Mit Alternativen und Visionen unterwegs

In den letzten Tagen waren mehr als 70 Träger des Right Livelihood Award, der als "Alternativer Nobelpreis" bekannt ist, in Salzburg. Beim Tag der Begnung waren sie unterwegs

Jean-Marie Krier (Klimabündnis Salzburg) und Robert Müllner (AUGE Salzburg) hatten gemeinsam die aufwändige Organisation dieses Tages übernommen. Die anwesenden Preisträger waren zu Vorträgen, Gesprächen und Diskussionen im ganzen Bundesland Salzburg unterwegs, um von ihren Ideen und Projekten zu erzählen und diese so weiterzuverbreiten. SIe waren bei Veranstaltungen des Katholischen Bildungswerks, der Arbeiterkammer und der Wirtschaftskammer, aber auch in Schulen, in universitären Einrichtungen oder auf Biobauernhöfen.

Es ist möglich, etwas zu ändern

Mohamed Idris aus Malaysia war in der Holz-Fachhochschule Kuchl, wo der Vorkämpfer gegen die Abholzung des Regenwaldes und Streiter für die Erhaltung der indigenen Kultur großen Eindruck bei den Schülern und den Lehrern hinterließ und seine Ideen über nachhaltige Entwicklung weitergab. Auch Hunter Lovins, USA, die Sprecherin des Arbeitskreises ‘Entwicklung einer gemeinsame Vision’ und Preisträgerin für ihren Einsatz um nachhaltiges Wirtschaften und ökologische Energiegewinnung, rüttelte die Zuhörer mit ihrem Vortrag auf. Es gäbe heute mehr Arbeitssklaven als zu der Zeit, da Sklaverei noch legal war, so Hunter Lovins. Aber: Die Menschen hätten die Handelsabkommen und ähnliches gemacht, also könnten die Menschen diese auch ändern. Auch Steven Gaskin, USA, Preisträger des ersten Jahren 1980 für seinen Einsatz für Alternative Lebensformen und Selbsthilfeeinrichtungen sowie Patrick van Rensburg, Botswana, 1981 Preisträger für erfolgreiche Lebensmodelle gegen die Apartheid, waren in Kuchl zu Gast.

Zum Abschluss des Treffens in Kuchl wurde – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit – gemeinsam ein Baum gepflanzt.

Alla Yaroshinskaya über die Folgen von Tschernobyl

Alla Yaroshinskaya, Alternativ-Nobelpreisträgerin 1992, jene Journalistin die über den Tschernobyl- Unfall und seine Folgen als erste umfangreich berichtete, erzählte Schülern in Bischofshofen mehr über die Hintergründe der atomaren Katastrophe im Kernkraftwerk Tschernobyl. Abends stand sie im Kulturfestsaal Bürgern Rede und Antwort. Die Reporterin aus der Ukraine hatte damals mit der Veröffentlichung der Protokolle alle Vertuschungsversuche der Regierung nach der Explosion im April 1986 verhindert und großes öffentliches Interesse in der damaligen Sowjetunion hervorgerufen.
Im Privatgymnasium St. Rupert auf dem Kreuzberg in Bischofshofen richtete die Ukrainerin eindringliche Worte an die Jugend. Schüler sind ihr besonders wichtig: ‘Es ist mir ein Anliegen die Jugend zu erreichen. Denn nächstes Jahr ist es 20 Jahre her, dass diese größte Katastrophe aller Zeiten geschehen ist. Seither versuchen die Menschen das zu verdrängen, doch neun Millionen leiden noch immer unter den Spätfolgen der Verstrahlung. Das zu wissen ist für die Jugend in westlichen Ländern sehr wichtig. Denn für sie ist Tschernobyl in erster Linie ein geschichtliches Ereignis, das kaum etwas mit der Gegenwart zu tun habe’, so Yaroshinskaya.
‘Österreich hat eine Pionierleistung für die Weltgemeinschaft damit erbracht. Jeder, der die Gefahren kennt, gratuliert Ihnen zu dieser Entscheidung damals. Das Nein zur Atomenergie ist eine große Tat. Österreich ist ein Beispiel in der Welt dafür, dass man diese Systeme und ihre Vertreter stoppen kann.’

Ein Welt- Zukunft-Rat mit alternativen Nobelpreisträgern

Der Gründer und Stifter des Right Livelihood Award, Jakob von Uexküll erwartet sich am Ende des Treffens der Alternativen Nobelpreisträger nicht ein großes Alternativ-Manifest, sondern Vereinbarungen für praktische Projekte und ein konkretes Arbeitsprogramm für die Zukunft. Von Uexküll meinte weiters, das Treffen solle vor allem der Vernetzung der kleinen und größeren Initiativen dienen und darüber hinaus eine Stärkung der gemeinsamen Arbeit der Preisträger bewirken.

Von Uexküll stellte auch den Sinn der Right Livelihood Foundation klar dar: " Der Right Livelihood bricht das Schweigen der Stillen und bringt sie in die Schlagzeilen. Vielfach wurden sie oft erst als Spinner dargestellt. Vom Standpunkt unserer Welt aus betrachtet sind die Träger des Alternativen Nobelpreises die Realisten, während sich ihre Gegner trotz wachsender Machtfülle immer mehr und mehr als ‘weltfremde Spinner’ entpuppen".

Er bedankte sich auch dafür, dass in Salzburg alle so hervorragend mit der Right Livelihood Foundation zusammengearbeitet hätten, um das Treffen zu ermöglichen: Das Land Salzburg mit Prof. WInter., dem Leiter der Abteilung Kulturelle Sonderprojekte, die Leopold-Kohr-Akademie, das Klimabündnis, das Katholische Bildungswerk, die grüne Gewerkschaft Auge, die Arbeiterkammer bis hin zur Salzburger Wirtschaft hätten alle gemeinsam etwas bewegt, dass ohne dieses Team nicht möglich gewesen wäre.

Als nächstes Projekt sei die Schaffung eines Welt-Zukunfts-Rates geplant, so Jakob von Uexküll. Vieles, was wir heute wissen und können, so Uexküll, werde nicht realisiert. ‘Wir wissen, was wir wollen und können, aber der Weg dahin muss entwickelt und umgesetzt werden’. Dazu werde man weltweit die Zusammenarbeit mit der Politik suchen – und finden – müssen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /