© Jan Nijman
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Wo bleibt der Mut und der Verstand?

Geiz-ist-Geil Mentalität ist der falsche Weg

Österreich gehörte um das Jahr 2000 zu den Vorreitern und den innovativsten Akteuren als es darum ging, den steigenden inländischen Strombedarf noch stärker auf erneuerbare Beine zu stellen. Die Politik hatte den Mut, einer Zukunftsvision zu folgen. Man dachte auch schon daran, die in den 50er und 60er Jahren errichteten Kohle- und Ölkraftwerke auf längere Sicht auslaufen zu lassen. Auch der Verkehrssektor brauchte ständig mehr Treibstoff und es wurde versucht, Alternativen zu etablieren. Seit dem Jahr 2000 wurden in Österreich Milliarden in den Ausbau von erneuerbaren Energien investiert. Aufgrund dieser Investitionen profitierte eine Vielzahl an kleiner und mittlerer Unternehmen, Arbeitsplätze wurden geschaffen. Diese Unternehmen gehörten zu den Innovativsten in Europa und exportierten ihr Know How. Die großen Ausbau-Wellen in Deutschland, Tschechien oder Italien profitierten aus den ersten Boom- und Lern-Jahren in Österreich.

Umso mehr ist man erstaunt, dass die Arbeiterkammer gegen diese Investitionen in die heimische Wirtschaft und damit gegen heimische Arbeitsplätze ankämpft. Die Geiz ist Geil-Mentalität hat dazu geführt, dass wir immer mehr vermeintlich billigen Kohle- und Atomstrom aus Deutschland bzw. Tschechien importieren müssen. Damit lassen wir uns den "billigen" Strom von den tschechischen und deutschen Steuerzahlern querfinanzieren. Alleine die deutsche Kohlestromproduktion wurde in den letzten 40 Jahren mit 400 Mrd. EUR Steuergeldern unterstützt. "Allerdings stehen diese Förderbeiträge nicht auf Ihrer Stromrechnung, Herr Muhm" erklärt Norbert Hummel von der ARGE Kompost und Biogas.

Fakt ist, dass Strom aus Wind und Photovoltaik günstiger ist als aus Biogas. Fakt ist aber auch, dass Biogas nebenbei auch Wärme produziert und damit die Technologie mit der höchsten Effizienz ist. Fakt ist auch, dass es Zeiten gibt, an denen die Sonne nicht scheint und der Wind nicht bläst. "Selbst wenn wir die derzeitige Leistung dieser beiden erneuerbaren Technologien ver-10-fachen, vor allem im Winter oder in trockenen Sommern hätten wir massive Probleme die heimische Stromproduktion aufrecht zu halten" ist Norbert Hummel überzeugt. Große Städte wie Wien können zukünftig kaum mit 100% CO2-neutraler Energie versorgt werden. Hier hat Biogas seine Stärken. Mittels Gasnetz kann die Stadt mit Biogas versorgt werden. In Energiezentren kann die Strom- und die Wärmeversorgung der Stadt auf erneuerbare Beine gestellt werden. Norbert Hummel weiter "Mit kurzfristigen populistischen Forderungen werden Investitionen in die Zukunft gegen Öl oder Gas aus Russland, dem Kaukasus oder dem Nahen Osten" getauscht. Richtig ist, dass Biogasanlagen derzeit ein Fördervolumen von rund 75 Mrd. EUR benötigen. "Was aber Herr Muhm verschweigt ist die heimische Wertschöpfung von über 120 Mrd. EUR. und die 3.300 Arbeitsplätze in Österreich" ergänzt der Branchenkenner Hummel.

Sehr unterschiedlicher Auffassung im Energiesektor ist die Arbeiterkammer anscheinend generell. Wurde die frühzeitige Schließung von Biogasanlagen mit Abschlagszahlungen schon vor Jahren von der AK gefordert, hat sich die Sicht nun anscheinend um 180° gedreht. Auch die Elektromobilität wird gerne von der Arbeiterkammer gefordert. Woher der Strom kommen soll, ist bis jetzt jedoch nicht bekannt. Die heimischen Arbeitsplätze sind der Arbeiterkammer "heilig", sie ist aber strikt gegen Investitionen in heimische Unternehmen die diese Arbeitsplätze schaffen. "Die Arbeiterkammer ist leider zu einem Nein-Sager ohne Zukunftsvisionen geworden. Konzepte können gerne mit uns diskutiert werden. Mit der Geiz-ist-Geil Mentalität werden wir aber keine heimischen Arbeitsplätze schaffen" stellt Norbert Hummel klar.

Quelle: ARGE Kompost & Biogas Österreich


Artikel Online geschaltet von: / stevanov /