© Region Marchfeld/v.li.Karin Neckamm, Christine Scharinger, Bgm. Elisabeth Wagnes, Rafaela Obetzhauser.2.R:Marlene Nagl, Niko Skarabela,Markus Unger, Doris Holler-Bruckner, Bgm.Bobits
© Region Marchfeld/v.li.Karin Neckamm, Christine Scharinger, Bgm. Elisabeth Wagnes, Rafaela Obetzhauser.2.R:Marlene Nagl, Niko Skarabela,Markus Unger, Doris Holler-Bruckner, Bgm.Bobits

Wohin rollt die e-mobile Welle?

Ein E-Salon im Schloss Orth zeigte das Potential von E-Mobilität für den Einsatz in unterschiedlichsten Bereichen auf

© Region Marchfeld / Treffen mit Experten und Expertinnen Am Markt mit unterschiedlichsten E-Fahrzeugen
© Region Marchfeld / Treffen mit Experten und Expertinnen Am Markt mit unterschiedlichsten E-Fahrzeugen
© Region Marchfeld/ Das Organisationsteam Karin Neckamm/bvmobil, Rafaela Obetzhauser/KEM, Doris Holler-Bruckner/bvmobil und Marlene Nagl /KEM freuten sich über einen gelungenen E-Salon mit interessierten Gästen
© Region Marchfeld/ Das Organisationsteam Karin Neckamm/bvmobil, Rafaela Obetzhauser/KEM, Doris Holler-Bruckner/bvmobil und Marlene Nagl /KEM freuten sich über einen gelungenen E-Salon mit interessierten Gästen

Orth an der Donau- Elektrofahrzeuge sind in aller Munde, doch wie alltagsfähig sind sie wirklich? Wie steht es aktuell mit Reichweite, Langlebigkeit, Finanzierung, Einsatz im Alltag? Bei einem spannenden E-Salon im Schloss Orth, zu dem die Klima- und Energie-Modellregion Marchfeld gemeinsam mit dem Bundesverband nachhaltige Mobilität einlud, gab es Antworten zu diesen Fragen. Bereits davor konnten unterschiedlichste E-Fahrzeuge Am Markt besichtigt werden und die Experten befragt werden.

Bürgermeisterin Elisabeth Wagnes und Klima- und Energiemodellregionmanagerin Rafaela Obetzhauser begrüßten die zahlreichen interessierten Gäste im Schloss Orth, unter denen u.a. Wolfgang Löser, der den ersten energieautarken Bauernhof Österreichs schon vor mehr als 20 Jahren umsetzte, und Helga Morocutti, Pionierin der E-Mobilität und Ehrenpräsidentin des Bundesverbands nachhaltige Mobilität, die bereits seit mehr als 20 Jahren rein elektrisch unterwegs ist und genauso lange auch den Strom für die meisten Fahrten selbst auf ihrem Dach erzeugt.

Nikolaus Skarabela, Geschäftsführer der Fahrschule Skarabela aus Groß-Enzersdorf und Energie- und Mobilitätsbeauftragter von Schachinger Logistik, einem der größten Logistik-Unternehmen Österreichs, bringt es auf den Punkt: „Es gibt große Chancen für einen Weg raus aus fossilen Treibstoffen und die Wertschöpfung bleibt dabei im Land.“ Fahrschulen sieht er in Zukunft als Mobilitätsschulen. Große Umbrüche kommen im Schwerverkehr. Die Firma Schachinger hat einen E-LKW bereits im Einsatz und 15 E-LKWs bestellt. Mehr als 50% der PKW-Flotte von Schachinger Logistik ist auf E-Fahrzeuge umgestellt, mit dem Firmenziel, 100% bis 2030 zu erreichen. Zur Gesamtphilosophie gehört auch, die verbrauchte Energie selbst vor Ort zu erzeugen, was mit mehreren PV-Flächen auf den Dächern aller Hallen schon passiert. Erneuerbare Energien sollen parallel zur Ausweitung der Elektrifizierung der Flotte ausgebaut werden. „Der e-mobile LKW-Sektor wächst, so wie es vor ein paar Jahren bei den E-Autos war. Die langfristigen Kosten müssen aber wirtschaftlich überzeugend sein,“ so Skarabela.

Markus Unger, Geschäftsführer von „Wir sind solar“, hat 2011/12 erste E-Transporter angeschafft. Mittlerweile sind 85 Prozent seiner Firmenflotte elektrifiziert. Er sagt: „Ich will nicht wieder abhängig sein von Energieversorgern, sondern sowohl im privaten Bereich als auch im Unternehmen selbst Energie erzeugen können und damit möglichst unabhängig sein.“ Sein Fokus sind Gesamtlösungspakete, von der Energieezeugung/Photovoltaik, über den Energiespeicher bis zum eigenen Strom für E-Fahrzeuge, und das nicht nur im privaten Bereich.

Doris Holler-Bruckner, Präsidentin des Bundesverbands nachhaltige Mobiltiät, ist überzeugt: „Auch im Verkehrsbereich sind massive Änderungen im Kommen. 100% erneuerbare Energien sind machbar und bringen uns viel Wertschöpfung in Österreich, z.B. flossen 2023 12,9 Mrd. für fossile Energien 2023 ins Ausland ab.“ Problem sei, dass viele Menschen nicht die Gesamtkosten des Autos sehen. „Ein Vergleich VW Golf gegen VW ID.3 bei rund 15.000 gefahrenen km/Jahr zeigt, dass bereits nach 29 Monaten das Elektroauto von den Gesamtkosten günstiger ist.“

Der Bürgermeister der Marktgemeinde Lassee, Roman Bobits, zeigte an konkreten Beispielen aus der Praxis, wie eine Gemeinde umsetzen kann. Die Marktgemeinde, die als eine der ersten e5-Gemeinden Niederösterreichs bereits mehrere Jahre erneuerbare Energie und Energieeffizienz forciert, versorgt mit PV-Strom von mittlerweile 9 Dächern mit 330 kwP, auch andere Gemeindegebäude. Sie hat 7 E-Fahrzeuge im Einsatz, eines davon wird dem Verein „Fahrtwind-Express“ mit rund 120 Mitgliedern für Fahrtendienste für jene, die weniger mobil sind, zur Verfügung gestellt. „Als ein alter Pritschen-Wagen ausgedient hatte, wurde 2021 ein E-Nutzfahrzeug angeschafft. Es ist nun eines der Lieblingsfahrzeuge der Beschäftigten, da es schmäler und damit besonders vielfältig einsetzbar ist. z.B. auf öffentlichen Grünflächen oder im Friedhof.“ so Bobits.

Finanzierungsexpertin Christine Scharinger hat 2012 erstmals eine Flotte von 200 Elektroautos finanziert. Die Erfahrung zeigte, dass kaum Service für die E-Fahrzeuge notwendig war. „Das brachte am Ende der Finanzierungslaufzeit ein klares Plus, “ so Scharinger, die mit ihrem „grünen Daumen“ schon davor Windprojekte bei Raiffeisen in die Umsetzung brachte und von wirtschaftlichen Erfolgen auch im erneuerbaren Energiebereich und in Kombination mit E-Mobilität berichten konnte. „Einer meiner Kunden ist mehr als 600.000 km mit seinem Tesla Model S gefahren, die Gesamtkosten sind definitiv weit unter jenen eines Verbrennerfahrzeugs, und das E-Auto bewährt sich bei Langstrecken,“ so Scharinger.

Spannende Inputs zu Praxiserfahrungen kamen auch aus dem Publikum. Michael Berlin von Zehetbauer Fertigrasen, wo es auf Firmengebäuden und Hallen PV-Flächen gibt, als wichtige Voraussetzung um diverse Fahrzeuge mit eigenem Strom elektrisch laden zu können, berichtet: „Bei jedem Tausch eines Fahrzeuges oder Gerätes wird „fossil“ durch „elektrisch“ ersetzt, wir haben z.B. einen E-Radlader und alle PKWS sind E-Autos. Wir stellen einfach immer weiter um! Sieben Ladepunkte gibt es auch.“

Der energieautarke Bauer Wolfgang Löser zeigt auf: „Mir sind hohe Energiekosten egal. Ich bin seit 20 Jahren energieautark. Das macht vollends unabhängig. Russisches Erdöl ist mir vollends egal.“ Löser hat seine Traktoren schon vor längerer Zeit auf Pflanzenölbetrieb umgerüstet, die Sonnenblumen dafür baut er selbst an und presst sie dann. Den Presskuchen verwendet er für den Humusaufbau seiner Felder. Er fährt, genauso wie seine Tochter, die ein Plusenergiehaus bewohnt, seit mehreren Jahren rein elektrisch und seine Erfahrung zeigt, dass er problemlos genügend Energie für das E-Auto zusätzlich erzeugen kann.

Moderatorin Karin Neckamm freute sich über die vielen positiven Beispiele der Gäste, die bei einem E-Salon ebenfalls zu Wort kommen und aufzeigten, dass es nicht nur Pioniere gibt, sondern Umsetzung in unterschiedlichsten Bereichen.

Unterstützt wurde die Veranstaltung von der KEM-Region Marchfeld mit Mitteln des Klima- und Energiefonds.


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