© Sebbi Strauch auf pixabay
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Grüner Wall vor Naturgefahren: Bundesforste machen Schutzwälder klimafit

Rund 300.000 Jungbäume verstärken ÖBf-Schutzwald der Zukunft - Eigene Schutzwaldampel zeigt Handlungsbedarf auf - BM Totschnig auf Lokalaugenschein im Tiroler Schutzwald

Der Klimawandel und vermehrt auftretende Extremwetterereignisse, wie jüngst die starken Unwetter in vielen Teilen des Landes, setzen die heimischen Wälder immer stärker unter Druck. Gerade Schutzwälder, die sich meist in exponierten Lagen befinden, sind den Kräften der Natur besonders ausgesetzt - gleichzeitig aber für viele Menschen in den Regionen lebenswichtig: In den Alpentälern ermöglichen sie überhaupt erst eine Besiedlung, da sie für Siedlungen und wichtige Infrastruktur einen natürlichen und nachhaltigen Schutz vor Naturgefahren wie Steinschlag, Muren oder Lawinen bieten. "Über 40 Prozent unserer Wälder haben eine Schutzfunktion und zeigen damit die immense Bedeutung der Schutzwälder für Österreich. Damit sie auch für die nachfolgenden Generationen ihre Funktion erfüllen können, wird es große Anstrengungen brauchen", so Land- und Forstwirtschaftsminister Norbert Totschnig, der sich gestern bei einem Lokalaugenschein in Tirol einen Überblick über die Schutzwaldsituation bei den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) verschaffte. Oberhalb der Ortschaft Ginzling im ÖBf-Forstrevier Hinteres Zillertal hat der Borkenkäfer eine mehrere Hektar große Schutzwaldfläche zerstört. Um die Schutzfunktion für die Menschen im Tal möglichst schnell wieder herzustellen, setzen die Bundesforste einerseits auf Naturverjüngung und helfen andererseits mit gezielten Aufforstungen nach. In den kommenden zwei Jahren werden rund 5.000 junge Lärchen, Zirben und Tannen sowie Laubhölzer wie Eberesche und Bergahorn den Schutzwald in der Region verstärken.

Vorsorge statt Nachsorge: Aktive Pflege für intakte Schutzwälder

Für stabile, klimafitte Schutzwälder der Zukunft sind aktive Präventions- und Pflegemaßnahmen notwendig. Als größter Waldbewirtschafter des Landes mit Schutzwaldflächen von 155.000 Hektar tragen die Bundesforste eine besondere Verantwortung. Sie investieren jährlich rund fünf Millionen Euro mehr als gesetzlich gefordert in den Erhalt der Schutzwälder, um durch nachhaltige Waldpflege die natürliche Schutzwirkung langfristig aufrechtzuerhalten. Denn Vorsorge zahlt sich in doppeltem Sinne aus, betont ÖBf-Vorstandssprecher Georg Schöppl: "Schutzwälder sind nicht nur ökologisch wertvoll, sondern auch volkswirtschaftlich sinnvoll. Die Kosten für technische Schutzmaßnahmen wie beispielsweise Lawinenverbauungen liegen ein Vielfaches über den Aufwendungen für die Schutzwaldpflege."

Grün, Gelb, Rot - Schutzwaldampel zeigt Handlungsbedarf

Im Rahmen ihrer Schutzwaldstrategie passen die Bundesforste ihre Wälder an den Klimawandel an, damit sie in Zukunft Wetterextremen, höheren Temperaturen und Forstschädlingen wie dem Borkenkäfer besser gewachsen sind. Um zu entscheiden, wo Sanierungsmaßnahmen am dringendsten durchgeführt werden müssen, wurde eine sogenannte Schutzwaldampel eingeführt. "Dabei ist nicht das Alter der Wälder allein entscheidend, sondern auch, ob unter den Altbäumen genügend neue Bäume nachwachsen. Nur so können wir eine dauerhafte Schutzwirkung gewährleisten", erläutert Andreas Gruber, ÖBf-Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz. Neben der Altersstruktur der Bäume und dem natürlichen Nachwuchs sind auch die Dichte des Waldes oder die Hangneigung wichtige Parameter für die Schutzwaldampel.

Laut Schutzwaldampel liegen über ein Viertel der ÖBf-Schutzwälder im grünen Bereich. Das heißt, eine ausreichende Schutzwirkung ist für zumindest 20 Jahre gegeben. Gelb eingestuft sind rund 60 % der Schutzwälder - hier ist die Schutzwirkung noch vorhanden, aber es herrscht in den nächsten 20 Jahren Handlungsbedarf, und bei etwas mehr als 10 % der Schutzwälder besteht Handlungsbedarf innerhalb der nächsten zehn Jahre.

Aufforstung mit rund 300.000 Jungbäumen für artenreiche Schutzwälder

Im Zentrum des ÖBf-Schutzwaldmanagements steht es, durch konsequente Waldpflege den natürlichen Nachwuchs zu fördern. Die von Natur aus heranwachsenden Jungbäume sind genetisch bestens an den jeweiligen Standort angepasst und damit widerstandsfähiger. Ein zentraler Baustein für die natürliche Verjüngung der Schutzwälder ist auch die richtige Balance zwischen Wald und Wild, denn gerade Jungbäume werden besonders gerne von Reh-, Rot- und Gamswild verbissen und damit geschädigt.

Überall dort, wo eine Naturverjüngung der Bäume nicht in ausreichendem Maße möglich ist - wie beispielsweise auf größeren Schadflächen - führen die Bundesforste gezielte Aufforstungen durch. Allein 2023 sollen rund 300.000 Jungbäume in ÖBf-Schutzwäldern gepflanzt werden. Die Schwerpunkte liegen naturgemäß in Salzburg, Tirol und Oberösterreich. Dabei fördern die Bundesforste bewusst die Baumartenvielfalt. So wird der Fichtenanteil künftig abnehmen, während der Anteil von Baumarten wie Lärche und Tanne steigen wird. Insbesondere Lärchen festigen durch ihr starkes Wurzelsystem den Boden und sichern die Talhänge vor Sturm und Steinschlag. Tannen wiederum können mit ihren ausladenden Ästen große Mengen an Schnee zurückhalten. Meist natürlich aufkommende Laubhölzer wie Bergahorn, Eberesche, Buche oder Grauerle sorgen als Mischbaumarten für Vielfalt.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /