt 36 Mio. Euro beläuft.

Das Demonstrationsprojekt war ein wichtiger Schritt vom Prototypenstadium in Richtung Marktreife. Ein weiterer Betrieb der bei der H2argemuc installierten Komponenten würde jedoch keine neuen Erkenntnisse bringen. ‘Es ist deshalb ein logische Konsequenz, dass die – auf den Erfahrungen der H2argemuc beruhenden – fortgeschrittenen Technologien jetzt in andere Projekte überführt werden’, erläutert Hörl den Beschluss des Partnergremiums.

Bereits in der Vergangenheit diente die H2argemuc der Wasserstoffwelt als Vorbild: Die von den bayerischen Wasserstoffexperten angewendete Technik wurde weiterentwickelt und in internationale Projekte implementiert. So bildeten Erfahrungen aus der H2argemuc beispielsweise die Basis für das Clean Energy Partnership (CEP) in Berlin sowie das europäische Busprojekt HyFLEET:CUTE. ‘Die H2argemuc hat wertvolle Hinweise für den Alltagstest gebracht’, betont Rainer Hörl. ‘Die Partner tragen dies natürlich auch in ihren Aktivitäten weiter.’

In Zukunft wollen sich die Partner auf den Ausbau der Wasserstofftechnik konzentrieren. Die Pläne reichen von Testbeauftragungen der Fahrzeugindustrie über eine Kleinserie von Stadtbussen bis zum Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur. Projekte wie die CEP, Zero Regio, HyFLEET:CUTE, HySafe, HyStore, Roads2Hycom, Wasserstoffzentrum Lohhof sowie eine neue Tankstelle in München werden verstärkt ausgebaut. Die Ziele der Unternehmen bleiben ehrgeizig: Motorenkomponenten sollen verbessert, Bauteile standardisiert, Brennstoffzellen in Nutzfahrzeugen, Schiffen und stationären Stromversorgungen zunehmend eingesetzt werden. Auch der Brennstoffzellen-Hybrid-Bus wird weiter entwickelt. Und die erste Wasserstoff-Luxuslimousine, die den vollständigen Serienentwicklungsprozess durchlaufen hat, wurde vor kurzem der Öffentlichkeit präsentiert und kann ab 2007 einem ausgewählten Nutzerkreis zur Verfügung gestellt werden.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /