Elektroauto: Tesla leidet an den "außergewöhnlichen Zeiten"

Tesla erzeugt ein kultiges Elektroauto, das nun schneller in die Gewinnzone kommen muss- dies scheint realisierbar

Außergewöhnliche Zeiten, auch für außergewöhnliche Unternehmen. Die Krise auf dem Finanzmarkt trifft auch grandiose Startup-Firmen im Bereich Elektromobilität. Das derzeit schnellste Elektroauto der Welt, der Tesla Roadster, wird zurecht überall gepriesen. Das Vorreiterunternehmen Tesla Motors aus Kalifornien braucht jedoch dringend Geld - sehr viel Geld. Investoren werden gesucht, die rund 40-50 Millionen Dollar in die Firma stecken. Elon Musk, Vorstandschef und Gründer, meinte im Oktober im Firmenblog, man sei in einer kritischen Phase. Das operative Geschäft hat er nun wieder selbst übernommen. Rund 10- 20% der Mitarbeiter könnten entlassen werden. Verkündet wurden diese schlechten Nachrichten direkt über den Firmenblog- eine neue und direkte Art in den USA, um das Gerede im Hintergrund mit einer offiziellen Firmeninfo zum schweigen zu bringen.

Aber immerhin, Musk, der Gründer des Zahlungssystems paypal, setzt sich seit der Veröffentlichung der Meldung wieder selbst für Tesla ein. Die Firma komme demnächst in die schwarzen Zahlen, meint er. Die Elektrolimousine Model S, ein fünftüriges Modell, soll nun nicht, wie zuerst geplant, im Jahr 2010, sondern stattdessen erst Mitte 2011 auf den Markt kommen.

Übrigens: 40 Millionen Dollar sollen aus dem engeren Kreis der Investoren seit der Veröffentlichung der Meldung Mitte Oktober schon großteils gesichert sein. Und der Tesla Roadster ist ein absoluter Verkaufsrenner, die Lieferzeit in den USA beträgt derzeit ein Jahr. Das Auto ist hippig und absolut angesagt. So schön kann Elektro sein! Derzeit erzeugt Tesla ca.10 Autos per Woche, bis zu Beginn des nächsten Jahres ist eine Aufstockung auf 30 Autos per Woche geplant. Außerdem ist alles, was 2008 produziert wird, bereits ausverkauft. 1200 Autos sind schon vorbestellt. Da kann man doch nur die Daumen halten. Nach Obamas Wahlsieg sollten die Zeichen in den USA ohnehin mehr in Richtung Erneuerbare Energie und somit auch für nachhaltige Mobilität gesetzt werden.

Wir haben uns das Auto übrigens bereits im Juli in Kalifornien selbst unter die Lupe genommen. Ein großartiger Sportwagen, vielleicht etwas tief (ehrlich gesagt, bin ich fast hineingefallen, aber was sollte man auch von so schnittigen Sportscars sonst erwarten), mit einer irren Beschleunigung, mit einem wirklich fantastischem Design (Lotus, daher an die bekannte Lotus Elise erinnernd). Mit äußerst revolutionärer Batterietechnik: 6800 Lithium-Ionen batterien, 18 mm breit und 65 mm lang, sind zu einem 450 Kilo schwerem Powerpaket zusammengefügt. Die Einheit ist in 11 Module geteilt, diese werden von Mikroprozessoren gesteuert. Zum Vorbeugen von Überhitzung läuft in einem eigenen, geschlossenen System die Kühlflüssigkeit duch den Block. Der Tesla Roadster hat 182 kW (248 PS) und man kommt mit einer Batterieladung immerhin 400 Kilometer weit und er wiegt nur 1200 Kilo. Der Tesla beschleunigt wahnsinnig schnell: in sagenhaften 3,9 Sekunden ist er auf Tempo 100. Nur einen Nachteil hat das grandiose Auto. Derzeit kostet es 109.000 Dollar (rund 76.000 Euro) in Kalifornien, ab 2009 soll auch in Europa mit dem Verkauf gestartet werden- geplanter Preis: 99.000 Euro (ohne Steuer) Anzahlung immerhin 50.000 Euro. Manche werden wohl sagen: ein Spielzeug für Autofetischisten, aber immenses Know-How für die künftigen Serienfahrzeuge fließt hier in die Entwicklung mit ein. Das heißt, damit sind neue Elemente für die Massenproduktion entsprechend getestet. Die Goggle-Gründer fahren bereits einige Zeit damit, auch an Governeur Arnold Schwarzenegger wurde ein Tesla Roadster geliefert.
Geschenkt bekommen auch Promis das Auto nicht- für sie gelten Zahlungsbedingungen und lange Lieferzeit genauso wie für alle anderen Käüfer. Dieses Auto kann man nur mögen - mögen die außergewöhnlichen Zeiten für dieses außergewöhnliche Auto bald wieder vorbei sein.

Das kultige Auto wird übrigens am Wochenende erstmals in Österreich präsentiert.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /