© Greenpeace / 230.000 Wohnungen stehen leer
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Greenpeace-Analyse: 230.000 Wohnungen in Österreich stehen leer

Leerstehende Wohneinheiten Österreichs könnten ganz Graz beherbergen - Greenpeace fordert Nationalrat auf, gesetzliche Grundlagen für effektive Leerstandsabgabe zu beschließen

Eine aktuelle Greenpeace-Berechnung zeigt: Etwa 230.000 Wohnungen und Häuser in Österreich stehen leer. Damit könnte locker der gesamte Wohnbedarf der Stadt Graz gedeckt werden. Gleichzeitig werden jährlich rund 60.000 neue Wohnungen gebaut und damit fruchtbare Böden zubetoniert. Greenpeace fordert, dass schnellstmöglich eine Leerstandsabgabe beschlossen und von den Ländern verpflichtend umgesetzt wird. Morgen endet die Begutachtungsphase für den Gesetzesentwurf, der den Bundesländern ermöglicht, eine effektive Leerstandsabgabe einzuheben.

Melanie Ebner, Bodenschutz-Sprecherin bei Greenpeace: „In Österreich stehen tausende Wohnungen leer. Gleichzeitig werden hektarweise fruchtbare Böden verbaut und enorme Mengen an Ressourcen aufgewendet, um neuen Wohnraum zu schaffen. Das ist ein absurdes, umweltschädliches System, von dem in erster Linie Immobilienspekulanten profitieren.” Greenpeace hat basierend auf den verfügbaren Daten und Studien zu Wohnungsbau und Leerständen berechnet, dass rund 230.000 Wohnungen mit 17,4 Millionen Quadratmeter Wohnungsfläche leer stehen. Gleichzeitig werden pro Jahr durchschnittlich 60.000 Wohnungen neu gebaut. Die Bevölkerung nimmt hingegen viel langsamer zu als die neu gebaute Wohnfläche: Während diese im Zeitraum von 2011 bis 2021 um 6,3 Prozent gewachsen ist, hat der Wohnraum im selben Zeitraum um beinahe das Doppelte (12,4 Prozent) zugelegt.

Im Schnitt beträgt die Leerstandsquote in Österreich 4,7 Prozent. Die höchsten Leerstandsquoten finden sich in Kärnten (5,7 Prozent), Tirol (5,6 Prozent) und Salzburg (5,2 Prozent). Die niedrigsten Leerstandsquoten haben Wien mit 3,4 und Vorarlberg mit 3,9 Prozent. Laut Greenpeace-Erhebung sind zudem 11,5 Prozent aller Wohnungen in Österreich als Nebenwohnsitz angemeldet – und stehen damit ebenfalls temporär leer. Die höchsten Nebenwohnsitz-Quoten befinden sich in Burgenland, Niederösterreich und Salzburg.

Wie effizient eine Leerstandsabgabe ungenutztem Wohnraum entgegenwirken kann, zeigt das französische Modell: Die 1999 in Frankreich eingeführte Leerstandsabgabe konnte die Anzahl der Leerstände ab der Einführung bis 2013 um 13 Prozent reduzieren. Auf Österreich umgelegt entspräche das rund 40.000 Wohnungen, die wieder bewohnt wären. Mit dem Steuererlös einer Leerstandsabgabe könnten anschließend dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen finanziert werden. „Wenn leer stehende Wohnungen und sporadisch genutzte Zweitwohnungen reaktiviert werden, könnten wir bis zu 4.170 Hektar an Fläche für Neubauten einsparen - das ist etwa der gesamte Boden, den Österreich in einem Jahr verbraucht”, sagt Ebner. Greenpeace fordert die Bundesländer auf, eine Leerstands- inklusive Nebenwohnsitzabgabe verbindlich und rasch umzusetzen, sobald die gesetzliche Grundlage beschlossen ist.

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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /