© Gerd Maier
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Studie zeigt: Öffis für Pendler um ein Vielfaches günstiger als Pkw

VCÖ fordert Vorarlberger Qualitätsniveau für ganz Österreich

Wien - Gute öffentliche Verkehrsverbindungen bringen Pendlern eine finanzielle Entlastung von mehreren 100 bis zu mehreren tausend Euro pro Jahr, wie eine aktuelle VCÖ-Studie zeigt. Auto und Öffentlicher Verkehr wurden auf 580 Pendlerstrecken in ganz Österreich einem Kostenvergleich unterzogen. Das Bundesland mit dem besten Angebot ist Vorarlberg. Der VCÖ fordert eine Nahverkehrsoffensive, damit mehr Pendlerinnen und Pendlern der Umstieg auf den deutlich günstigeren Öffentlichen Verkehr ermöglicht wird.

Rund 1,9 Millionen Personen in Österreich arbeiten in einem anderen Ort als sie wohnen. Rund 440.000 Pendlerinnen und Pendler fahren mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit, rund 1,4 Millionen mit dem Auto. Der VCÖ hat nun österreichweit 580 Pendlerstrecken, die laut Statistik Austria häufig genutzt werden, untersucht und die Kosten des Öffentlichen Verkehrs mit jenen von Pkw verglichen. Neben den Kosten wurden Fahrzeit, die Anzahl der Verbindungen und der Zeitpunkt der letzten öffentlichen Fahrt analysiert.

Die zentralen Ergebnisse der VCÖ-Studie: Auf allen untersuchten 580 Strecken ist das Pendeln mit Öffentlichen Verkehrsmitteln deutlich günstiger als mit dem Pkw. "Jene Bundesländer und Städte, die einen guten Öffentlichen Verkehr anbieten, bringen den Pendlern und ihren Familien eine finanzielle Entlastung in einem Ausmaß, die jede Steuerreform schwach aussehen lässt", so VCÖ-Sprecher Christian Gratzer. So bringt das Pendeln mit der Bahn auf der Strecke zwischen Wels und Linz gegenüber dem Auto (Berechnungsmethode Auto sh. Ende der Aussendung) eine Ersparnis von 2.340 und 4.470 Euro pro Jahr. Bei der Strecke Mödling - Wien beträgt die Ersparnis 880 bis 1.930 Euro pro Jahr, zwischen Bludenz und Feldkirch 1.840 bis 3.180 Euro pro Jahr. Wenn die Politik Pendler wirklich finanziell unterstützen möchte, dann muss sie mehr in den regionalen Öffentlichen Verkehr investieren. Viele Pendler könnten sich dadurch ein Zweitauto ersparen, was eine finanzielle Entlastung von 4.000 bis 6.000 Euro pro Jahr bringt, so die VCÖ-Studie.

"Wir haben vor der Studie angenommen, dass das Auto immer deutlich schneller ist als Bahn und Bus. Dem ist aber nicht so. Der Öffentliche Verkehr kann bei rund 60 Prozent der Strecken bei der Fahrzeit gut mithalten, auf einigen Verbindungen ist die Bahn sogar schneller als das Auto", stellt VCÖ-Sprecher Gratzer fest. Auf 22 Prozent der untersuchten Strecken werden zwischen 5 und 8 Uhr früh zehn oder mehr Verbindungen angeboten. Auf 16 Prozent der Strecken gibt es nach Mitternacht Verbindungen, auf weiteren 14 Prozent der Strecken fährt zwischen 23 und 24 Uhr der letzte Zug bzw. der letzte Bus.

Die Unterschiede in der Qualität des Angebots sind innerhalb Österreichs sehr groß, so ein weiteres Ergebnis der VCÖ-Studie. Das mit Abstand beste Angebot steht Pendlerinnen und Pendlern in Vorarlberg zur Verfügung. Auch die Städte südlich von Wien, wie Baden, Mödling und Wr. Neustadt, bieten Pendlern deutlich mehr Verbindungen an als im Schnitt. "Das Problem ist, dass vielen Pendlern kein ausreichendes Angebot zur Verfügung steht. Vor allem in den Regionen gibt es großen Aufholbedarf und auch in den Ballungszentren, wo es ja die meisten Pendler gibt, ist noch viel zu tun. Ziel sollte sein, dass bis zum Jahr 2020 alle Regionen Österreichs jene Qualität haben, die heute bereits Vorarlberg bietet", fordert VCÖ-Sprecher Gratzer eine Nahverkehrsoffensive.

Zur Methode der Berechnung der Pkw-Kosten bei der VCÖ-Studie: Für Pkw wurden drei Kategorien untersucht: Kleinwagen (z.B. Fiat Punto), Mittelklassewagen (z.B. Renault Megane) sowie Modelle der Klasse eines Audi A6. Neben dem Spritverbrauch wurden anteilig Abnützung und Kosten für den laufenden Betrieb kalkuliert. Der VCÖ hat zudem berücksichtigt, dass die Autokosten pro Kilometer sinken, je mehr Kilometer pro Jahr gefahren werden. Je nach Strecke variieren die Kosten pro Kilometer bei einem Kleinwagen zwischen 12 und 21 Cent, bei einem Mittelklassewagen zwischen 16 und 29 Cent und bei einem Audi A6 zwischen 22 und 34 Cent.

Bahn und Bus bringen Pendlern große finanzielle Entlastung

(Jährliche Ersparnis einer Jahreskarte für Öffentlichen Verkehr im Vergleich zu Klein-Pkw (z.B. Fiat Punto) und Autos der Klasse Audi A6)

* = inklusive Jahreskarte für städtischen Öffentlichen Verkehr in der Stadt

Beispiele Kostenersparnis, wo mehr als 20 Verbindungen zwischen 5.00 und 8.00 in der Früh angeboten werden:

Wels* - Linz*: 2.340 bis 4.470 Euro
Wr. Neustadt* - Wien*: 2.330 bis 4.960 Euro
Tulln - Wien*: 2.250 bis 4.570 Euro
Korneuburg - Wien*: 790 bis 1.580 Euro
Mödling - Wien*: 880 bis 1.930 Euro

Beispiele: Kostenersparnis auf Strecken, wo 15 bis 20 Verbindungen zwischen 5.00 und 8.00 in der Früh angeboten werden

Eisenstadt - Wien*: 2.660 bis 5.630 Euro
Freistadt - Linz*: 2.330 bis 4.600 Euro
Bruck an der Leitha - Wien*: 2.270 bis 4.670 Euro
Telfs - Innsbruck*: 2.000 bis 3.870 Euro

Baden - Vösendorf: 1.860 bis 3.385 Euro
Bludenz - Feldkirch: Ersparnis 1.840 - 3.180 Euro
Wr. Neustadt - Baden*: 1.750 bis 3.480 Euro
Eferding - Linz*: 1.615 bis 3.080 Euro

Himberg - Wien*: 1.260 bis 2.540 Euro
Zirl - Innsbruck*: 910 bis 1.905 Euro
Dornbirn - Bregenz*: Ersparnis: 800 bis 1.445 Euro
Gallneukirchen - Linz*: 760 bis 1.575 Euro
Mauthausen - Perg: 670 bis 1.260 Euro

Schwechat - Wien*: 590 bis 1.230 Euro
Axams - Innsbruck*: 530 bis 1.135 Euro
Eugendorf - Salzburg*: 520 bis 1.225 Euro
Seiersberg - Graz*: 515 bis 1.045 Euro
Quelle: VCÖ 2010

Beispiele: Kostenersparnis auf Strecken, wo 10 bis 14 Verbindungen zwischen 5.00 und 8.00 in der Früh angeboten werden

Bludenz - Bregenz*: 3.380 bis 6.100 Euro
Feldkirch - Bregenz*: 2.900 - 5.185 Euro
Feldkirch - Dornbirn: 2.500 - 4.255 Euro
St. Pölten - Wien*: 2.495 bis 5.510 Euro
Baden - Wien*: 2.360 bis 4.460 Euro
Hollabrunn - Korneuburg: * 2.275 bis 4.565 Euro
Gänserndorf - Wien*: 2.200 bis 4.300 Euro
Krems* - St. Pölten*: 2.130 bis 4.235 Euro
Villach* - Klagenfurt*: 2.090 bis 4.730 Euro

Melk - St. Pölten:* 1.900 bis 3.595 Euro
Schwaz nach Innsbruck*: 1.810 bis 3.565 Euro
Steyr - Enns:* 1.570 bis 3.000 Euro
Götzis - Feldkirch: 1.360 - 2.360 Euro
Mattersburg - Eisenstadt: 1.280 bis 2.450 Euro

Oberndorf - Salzburg*: 985 bis 2.040 Euro
Leoben - Bruck an der Mur: 965 bis 1.840 Euro
Neusiedl - Bruck / Leitha: 860 bis 1.625 Euro
Quelle: VCÖ 2010

Beispiele: Kostenersparnis auf Strecken, wo 5 bis 9 Verbindungen zwischen 5.00 und 8.00 in der Früh angeboten werden:
Amstetten - St. Pölten*: 3.290 bis 6.490 Euro
Kufstein - Innsbruck*: 3.260 bis 6.450 Euro
Vöcklabruck - Wels:* 2.720 bis 5.920 Euro
Krems* - Tulln: 2.380 bis 4.830 Euro
St. Valentin - Steyr: * 2.190 bis 3.945 Euro
Gmunden - Vöcklabruck: 1.250 bis 2.295 Euro
Quelle: VCÖ 2010


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /