© Ostwind / Die Windkraftanlage von Gemüse Meyer
© Ostwind / Die Windkraftanlage von Gemüse Meyer

Windkraft für den Mittelstand

Gemüse Meyer und Ostwind-Gruppe realisieren mit neuer Windkraftanlage "Energieversorgung der Zukunft für Unternehmen“

Bremen & Regensburg - Das Unternehmen Meyer Gemüsebearbeitung GmbH bei Bremen hat gemeinsam mit der Regensburger Ostwind-Gruppe neue Wege in der Nutzung von Sonne, Wind und Co für eine zukunftssichere Stromversorgung gefunden. Mit eigener Windenergieanlage und eigenem Stromnetz will sich der Gemüsebearbeitungsbetrieb unabhängig von hohen und schwankenden Energiepreisen machen. Ostwind hat die Windkraftanlage für den außergewöhnlichen Standort konzipiert und sie in das komplexe Energiekonzept des energieintensiven Unternehmens eingepasst.

Acht große Tiefkühlhäuser stehen am Stammsitz von Gemüse Meyer, in denen gefrorene Feldfrüchte lagern. Die Kühlhäuser und der Bearbeitungsbetrieb ziehen dabei bis zu 10 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Das entspricht etwa dem Jahresverbrauch einer Stadt mit 8.000 EinwohnerInnen. Der Anteil der Energiekosten an sämtlichen Ausgaben beläuft sich bei Gemüse Meyer auf stolze 10 Prozent, rund fünf Mal mehr als bei weniger energieintensiven Unternehmen des Mittelstandes.

Gemüse Meyer macht den Strom selbst

Anstatt nur bei Energieversorgungsunternehmen einzukaufen, will Gemüse Meyer deshalb zukünftig mehr Strom selbst produzieren: Auf dem Firmengelände wurde jetzt eine neue Windenergieanlage in Betrieb genommen, die pro Jahr 7 bis 8 Millionen Kilowattstunden Strom bereitstellt – und damit allein rund 70 Prozent des Stroms, den die Kühlhäuser und Maschinen von Gemüse Meyer brauchen, abdeckt.

Für Planung und Einbindung in die Stromversorgung war die Regensburger Ostwind-Gruppe mit ihrer neuen Niederlassung in Bremen verantwortlich. ‘Wir haben gleich gemerkt, dass Os nicht nur hohe Kompetenz in Planung, Errichtung und Betriebsführung von Windkraftanlagen mitbringt’, sagt Laurenz Meyer, Inhaber und Geschäftsführer von Gemüse Meyer, ‘sondern als mittelständisches Unternehmen auch unsere Sprache spricht.’

Die neue Windenergieanlage ist der wichtigste Teil eines Systems, das auf energetische Selbstversorgung ausgelegt ist. ‘Was wir hier gemeinsam geschaffen haben, ist ein Zukunftsprojekt’, erklärt Dr. Rolf Bungart, Geschäftsführer von Ostwind. Schon die Planung der Anlage – eine Vestas V112 mit einer Leistung von 3,45 Megawatt und einer Gesamthöhe von 150 Metern – war dabei etwas Besonderes. ‘Alles in allem ein perfekter Einstieg für uns in Niedersachsen – mit Gemüse Meyer als überzeugenden Partner an der Seite und einem innovativen Gesamtkonzept als Grundlage’, so Dr. Bungart.

Kühlhäuser und Windkraft – eine ideale Kombination

‘Hier auf dem Land sind die Stromnetze schwach. Es war für unseren Betrieb immer eine Herausforderung, zu jeder Zeit genügend sichere Energie zu bekommen’, erklärt Laurenz Meyer. Auch deshalb wurde schon früh eine Kläranlage in Verbindung mit einer Biogasanlage für Strom und Wärme gebaut, Solarstrom kam hinzu. Mit der neuen Windkraftanlage produziert Gemüse Meyer jetzt übers Jahr gesehen genauso viel Strom in Erneuerbaren-Energien-Anlagen, wie die riesigen Kühlhäuser und die Gemüsebearbeitung verbrauchen.

Dominik Willkommen, bei Gemüse Meyer zuständig für das Energiemanagement, will aber noch mehr. In Zukunft soll ein eigenes, intelligentes Stromnetz selbständig erkennen, welche Anlagen gerade wie viel Strom produzieren und wo dieser Strom im Betrieb eingesetzt werden kann. ‘Da sind wir absolute Vorreiter’, betont Willkommen. Den überschüssigen Strom will der Energiemanager nutzen, um die Lagerhäuser phasenweise auf bis zu minus 26 Grad herunterzukühlen und so überschüssigen Strom in Form von Kälte zu speichern.

Für Jörg Zinner, ebenfalls Geschäftsführer von Ostwind, ist das die Zukunft: ‘Gerade in der Kombination von Kühlhäusern und Erneuerbaren sehen wir ein sehr hohes Potenzial, um die Schwankungen in der Energieproduktion auszugleichen’, erläutert er, ‘das macht auch ökonomisch Sinn!’ Denn der Strom von herkömmlichen StromanbieterInnen werde immer teurer. Mit einer eigenen Erzeugung wie der neuen Windenergieanlage und einem geschlossenen Energiekonzept habe Gemüse Meyer hier rechtzeitig vorgesorgt. ‘Was die Bundesregierung mit Sektorenkopplung oder auch Smart Grids im Großen plant, machen wir hier im Kleinen schon mal vor’, so Gemüse-Meyer-Energiemanager Willkommen, ‘und das gerne auch weiterhin in Zusammenarbeit mit Ostwind.’

Projektsteckbrief
Windkraftanlage: 1 Vestas V112, Leistung pro Anlage: 3,45 MW
Nabenhöhe: 94 m, Rotordurchmesser: 112 m
CO2-Einsparung: 5.500 t, versorgte Haushalte: 2.500


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /