© Marc Graf & Christine Sonvilla / Luchs im Nationalpark Kalkalpen
© Marc Graf & Christine Sonvilla / Luchs im Nationalpark Kalkalpen

Schutzgebiete sind Rückgrat des Naturschutzes

Naturschutzbund plädiert zum 111-Jahr-Jubiläum für Erweiterung von Schutzgebieten

Im Jubiläumsjahr des Naturschutzbundes Österreich steht die unbestrittene Bedeutung von Schutzgebieten für die biologische Vielfalt im Fokus. Österreichs älteste und größte Naturschutzorganisation war maßgeblich an der Entstehung und Entwicklung praktisch aller Nationalparks beteiligt und setzt sich vehement für die Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie ein.

Alle EU-Mitgliedsstaaten müssen demnach 30 Prozent der Landes- bzw. Meeresfläche bis 2030 durch Schutzgebiete wirksam schützen – ein Drittel davon streng. In Österreich stehen zwar formal bereits 29 Prozent der Staatsfläche unter Schutz, nur 3 Prozent sind jedoch streng geschützt. Es gibt also dringenden Aufholbedarf. „Es braucht für Schutzgebiete ein professionelles Management, das für eine wissenschaftlich fundierte Betreuung und Erweiterung der für unsere Artenvielfalt so essentiellen Naturlandschaften kämpft. Auch bei der Vernetzung der Schutzgebiete untereinander gibt es in Österreich dringenden Aufholbedarf“, sagt Thomas Wrbka, Präsident des Naturschutzbundes Österreich. „Professionell betreute Schutzgebiete sind der Schlüssel für eine reiche Arten-, Lebensraum- sowie genetische Vielfalt. Sie sind Überlebensinseln in der sonst oft sehr intensiv land- oder forstwirtschaftlich genutzten oder zersiedelten Landschaft“, ergänzt Bernhard Schön, Fachbeirat des Naturschutzbundes Oberösterreich.

Überlebensinseln brauchen Vernetzung

Es braucht eine funktionierende grüne Infrastruktur, in der Schutzgebiete als Knoten eines Netzwerkes ihre Aufgabe als Überlebensinseln erfüllen können. Dies ist leider bislang nur mangelhaft gewährleistet. Dazu fehlt oft professionelles Management und Monitoring, wodurch ein nachhaltiger Schutz der Naturoasen nicht mehr garantiert werden kann. Erschwerend kommt hinzu, dass es kein österreichweites Bundesrahmengesetz gibt und in jedem Bundesland verschiedene Schutzbestimmungen gelten. „Damit unseren Artenvielfalt erhalten bleibt, drängen wir auf ein bundesweites Gesetz, das Naturschutzmaßnahmen verbindlich und einheitlich regelt“, sagt Schön. In Österreich sind nur die sechs Nationalparks sowie das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal streng geschützt. Das macht aber erst drei Prozent von den in der EU-Biodiversitätsstrategie vereinbarten zehn Prozent aus. Der Naturschutzbund plädiert daher dringend dafür, dass weitere Schutzgebiete eingerichtet bzw. bestehende erweitert werden. Auch das europaweite Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 soll in Österreich weiterentwickelt werden. Hier liegen wir erst bei 15 Prozent und damit vier Prozentpunkte unter dem EU-Schnitt.

Naturschutzbund fordert Erweiterung des Nationalparks Kalkalpen

Anlässlich seines 111-Jahr-Jubiläums lud der Naturschutzbund am 12. April zu einer Pressewanderung in den Nationalpark Kalkalpen. Die NGO informierte über den aktuellen Zustand von Schutzgebieten in Österreich. Vor allem aber wies sie darauf hin, dass die schon 1997 gesetzlich festgelegte Erweiterung des Nationalparks auf die Haller Mauern, das Warscheneck und das Tote Gebirge bis heute nicht erfolgt ist. „Bund und Land müssen endlich ihren Verpflichtungen nachkommen, nicht nur im Sinne der kleinen Luchspopulation, die im Nationalpark Kalkalpen um ihre Existenz kämpft, sondern auch zur Bewahrung dieses einzigartigen oberösterreichischen Schutzgebietes“, sagt Julia Kropfberger, Obfrau des Naturschutzbundes Oberösterreich.

In seiner 111jährigen Geschichte war der Naturschutzbund an der Entstehung und Entwicklung zahlreicher Schutzgebiete beteiligt. „Wir sind stolz, als Österreichs älteste und größte Naturschutzorganisation maßgeblich an der Begründung der österreichischen Nationalparks, u.a. des Nationalparks Kalkalpen, mitgewirkt zu haben“, so der Naturschutzbund-Präsident Wrbka.


Ines Hickmann


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /