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Weltklimavertrag mit Biogas umsetzen

Biogas bietet die Chance für globalen und dezentralen Klimaschutz - Weltmarktführer Deutschland muss gestärkt voran gehen -Fachverband Biogas fordert vernünftige und weitsichtige Rahmenbedingungen

Freising - Der Weg ist geebnet. Mit dem Vertrag von Paris scheinen die Länder erstmals konsequent und gemeinsam den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen anzupacken. Die Umstellung auf Erneuerbare Energien soll weltweit in Angriff genommen werden. Jetzt gilt es, die großen globalen Ziele durch geeignete nationale Maßnahmen umzusetzen.

Im Stromsektor ist Deutschland auf dem richtigen Weg. Rund 30 Prozent des jährlichen Bruttostromverbrauchs stammen bereits aus regenerativen Quellen. ‘Mit dem Rückenwind aus Paris müssen wir jetzt konsequent weiter machen’, fordert der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas, Dr. Claudius da Costa Gomez. ‘Es gilt, das vorhandene Potenzial und Know-How optimal abzurufen und aufeinander abzustimmen.’ Das bedeutet, die günstigen Energiequellen Sonne und Wind mit den flexiblen und bedarfsgerechten Quellen wie Biogas zu verbinden. ‘Wir dürfen nicht nur auf den Erzeugungspreis pro Kilowattstunde schauen sondern auch auf die Verlässlichkeit’, mahnt da Costa Gomez. ‘Und wir müssen bei allem Erfolg im Stromsektor den Wärme- und Kraftstoffbereich viel stärker ins Visier nehmen!’

Denn mehr als die Hälfte des Energieverbrauchs in Deutschland wird für Wärme eingesetzt. Und hier liegt der Anteil der Erneuerbaren Energien bei gerade mal zehn Prozent. In den Blockheizkraftwerken der Biogasanlagen entsteht bei der Stromerzeugung automatisch und ganz nebenbei Wärme, die schon heute Tausende von Haushalten, Schulen, Turnhallen und Bäder mit klimaneutraler Heizenergie versorgt. Durch den konsequenten Einsatz der anfallenden Biogaswärme und geeignete standortangepasste Projekte ließe sich noch viel mehr Heizöl einsparen – und damit auch CO2.

Noch schlechter sieht die EE-Bilanz im Verkehrssektor aus, der mit knapp 30 Prozent am Gesamtenergieverbrauch immerhin Platz zwei belegt: Etwas mehr als fünf Prozent der Kraftstoffe stammen aus regenerativen Quellen. Entsprechend schlecht ist die Klimabilanz auf den Straßen und entsprechend hoch der Handlungsbedarf. Zu Biomethan aufbereitetes Biogas kann von jedem handelsüblichen Erdgas(CNG)fahrzeug getankt werden. Ein mit Biomethan betriebener PKW erzeugt pro gefahrenem Kilometer rund 90 Prozent weniger Treibhausgase als ein konventioneller Benziner.

‘Mit Biogas steht uns eine erneuerbare Energiequelle zur Verfügung, die sowohl Strom als auch Wärme und Kraftstoff liefern kann – und dies verlässlich und planbar’, unterstreicht da Costa Gomez. Gut 8.900 zumeist landwirtschaftliche Biogasanlagen stehen aktuell in Deutschland. Für viele Anlagenbetreiber beginnt jetzt die Entscheidungsphase: tätige ich noch mal die regelmäßig anfallenden Investitionen, um die Biogasanlage weiter betreiben zu können, oder fahre ich auf Verschleiß und nehme die Anlage in ein paar Jahren vom Netz.

‘Die Biogasanlagen-Betreiber brauchen im nächsten Jahr klare Rahmenbedingungen für Anschlussregelungen’, fordert deshalb da Costa Gomez. ‘Das EGG 2016 muss den bestehenden Anlagen eine Perspektive geben – sonst beginnt in Kürze der Anlagenrückbau.’ Anfang 2016 erwartet der Fachverband Biogas den ersten Referentenentwurf zum neuen EEG. ‘Es wäre ein fatales Signal, wenn der Weltmarktführer Deutschland seinen Anlagenpark reduzieren würde’, mahnt der Hauptgeschäftsführer.

Denn die Welt blicke noch immer ganz genau auf die Vorgänge im deutschen Biogasmarkt. Erst Anfang Dezember konnte der Fachverband Biogas einen dreijährigen Kooperationsvertrag mit dem indischen Biogasverband unterzeichnen, der sich von der Zusammenarbeit mit dem größten Biogasverband Europas tatkräftige Unterstützung erhofft.

100 Milliarden Dollar sollen laut Weltklimavertrag ab 2020 jährlich in die Entwicklungsländer als Hilfe zur Reduzierung ihrer Treibhausgasemissionen und zur Überwindung der Folgen des Klimawandels fließen. Biogasanlagen bieten sich gerade in den ländlichen Regionen der sogenannten 3. Welt als geeignete Investitionsprojekte an: Aus den häuslichen Abfällen lässt sich auch in abgelegenen Regionen Strom und Wärme erzeugen – und gleichzeitig das beim Verrotten biogener Abfälle entstehende Klimagas Methan vermeiden.

‘Biogasanlagen sind eine äußerst sinnvolle Entwicklungshilfe’, unterstreicht auch da Costa Gomez. ‘Darum müssen wir jetzt global denken und sinnvolle, vernünftige und perspektivische Entscheidungen treffen.’ Mit dem im Januar erwarteten Referentenentwurf zum EEG würden deshalb nicht nur die Weichen für die Biogasnutzung in Deutschland gestellt, sondern für die Nutzung dieser äußerst sinnvollen Form der Energiegewinnung weltweit. ‘Ich hoffe, dass sich die Entscheidungsträger in Berlin dessen bewusst sind’, resümiert da Costa Gomez.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /