© Lebensministerium/APA-Fotoservice/Hautzinger - Wir sitzen im selben Boot und müssen handeln- Kommissar Potocnik und Umweltminister Berlakovich besuchten auch die Donau-Auen
© Lebensministerium/APA-Fotoservice/Hautzinger - Wir sitzen im selben Boot und müssen handeln- Kommissar Potocnik und Umweltminister Berlakovich besuchten auch die Donau-Auen

Umweltschutz und Wirtschaft gehören zusammen

Warum wir uns Natur leisten müssen - Umweltschutzkommissar: Wir müssen Ressourcenverbrauch drastisch reduzieren um Biodiversität zu erhalten

Wien- "So wie bisher kann in Europa nicht weiter produziert werden. Aber nicht nur die Finanzen, sondern auch die Umwelt werden verbraucht. Das heißt, wir können nicht so weiter machen! Wir verbrauchen heute die Ressourcen von morgen, das müssen wir ändern." so EU-Umweltschutz-Kommissar Janez Potocnik gestern in Wien.

Ziel sei ein ressourcenschonendes Europa. Dazu habe die EU Programme entwickelt, die bis 2050 umgesetzt werden müssen. "Umweltschutz und Wirtschaft gehören zusammen," so Potoènik im Rahmen der Damit könne eine Win-win-Situation für beide Bereiche entstehen. Konferenz über Biodiversivität in Wien. Dazu würden nun Anreize geschaffen, die auf energieeffiziente, ressourcenschonende Produktion und Verbrauch abzielen.

Das bisherige Ziel, die Biodiversität zu erhalten und ihren Rückgang bis 2010 zu stoppen, wurde in allen Bereichen klar verfehlt: 50 Prozent der Feuchtgebiete Europas sind verschwunden, 88 Prozent der Fischbestände sind ausgebeutet, 30 Prozent aller Vogelarten gefährdet.

Der wichtigste Grund für den Biodiversitätsverlust sei der ständig steigende Ressourcenverbrauch unserer Gesellschaft, führte Potocnik aus.

Wasser, Luft, Boden sind Güter, die für die Allgemeinheit geschützt werden müssen. Ein anderes Steuersystem scheint notwendig, es muss weg gehen vom Faktor Arbeit hin zu einer Besteuerung des Ressourcenverbrauchs, den Wirtschaft und Gesellschaft müssen ökologischer Handeln. Ein Fahrplan dazu soll bis 2013 stehen. Eine Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch ist notwendig.

Je eher sich Unternehmen auf dem Markt für grüne Technologien positionieren, desto größer seien die Chancen für diese, so Umweltminister Niki Berlakovich. Österreich hat hier bereits das Ziel, bis 2020 50 Prozent weniger Ressourcen zu verbrauchen als im Vergleichsjahr 2008.

Damit die bisherige Verschwendung eingdämmt werden kann, will man in der EU in drei Bereichen handeln: Lebensmittel, Gebäude und Mobilität, auf diese entfallen rund 70 bis 80 Prozent aller Umweltbelastungen in Europa. Ein Bewußtseinswandel ist unbedingt notwendig.

China hat einen grüneren Fünfjahresplan, als wir ihn uns vorstellen können, aber nicht weil das Thema Umwelt als solches so wichtig wäre, sondern weil hier der vehemente Ressourcenverbrauch bereits erkannt wurde und man diesen eindämmen möchte.

Tendenz: Verbrauch weiterhin steigend

Einige Statements von Vortragenden un Publikum im Rahmen der Abschlussdiskussion der Tagung:

"Jährlich werden 70 Mrd. to Ressourcen verbraucht, in Europa rund 53 kg/ Person/Tag. Immer noch ist der Ressourcenverbrauch stark ansteigend. Unterschiedliche Lösungsansätze für unterschiedliche Länder sind notwendig, eine Entkopplung des Wirtschaftswachstums ist notwendig.Es macht Sinn, in die volkswirtschaftliche Berechnungen zu ändern und die Werte Umwelt und Ressourcen aufzunehmen."

"Größtes Hindernis ist die fehlende Information, Biodiviersität das vergessene Umweltproblem. Die Zahlen sind dramatisch! Die Rückgangsraten im Biodiversitätsbereich sind unvorstellbar!! "

Eine ökonomische Bewertung der Natur ist nicht usus- manche Naturschützer und Natrschützerinnen haben das erkannt, aber sind noch eine Minderheit.
"Eine entsprechende Wertung wäre unbedingt notwendig. Um Aussagen zur Entwicklung der Biodiversität durchführen zu können, sind Biodiversitäts-Monitoringmaßnahmen notwendig. - Vieles, was heute passiert, ist absolut nicht nachhaltig."

"Firmen wissen oft gar nicht, was Biodiversität ist!"

" Der Wert der Biodiversität läuft in der Praxis unter ferner liefen."

"Wenn wir die Förderungen der umweltzerstörenden Maßnahmen einstellen würden, würde uns dies keine zusätzlichen Kosten bescheren. Allein das Privileg der Nutzung von Dienstwägen bringt 1,6 Mrd. Steuervorteil!!"

"Gut funktionierende Infrastruktur muss nicht immer eine Autobahn sein! Es könnte auch Schiene sein."

"Was ist überwiegendes öffentliches Interesse? Die Bewertung des öffentlichen Interesses ist oft eine ‘Black box’"

" Die EU ist Weltmeister im Ziel setzen, es besteht Gefahr, das wir die Ziele nicht erreichen, wenn nicht Druck auch von der Bevölkerung kommt!

Wir müssen als Bürger weitergeben, was wir wollen. Die Aufgabe der Politik ist es nicht, dem Volk nur wegen einer Wahl nach dem Mund zu reden, sondern schwierigere Themen der Bevölkerung zu verkaufen. Es braucht Mut, diese Themen zu vermitteln!"

Einigkeit herrschte darüber, dass ein Bewußtseinswandel unbedingt notwendig ist.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /