© Marcus Schlaf / Das neue Elektrotaxi in München
© Marcus Schlaf / Das neue Elektrotaxi in München

München: Start fürs Elektrotaxi 2

Mit Beginn des Monats November nimmt das Elektrotaxi 2 im Rahmen des Projekts E-Plan München (Schaufenster Elektromobilität) seinen Dienst auf.

München – Nach der Vorstellung des Elektrotaxi 2 bei der Einführungsveranstaltung von E-Plan München im Juni 2013 geht der Nissan Leaf nun in Betrieb und wird Teil der umweltfreundlichen Flotte der IsarFunk 450 540 Taxizentrale. Bevorzugte Standorte werden sich auf dem Gelände der fünf Kliniken der Stadt München befinden. Dort
ermöglichen Ladepunkte der Firma ubitricity das effiziente und günstige Laden des Fahrzeugs. Die Forschungsstelle Energiewirtschaft FfE e.V. begleitet den Einsatz des Elektrotaxi 2 mit systematischer Forschung.

‘Wir haben im Juli 2011 auf eigene Initiative das erste Elektrotaxi Deutschlands eingeführt und erste Erfahrungen gesammelt’, erklärt Christian Hess, Geschäftsführer der IsarFunk Taxizentrale GmbH & Co. KG, München. ‘Jetzt freuen wir uns darüber, dass wir Teil des Schaufensters Elektromobilität der Bundesregierung sind. Wir werden dank der Forschung des FfE systematische Erkenntnisse gewinnen. Wir danken dem Städtischen Klinikum für seine Aufgeschlossenheit und der Firma ubitricity für die Ladeinfrastruktur, die sie eigens für das Elektrotaxi 2 einrichtet.’

IsarFunk Elektrotaxi – als Teil einer Flotte

Das Elektrotaxi 2 ist Teil der IsarFunk Flotte. Die Flotte besteht aus rund 420 Fahrzeugen und ist mit derzeit 145 vom ADAC zertifizierten Eco-Taxis die Flotte mit dem höchsten Anteil an umweltfreundlichen Taxis in München. Der ADAC zertifiziert das Elektrotaxi 2 als Eco-Taxi. Bedingt durch seinen Einsatz an fünf speziellen Standplätzen auf dem Gelände der Städtischen Kliniken Münchens wird es wohl bevorzugt von Patienten benutzt werden. Dennoch ist es ein reguläres Taxi, unterliegt den gewöhnlichen Bestimmungen und wird als solches von der IsarFunk-Zentrale an jeden potentiellen Fahrgast vermittelt.

Taxiunternehmer Müller setzt aufs Elektrotaxi

Als Taxiunternehmer, der sich auf dieses Projekt einlässt, konnte die IsarFunk Taxizentrale Herrn Norbert Müller gewinnen. ‘Wir danken Herrn Müller, dass er sich für die Dauer des E-Plan-Projekts bis Ende 2015 bereit erklärt hat, das Elektrotaxi 2 im täglichen Betrieb zu verwenden’, so Christian Hess. ‘Das ist für einen Unternehmer, der auf Umsatz und Gewinn achten muss, keineswegs selbstverständlich.’

So ganz ungewohnt ist der Nissan Leaf für Alleinunternehmer Müller allerdings nicht. Müller selbst fährt bereits mit dem Toyota Prius ein Hybridauto.

‘Ich bin sehr gespannt auf den Leaf und das vollelektrische Fahren’, sagt Norbert Müller. ‘Immerhin hat der neue Leaf eine Reichweite von knapp 200 Kilometer, was gerade noch die Tagesleistung eines Taxis ist. Ich rechne aber vor allem im Winter damit, dass es knapp werden könnte. Daher ist es gut, dass ich an mehreren Standorten an den ubitricity-Ladepunkten nachladen kann.’

Falls Müller absehen kann, dass beispielsweise aufgrund der Witterung die Reichweite des Leafs nicht genügen würde, dann wird er auf sein eigenes Hybridtaxi zurückgreifen. Der nahtlose Wechsel zu Müllers eigenem Fahrzeug wird durch eine Sonderregelung des KVR München abgedeckt, die im Rahmen von E-Plan Müllers Taxilizenz auf beide Fahrzeuge erweitert.

Effizient laden mit ubitricity

ubitricity entwickelt mit führenden Partnern aus Energiewirtschaft und Automobilindustrie eine innovative Lösung, die den Aufbau von flächendeckend bezahlbarerer Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge ermöglicht. Im Unterschied zu anderen Ladeverfahren steckt beim ubitricity-System die Intelligenz – also der Stromzähler und die Kommunikationsanbindung – im Ladekabel. Ladepunkte werden auf spezielle, günstige Systemteckdosen reduziert, die nahezu überall installiert werden können. E-Fahrzeugnutzer können so Ladestrom überall, wo sie parken (z.B. am Arbeitsplatz oder aus Straßenlaternen), beziehen - und zwar sicher, zuverlässig und mit nur einer Rechnung. Im Rahmen des Projekts installiert ubitricity fünf Systemsteckdosen an den Klinikstandorten sowie eine an der Akademie des Städtischen
Klinikums. Zugleich führt das Elektrotaxi das intelligente Ladekabel von ubitricity mit.

Hintergrund zur Forschung

Die Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. (FfE) wird Fahrzeugmodelle vom Elektrotaxi 2, Hybridtaxis und konventionellen Taxis erstellen, mit denen aus den ermittelten Daten zum Beispiel die jeweiligen Energieverbräuche ermittelt werden. Zu Beginn des Projekts werden das Elektrotaxi 2 und zehn Hybridtaxis der IsarFunk Taxiflotte mit GPS-Loggern ausgerüstet, die unter anderem Geschwindigkeit und Höhenlage aufnehmen.

So lassen sich Erkenntnisse zu einigen Einsatzparametern gewinnen, darunter durchschnittliche Fahrleistungen und Distanzen, Standorte und Standzeiten, Klassifizierung der Häufigkeit sowie Wegstrecken (Start- und Endpunkte, Weglänge und Dauer).

Hintergrund zum Nissan Leaf

Norbert Müller fährt mit dem Nissan Leaf, Modell 2013. Das ab Juli 2013 verfügbare Modell hat eine erhöhte Reichweite von bis zu 199 Kilometer. Die Garantie für die Batterie und für alle Teile des Elektroantriebs beträgt fünf Jahre. Bei andauerndem Kapazitätsverlust der Batterie von mehr als einem Viertel laut Bordanzeige hat der Kunde Anspruch auf ein neues Batteriepaket.

Von der Fachzeitschrift ‘Taxi heute" wurde der Leaf zum ‘Taxi des Jahres 2013’ in der Kategorie ‘Wirtschaftlichkeit’ gewählt. Geladen wird der Leaf via Schnellladestation nach dem Chademo-Standard (Gleichstrom 50kW; 80% in 30 Minuten). Diese kommt jedoch aus Kostengründen bei E-Plan nicht zum Einsatz. Geladen wird mit einphasigem Strom (16 A, 230 V) an den ubitricity-Systemsteckdosen immer dann, wenn das Auto parkt. So zum Beispiel über Nacht und in Fahrpausen. Ab dem ersten Quartal 2014 ist
der Umstieg auf das gesteuerte Laden durch die ubitricity-Elektronik geplant: Nach Einrichtung einer PV-Anlage auf dem Gelände eines Klinikums ist damit auch eine direkte Einspeisung vorgesehen. Das bedeutet, dass das Elektrotaxi mit der Strommenge geladen werden kann, die die PV-Anlage produziert.

Erste Leafs sind bereits in Hamburg und im Erzgebirge im Einsatz. Jürgen Kruse von prima clima mobil in Hamburg schätzt die Betriebskosten des Leafs erster Generation im Taxibetrieb auf drei bis vier Euro pro 100 km.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /