380-kV-Leitung umweltverträglich?

LAbg. Peter Hagenauer: Spätestens seit Hainburg wissen wir, dass neben der Umweltverträglichkeit auch die soziale Verträglichkeit zu beachten ist.

Wenn die 380-kV-Leitung für die Steiermark so notwendig ist, warum wurde dann der (in der vergangenen Periode einstimmig und in der laufenden Periode mehrheitlich gefasste) Landtagsbeschluss, mögliche Alternativen zum Bau der Leitung zu untersuchen, nie von der Landesregierung in Auftrag gegeben? Die seinerzeit von einem unabhängigen Gutachter (Mag. Ing. Lechner, Energieverwertungsagentur EVA) untersuchte Begründung für den Bedarf hatte das von der Verbund AG vorgelegte Gutachten vernichtend kritisiert.

Für die Grünen ist klar, warum die ÖVP vor dieser Untersuchung Angst hat:

1) Für die Oststeiermark wird allein durch das kürzlich eingeleitete Verfahren zur Errichtung einer 110-kV-Leitung im Raabtal, welche das ungarische Netz mit dem burgenländischen und steirischen verbinden soll, das Problem der Versorgungssicherheit endgültig gelöst.
Auch der Bedarf des Raums Graz würde allein mit der geplanten Errichtung eines 800-Megawatt-Gaskraftwerks mehr als gedeckt sein (dieses Kraftwerk würde in etwa so viel elektrischen Strom erzeugen, wie die gesamte Steirmark verbraucht; es soll ausdrücklich als Grundlastkraftwerk, d.h. das ganze Jahr über betrieben werden).

2) Von der Liberalisierung des Strommarktes haben nur die Großverbraucher, nicht aber die kleinen profitiert. Es sind nur die großen, für die eine Leitung Sinn macht. Es ist daher nicht der Bedarf, sondern ein geringerer Preis, der hinter dem Projekt der 380-kV-Leitung steht. Für die Kosten der Leitung müssen aber alle, auch die Kleinverbraucher, aufkommen. Aber auch dieses Motiv entfällt mittlerweile: Die Strompreise steigen wieder. Dass es nur um billigen Strom und nicht um Versorgungsengpässe geht, zeigt auch die Angst vor einer Verkabelung: Sie ist teurer und erhöht den Preis, daher nicht erwünscht; von einem Engpass der Versorgung wird nicht gesprochen.

3) Auch die jüngste Initiative im Parlament zur Erleichterung einer Enteignung beweist die Unaufrichtigkeit der Diskussion: Es ist unerträglich, dass im Namen des Gemeinwohls die Enteignung erleichtert wird, während auf der anderen Seite eine auf Gewinn orientierte AG (der Betreiber Austrian Power Grid APG) das Interesse einiger Weniger vertritt.

4) Eine Untersuchung des großen Netzzusammenbruchs in Italien hat ergeben, dass die Ursache in einem ungezügelten und nicht planbaren freien europäischen Strommarkt lag: Wenn jeder jederzeit überall Strom kaufen kann, sind Netzüberlastungen unvermeidbar.

5) Länder wie Tschechien und die Slowakei setzen offensiv auf eine Rolle als Versorger Westeuropas mit (auf Kosten künftiger Generationen) billigem Atomstrom. Hier liegt die Rolle der 380-kV-Leitung durch die Ost-Steiermark: im Transit und im Import! Genau das muss aber verhindert werden und ist Grund genug, die Leitung nicht zu bauen!

LAbg. Peter Hagenauer
Für Rückfragen: 0664/304 64 64


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