© ROBIN CONSULT Lepsi /Top Speakers Lounge in Wien
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Wiener Linien-Chefin will Wien zur „Tramhauptstadt der Welt“ machen

Smart Traffic im Mittelpunkt der Top Speakers Lounge der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein

Wien - Bald sollen uns E-Mobilität und smarte Verkehrssysteme schneller und effizienter ans Ziel bringen. Doch halten diese Heilsversprechen einem Reality-Check stand? Wie Wien zur Tramhauptstadt der Welt werden soll, warum Radfahrwege nicht immer eine Lösung sind und warum uns in Wien noch größere Baustellen drohen, wurde bei der Top Speakers Lounge der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein bei PwC Österreich diskutiert.

Smarter Verkehr: Vieles ist Zukunftsmusik, vieles steckt noch in den Kinderschuhen – zumindest, wenn man an europäische Städte denkt. Bei der Top Speakers Lounge in den Räumlichkeiten von PwC Österreich im DC Tower diskutierten Alexandra Reinagl, Vorsitzende der Geschäftsleitung Wiener Linien, Frank Simon Aeschbacher, CEO Swiss E-Mobility Group/ Zürich, Matthias Nagler/ÖAMTC und Michael Sponring/Territory Leader Energy, Utilities & Resources, PwC Österreich, wohin die Reise führt und welche Stolperfallen es geben könnte.

U5 ist letzte U-Bahn in Wien

Trotz vieler unterschiedlicher Standpunkte war klar, an den öffentlichen Verkehrsmitteln wird auch in Zukunft kein Weg vorbeiführen. In ihrem Impulsvortrag betonte Alexandra Reinagl, dass unter dem Titel „Jahrzehnt der Modernisierung des Öffi-Netzes“ 12 neue U-Bahn-Stationen und - bis 2040 - alle 500m ein WienMobil Sharing-Angebot geplant seien. Trotz des Ausbaus wird die U5 die letzte neue U-Bahn in Wien sein. „Ich setze in Zukunft auf Straßenbahnen, weil man sich fragen muss, wie umweltverträglich die U-Bahn ist. Stichwort Tiefbau und CO2. Die U5 wird daher die letzte U-Bahn sein. Hier in Wien haben wir auf die Straßenbahn gesetzt. Das ist ein Vorteil. Meine Vision: Wir werden die Straßenbahnhauptstadt der Welt. Die Straßenbahn ist eine Antwort auch für Pendler und wir setzen auf die neuesten Technologien. Natürlich würden wir auch gerne eine Straßenbahn ins Umland bauen, aber dafür braucht man Partner, und die sind noch offen“, so Alexandra Reinagl. Bei all der Euphorie für den Ausbau des öffentlichen Netzes ist sich die Chefin der Wiener Linien auch der Auswirkungen auf die Bewohner bewusst. Reinagl: „Wir haben das Jahr des öffentlichen Verkehrs ausgerufen. Jährlich müssen 3 Prozent des Schienennetzes erneuert werden. Das heißt, die Baustellen gehen sich im Sommer nicht mehr aus. Sie werden länger und größer, denn man reißt nicht erst die Schienen raus, dann kommt das Fernwärmenetz und dann der Kanal. Jetzt wird möglichst alles auf einmal gemacht und danach 15 Jahre nicht mehr angefasst.“

Weniger überzeugt ist die Managerin von der individuellen Mobilität. Auch wenn in Zukunft 60 E-Busse der Wiener Linien den CO2 Verbrauch senken sollen, so sind für Reinagl E-Autos nicht die Zukunft der Mobilität in der Stadt. „Man sollte etwas über Verzicht nachdenken. Daher steht Verkehr vermeiden an erster Stelle. Wenn das nicht geht, sollte er verlagert werden und letztendlich verbessert werden.“

Matthias Nagler vom ÖAMTC meint: „In der Stadt gibt es kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Man muss den öffentlichen Raum neu denken und nicht überall einen Radstreifen hineinquetschen. Wir haben konkrete Konzepte entwickelt und zeigen, dass es möglich ist, die Interessen aller Verkehrsteilnehmer unter einen Hut zu bringen. Menschen vom Autofahren abzuhalten, ist nicht die Lösung. Viel wichtiger sind Anreize, wie zum Beispiel der öffentliche Verkehr. Auch die meisten ÖAMTC-Mitglieder fahren in der Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Im Umland dominiert das Auto, aber von Wien nach St. Pölten kommt man mit dem Auto in 20 Minuten nicht.“

Das Thema Angebot ist für Frank Simon Aeschbacher der Schlüssel zur Mobilität von morgen. „Das Angebot für die Mitarbeiter ist wichtig. Das kann ein Fuhrpark für den täglichen Bedarf sein oder, wenn man die Mitarbeiter motiviert, mit dem Rad – eventuell als Leasingangebot - zu fahren. Hinzu kommt unser Angebot an Unternehmen, ihnen eine ganzheitliche Beratung zukommen zu lassen.“


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /