Nach VGT-Kritik am Lainzer Tiergarten: Debatte im Bezirksparlament und BürgerInnendiskussion zur Gatterjagd im Naturschutzgebiet

Jagdeldorado mit Steuergeld finanziert ?

Greenwashing? Gleichzeitige Erhaltung des traditionell-kaiserlichen Jagdgatters und Natura2000-Biodiversität? Das verträgt sich nicht!
Jagd im Naherholungsgebiet heiß diskutiert im Bezirksrat: Schwarz-Blaue Mehrheit lies 30 Anfragen und Anträge der Opposition abblitzen. Zweitgrößte Fraktion lädt zur BürgerInnendiskussion.

Die Anzeige des VGT gegen etliche Missstände im Naturschutzgebiet Lainzer Tiergarten hat nun erste Wellen geschlagen: In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Hietzing brachten die GRÜNEN mit Unterstützung der SPÖ 17 Anfragen und 13 Anträge an die Bezirksvorsteherin, Silke Kobald (ÖVP) zum Thema ein. Gemeinsam mit den Vetostimmen der FPÖ gelang es der regierenden VP-Fraktion die 30 kritischen Eingaben abzuschmettern: Pauschal wurden alle Anfragen nicht beantwortet und alle Anträge undifferenziert abgelehnt. Der VGT hatte Anfang September eine umfassende Sachverhaltsdarstellung wegen des Verdachts jagdbedingter Gesetzesübertretungen eingebracht, kritische Anfragen an die Behörden ausgearbeitet und eine Petition ins Leben gerufen: www.vgt.at/jagdlainz.

Die Sitzung der Bezirksvertretung am 3. Dezember 2014 dauerte fast bis Mitternacht. Dabei zeigten sich die JagdbefürworterInnen der ÖVP erschreckend uninformiert: Alles sei bestens, das Jagdgesetz regle alles Nötige, der Wildstand könne nur durch zahlreiche Abschüsse eingedämmt werden, die Jagd mit Nachtsichtgeräten sei verboten und überhaupt handle es sich bloß um ‘Anträge mit Unterhaltungswert’.

‘Jägerlatein wie es im Buche steht! Man sieht, dass die bloße Ablegung der Jagdprüfung weder wildökologische noch jagdrechtliche Grundsätze ausreichend lehrt’, kommentiert Elmar Völkl vom VGT die von ihm beobachtete Marathonsitzung, in der sich einige VP-Mandatare auf ihre abgelegte Jagdprüfung beriefen: ‘Scheinbar glauben die jagdfreundlichen BezirksrätInnen diesen Unsinn tatsächlich: Leider ist in Wahrheit die Jagd vom Tierschutzgesetz explizit ausgenommen und das Erschießen von Wildschweinen auch in der Nacht mit Restlichtaufhellern erlaubt. Aber vor allem sind es nicht Abschüsse, sondern das Nahrungsangebot und die innerartliche Konkurrenz, die den Wildstand natürlicherweise regulieren. Im Lainzer Tiergarten wird jedoch künstlich gefüttert um möglichst viele Trophäen zu lukrieren. Die Wiener Bevölkerung will aber kein Jagd-Eldorado mit Steuergeld finanzieren, sondern ganzjährigen Zugang in ein möglichst unberührtes Naturschutzgebiet!’

Unterdessen lädt die SPÖ-Sektion 3 am Do., 11.12.2014, um 19:00 Uhr in ihren Räumlichkeiten am Goldmarkplatz 1 zu einer BürgerInnendiskussion unter Beteiligung von Vertretern der Forstdirektion Lainz und des Wiener Forstamts.

Rückfragehinweis:
Elmar Völkl
01/9291498-106
elmar.voelkl@vgt.at


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