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"Heiße Luft" und andere Fragen zu einer Energiepolitik der Nachhaltigkeit.

Offener Brief von Richard Hubmann an Kammeramtsdirektor Dr. Heinz Kopetz

Sehr geehrter Herr Kammeramtsdirektor !

Als Leiter der Kammerexekutive der gesetzlichen Interessensvertretung der steirischen Bäuerinnen und Bauern haben Sie eine Vereinbarung mit der APG -VERBUND endverhandelt und mitunterzeichnet in dem die Entschädigungszahlungen für die Grundabtretung zur 380 KV-Leitung geregelt werden. Diese Vereinbarung wurde am 3. Feber den teilweise verduzten Kammerfunktionären aus den betroffenen Gemeinden präsentiert. Dort wurde auf kritische Anfragen, warum denn diese Vereinbarung gerade jetzt und ohne Einbeziehung der betroffenen verhandelt und unterschrieben worden ist, geantwortet, die Kammer habe so ihren gesetzlichen Auftrag zur Interessensvertretung erfüllt.

Als eines jener Kammermitglieder die von dieser geplanten 380 KV Leitung direkt betroffen sind, möchte ich dieser Ansicht klar widersprechen.

Dieses Projekt ist zwar hinter den Kulissen von den politischen Eliten gut abgesprochen, aber formal noch nicht genehmigt. Sie haben diese
Vereinbarung zur Grundabtretung zu einem Zeitpunkt unterzeichnet, an dem der öffentliche Teil der Umweltverträglichkeitsprüfung noch nicht einmal eingeleitet ist.

Herr DI Wanz, der Verteter der APG hat selbst erklärt, dass sich in nächster Zeit VERBUND- MitarbeiterInnen besonders um den Kontakt mit den Grundeigentümern bemühen wird. Es braucht keine besondere strategische Phantasie, um sich auszurechnen, dass diese "Bemühungen" dazu dienen sollen, die Bürgerbeteiligung im Rahmen des UVP Verfahrens zu schwächen und die abgeschlossene Vereinbarung eine unbezahlbare "Argumentationshilfe" für die APG.

Einen gesetzlichen Auftrag kann ich dahinter nicht erkennen.

Die Mehrheit der betroffenen Grundeigentümer und AnrainerInnen plädiert jedoch entweder für die Verkabelung der Leitung oder einen verstärkten Einsatz von dezentraler Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern.

"Österreich hat die einzigartige Chance zu demonstrieren, dass es
innerhalb eines Vierteljahrhunderts möglich ist, den Beitrag der erneuerbaren Energieträger von derzeit 25 auf 50 Prozent des Energieaufkommens anzuheben und dann, im weiteren Verlauf dieses Jahrhunderts, zur Gänze auf solare Energieformen umzusteigen." Diesen Satz haben Sie in der Einleitung zu zum Buch "Das Jahrhundertprojekt" (Wien 2002) geschrieben. Dort stellen Sie ein sehr weitreichendes Konzept zur Umstellung auf Solarenergie vor. Die geplante 380 KV Leitung ist kein Beitrag zu einem solchen Konzept, sondern das genaue Gegenteil. Sie wird gebraucht, weil maßgebliche Kräfte in Österreich und Europa auf die verstärkte Nutzung von Atomenergie und fossilen Kraftwerken setzen. Eine Studie der Firma Hornbachner Consulting weist nach, dass durch eine bescheidene Solaroffensive in der Steiermark und Kärnten hingegen, eine zusätzliche 380 kV-Leitung überflüssig wird. (Studie zum download siehe unten) Ein derartiger Gedankengang ist zumindest für Sie als Vizepräsident des Europäischen Biomasseverbandes und einschlägigem Buchautor plausibel.

Als Kammeramtsdirektor müsste es Ihnen daher um so leichter fallen, den so argumentierenden Widerstand gegen die 380 kV-Leitung aktiv zu unterstützen, statt Schützenhilfe für die APG zu leisten, indem Sie in unserem Namen im stillen Kämmerlein Verträge unterzeichnen. Ich kann zwar verstehen, dass Sie in Ihrer Rolle als Mitglied des Vorstandes des Steirischen Bauernbundes es gerne sehen, wenn die APG als Sponsor des Bauernbundes auftritt, einen "gesetzlichen Auftrag" zur Annahme von Ballspenden kann ich nicht erkennen.

Da Sie einer einschlägigen Öffentlichkeit weder als Kammeramtsdirektor noch als Bauernbundfunktionär bekannt sind, sondern als Buchautor und "Biomassepapst", fordere ich Sie dringend auf, öffentlich aus der Sicht einer Strategie der Entwicklung einer nachhaltigen Energiewirtschaft zur 380-kV Leitung Stellung zu nehmen.

mit sonnigen Grüßen

Richard Hubmann, Obmann der BI gegen die 380 kV-Leitung


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Kurzstudie 380kV Steiermarkleitung.pdfDOWNLOAD Kurzstudie 380kV Steiermarkleitung.docDOWNLOAD


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