© ptra auf pixaybay.com
© ptra auf pixaybay.com

ÖBB-Nordbahn-Ausbau: Millionen für Autos, Verschlechterungen für den Radverkehr

Beim Nordbahn-Ausbau sind die Prioritäten klar: Eine Beschleunigung für die Straße, massive Nachteile für umweltfreundliche Mobilität

Wir von oekonews sind große Zug-Fans. Der Autor dieser Zeilen fährt tausende Kilometer jährlich mit dem Klimaticket. Die ÖBB sind auch, was die Effizienz und benötigte Fortbewegungsenergie betrifft, unbestritten das wohl umweltfreundlichste Fortbewegungsmittel, nach dem Rad- und Fußverkehr. Insofern verwundert es, dass beim ÖBB-Ausbau immer wieder Verbesserungen für den Straßenverkehr gemacht und Verschlechterungen für den Rad- und Fußverkehr in Kauf genommen werden.

"Freizeit- und Erholungsverkehr nicht relevant" (O-Ton)

Beim Nordbahnausbau wirkt es, als würden die Planer ihr eigenes Fortbewegungsmittel nicht nützen, denn dann würden sie, mangels Carsharing-Alternativen bei Bahnhöfen im Weinviertel, wohl die Planung auch einmal vom Fahrrad aus betrachten. Dass dies ausgeschlossen scheint, ist an der Argumentation der beauftragen Gutachter*innen und den ÖBB-Stellungnahmen gut abzulesen. Ein konkretes Beispiel befindet sich in Drösing. Gleich zwei neue Brücken werden um Millionen Euro gebaut, der Pkw-Verkehr muss nun weder bei der südlichen, noch bei der nördlichen Ausfahrt nicht mehr auf den Zug warten und wird wohl nicht nur deshalb zunehmen. Bei der südlichen Brücke ist ein Radweg über die Brücke, aber weder davor noch danach ein Fuß- oder Radweg geplant. Bei der nördlichen Brücke gibt es gleich gar keinen Radweg. Auf oekonews-Rückfrage, wie denn die Radfahrenden nun in die Nachbargemeinde gelangen, gab der Projektleiter die lapidare Antwort, dass "ein Radverkehr nicht vorgesehen ist". Verboten ist er zwar nicht, aber wie attraktiv ist ein langer Umweg auf einer Landesstraße außerhalb des Ortsgebiets, die gerne zum Rasen genützt wird? Da dies naturgemäß beeinsprucht wurde, gab es die Antwort, dass man ja mit dem Rad zurück ins Dorf zum Bahnhof fahren kann, dann das Rad unter der Unterführung durchschiebt und dann den selben Weg wieder auf der anderen Seite retour fahren soll. Aber immerhin ist es möglich, den Begleitweg zu nützen. Das wäre eine Verbesserung, wenn die ÖBB nicht auf die Idee käme, den nördlichen bestehenden Rad- und Fußwegsdurchgang einfach stillzulegen. Auch hier argumentiert die ÖBB ähnlich - man muss halt einen Umweg von 500 m in Kauf nehmen - "Das sind ja nur 2 Minuten mit dem Rad" - steht sogar im Gutachten. Dass die 500 m leider nur einfach gerechnet wurden und nicht doppelt, weil man ja wieder zum Radweg auf der anderen Bahnseite zurück möchte, bleibt unerwähnt. Und weil Fußgänger*innen und Radfahrende die unangenehme Angewohnheit haben, auch wieder zu ihrem Ursprungsort zurückzukehren, erhöhen sich die eigentlich schon nicht vertretbaren 500 m auf zwei Kilometer. Das sind 30 Minuten zu Fuß Umweg, wenig attraktiv neben der Bahnstrecke. Der ÖBB-Projektleitung ist das herzlich egal, weil "der Freizeit- und Erholungsverkehr irrelevant ist".

Hier können die gutachterlichen Stellungnahmen nachgelesen werden - zB. auf Seite 125 zum Umweg (der viel zu niedrig angesetzt wurde). Manche Zitate wurden ergänzt auf Basis des Mailverkehrs und einer Verhandlung vor Ort.


Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /