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Intelligente Stromnetze für die Energiewende

Derzeit läuft in Wien die internationale Fachkonferenz EDST 2015 zum Zukunftsthema "Smart Grids".

Wien - In Europa ist die Energiewende bereits in vollem Gang. In der Stromversorgung spielen Wind- und Sonnenenergie eine immer wichtigere Rolle. Die fluktuierende Einspeisung dieser dezentralen Energiequellen kann aber auch zu Spannungsschwankungen und Kapazitätsproblemen im Netz führen. Intelligente Stromnetze, so genannte "Smart Grids", nutzen durch laufende Abstimmung zwischen Erzeugern, Verbrauchern und Speichern die Systemkapazität optimal aus und erlauben so ein intelligentes Energiemanagement. Von 8. bis 11. September steht Wien ganz im Zeichen der Forschung auf diesem zukunftsträchtigen Gebiet.

Das ‘International Symposium on Smart Electric Distribution Systems and Technologies’ (EDST 2015) wird vom AIT Austrian Institute of Technology in Kooperation mit den großen Ingenieurnetzwerken IEEE und CIGRE und dem Österreichischen Verband für Elektrotechnik (OVE) organisiert. Rund 200 TeilnehmerInnen aus der ganzen Welt werden im Tech Gate Vienna die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem Gebiet der intelligenten Stromnetze diskutieren. "Der Themenbogen spannt sich dabei von der Systemebene über die Regelung bis hin zu smarten Netzwerkkomponenten", so Wolfgang Hribernik vom AIT als General Chair der Konferenz.

Von Pilotprojekten zum großflächigen Roll-out

Getreu dem Motto der diesjährigen EDST, "From pilot projects to roll out of smart grid solutions", bietet die Veranstaltung einen Überblick über den derzeitigen Stand der Smart Grid-Forschung auf Technologie- und Systemebene. Gleichzeitig geht es nun aber vor allem auch um das Roll-out, also die großflächige Umsetzung. Das erfordert gemeinsame Anstrengungen aller an diesem Prozess beteiligter Akteure, von der Forschung über die Industrie bis hin zu Förderungsinstitutionen.

Wolfgang Hribernik, Head of Business Unit Electric Energy Systems am AIT Energy Department: ‘Smart Grids Kompetenzen beruhen auf zwei Säulen: einer exzellenten Forschungsinfrastruktur und bestens ausgebildeten WissenschaftlerInnen. Es braucht das Commitment zu beiden, um in weiterer Folge auch den Wirtschaftsstandort zu stärken. Das AIT hat mit dem Smart Electric Systems and Technologies (SmartEST) Labor eine Entwicklungsplattform für Innovationen rund um intelligente Stromnetze geschaffen, die europaweit einzigartig ist. Mit dem kürzlich unterzeichneten Kooperationsabkommen mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich wird zudem ein strategisch ausgerichtetes Doktorandenprogramm aufgebaut, das wissenschaftlich fundierte Grundlagen und industrielle Anforderungen für leistungselektronische Komponenten – dem Gehirn der künftigen Smart Grids – vermitteln wird.’

‘Für die weitere Entwicklung des Energiesystems muss unser Ziel sein, dass die richtigen Lösungen zur richtigen Zeit verfügbar und die Fachkräfte entsprechend ausgebildet sind’, bekräftigt auch Britta Buchholz, Abteilungsleiterin Power Consulting bei ABB und Vorsitzende des globalen Studienkomitees ‘Verteilnetze und verteilte Erzeugung’ bei CIGRE: ‘Wichtig ist auch, dass sich die Experten weltweit zu ihren Erfahrungen beim Umbau des Energiesystems austauschen und gemeinsame Handlungsempfehlungen entwickeln. Das geschieht in der CIGRE vor allem in den internationalen Arbeitsgruppen, bei denen Netzbetreiber, Industrie und Wissenschaft aus allen Ländern zusammen arbeiten. "

Eine zentrale Rolle in der großflächigen Umsetzung von Smart Grids spielen neben internationaler Vernetzung auch konkrete Forschungskooperationen mit der Industrie. Das verdeutlicht unter anderem Engelbert Hetzmannseder, Direktor des Eaton European Innovation Center: "Die Mission von Eaton ist es, sichere, effiziente und nachhaltige Energiemanagement-Lösungen für unsere Kunden zu liefern. Diese Attribute sind auch Kernpunkte für die Smart Grids der Zukunft. Die Herausforderungen reichen von der Einbindung verteilter erneuerbarer Energiequellen und Energiequalität für die digitale Wirtschaft bis hin zu Mikro-Grid Anwendungen und Emissionsreduktionen. In Österreich arbeiten wir unter anderem in dem vom Klima-und Energiefonds geförderten Projekt IniGrid zusammen mit dem AIT an der Entwicklung neuer intelligenter Schalttechnologien, die für künftige Smart Grid Anwendungen erforderlich sein werden.’

Die verstärkten Forschungsanstrengungen im Bereich Smart Grids verlangen begleitende Maßnahmen in der Förderpolitik, betont Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Österreichischen Klima- und Energiefonds: "Seit 2007 hat der Klima- und Energiefonds insgesamt 326 Mio. Euro in 805 Energie-und Mobilitätsforschungsprojekte investiert. 2015 stehen weitere 35 Millionen Euro für Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zur Verfügung. Im Rahmen unseres Energieforschungsprogrammes fördern wir seit 2008 auch gezielt Projekte im Bereich der intelligenten Netze: In sechs Bundesländern gibt es mittlerweile zwölf Smart Grids Modellregionen, die durch den Klimafonds unterstützt werden."

Umfangreiches Begleitprogramm

In die EDST 2015 sind weitere nationale und internationale Veranstaltungen und Workshops zum Thema eingebettet. Dazu zählen unter anderem die ComForEn (7./8. September), in der Kommunikationstechnologien für Smart Grids im Vordergrund stehen, oder der abschließende Industry Day (11. September). Diese vom AIT alljährlich organisierte Veranstaltung bietet Forschung und Industrie die Möglichkeit für Vernetzung und Erfahrungsaustausch – diesmal zum topaktuellen Thema der Flexibilität im Stromnetz. Ergänzt werden die Vorträge durch eine Begleitausstellung und technische Führungen durch das AIT SmartEST-Labor für die industrienahe Smart Grid-Forschung. Hier können ganze Netzabschnitte simuliert werden, um verschiedene Netzkomponenten in Echtzeit unter realen Betriebsbedingungen zu testen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /