© Chris LeBoutillier auf Pixabay / Fossile Energie
© Chris LeBoutillier auf Pixabay / Fossile Energie

Deutschland: Kraftwerksstrategie ohne neue Erdgaskraftwerke umsetzen

Energy Watch Group gibt klare Stellungnahme ab

Die Energy Watch Group hat die am 12. Februar veröffentlichten Eckpunkte der Kraftwerksstrategie der deutschen Bundes­regierung bewertet. Diese Eckpunkte befassen sich mit dem Ausbau der flexiblen Kapazität zur Stromerzeugung, um das variierende Ange­bot des sehr günstigen Wind- und PV-Stroms zu kompensieren. Sie beinhalten

* Ausschreibung des Neubaus von vier Erdgaskraftwerken mit je 2,5 GW Kapazität durch die Bundesregierung, die dann im Zeitraum 2035-2040 auf grünen Wasserstoff umgerüstet werden sollen.

* Aufbau eines noch auszugestaltenden “marktorientierten, technologie-neutralen Kapazitätsmechanismus“, um weitere flexible Kapazitäten zu beschaffen.

Ausschreibung und Ausgestaltung sollen bis Ende des Sommers erfolgt sein.

Deutschland braucht flexible, CO2-freie Kapazitäten, um die variierende Wind- und PV-Stromerzeugung zu einem verlässlichen Stromangebot zu ergänzen. Aber erst große, neue Erdgaskraftwerke zu bauen und betreiben – und diese dann auf grünen Wasserstoff umzubauen ist die teuerste Option und heizt das Klima weiter auf:

Es gibt kostengünstigere, schnellere und zuverlässigere Optionen, inkl. bestehende Erdgaskraftwerke direkt für grünen Wasserstoff umbauen (35 GW Kapazität), die bestehenden Biogas-Kraftwerke von Grundlast auf flexible Spitzenlast umstellen inkl. Leistungsausbau (12-24 GW Kapazität) und die Nutzung von Stromspeichern ausbauen (deutlich über die bestehenden 1-2 GW hinaus).

Verlängert ohne Not den Einsatz fossiler Kraftstoffe in Deutschland und trägt zur weiteren Erderwärmung bei
Große neue Erdgaskraftwerke zu bauen, dient den Erdgaslieferanten, großen Energieversorgern und großen Kraftwerksbauern. Es dient nicht den deutschen Bürger*innen, Unternehmen oder Klimazielen.

Deshalb sollte die Beschaffung flexibler Kapazität in den nächsten Monaten so ausgestaltet werden, dass sie

* von Anfang an CO2-frei ist

* Angebote zulässt von Kraftwerken aller Größen (nicht nur 2.5 GW) und Energieträger (nicht nur mit grünem Wasserstoff) sowie von allen Energiespeicher-Arten (z.B. Wasserkraft, Batterien)

Die Ausgestaltung des “Kapazitätsmechanismus” für die Beschaffung von flexibler Kapazität sollte dementsprechend beinhalten:

zeitlich differenzierte Strompreise, um Nachfrage in einem sinnvollen Umfang hin zu den “Spitzen” und weg von den “Tälern” der Wind- und PV-Stromerzeugung zu verschieben – und so die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage an erneuerbarem Strom zum Teil zu schließen.

flexible Kapazitäten für die verbleibende Lücke in langfristigen Verträgen mit den „Mechanismen“ private Ausschreibung (Netzbetreiber u.a.) oder staatlich gesetzte Fixpreise zu beschaffen. Dabei sollten alle Energieträger (z.B. grüner Wasserstoff, Biogas, Geothermie, Batterien und andere Speicher) und Anbieter (neben Großen auch relativ kleine inkl. Bürgerenergiegemeinschaften) zulässig sein, damit viel Kapazität zu niedrigen Preisen angeboten wird.

In Deutschland haben sich die „Mechanismen“ Strombörse (disruptive Preisschwankungen) und staatliche Ausschreibungen (komplex, Leistungsdeckel) als nicht besonders effektiv bei der Schaffung eines schnell wachsenden und kostengünstigen Angebots an erneuerbarem Strom erwiesen.

Dies ist in der Stellungnahme der Energy Watch Group zu den Eckpunkten der Kraftwerksstrategie weiter ausgeführt und mit Quellen hinterlegt.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /