Fussbälle aus Kinderhänden? - Auch globale Lieferantenketten können nachhaltig gestaltet sein

Das 5. Sustainability Breakfast der Nachhaltigkeits-Ratingagentur INrate widmete sich dem Thema „Nachhaltige Lieferantenkette und Corporate Social Responsibility in einer globalisierten Welt“

Zürich - ‘Sollen Branchenvereinigungen CSR-Standards setzen oder soll der Wettbewerb spielen? Dürfen reiche Industriestaaten ärmeren Ländern CSR-Standards aufzwingen bzw. wer ist legitimiert, diese Entscheidung zu treffen?’ Mit diesen Fragen konfrontierte Prof. Dr. Thomas Bernauer die Breakfast- Teilnehmenden. Er verstand es, die Dilemmata zu veranschaulichen und aufzuzeigen, dass es keine einheitliche Lösung für CSR-Fragen geben kann. Thomas Bernauer gab auch einen Überblick über die Entstehungsgeschichte der Corporate Social Responsibility. Die USA waren Vorreiter, erst in den 90er Jahren fand CSR-Einzug in den europäischen Gross-Unternehmen. Die Umsetzung von CSR in kleineren und mittleren Unternehmen (KMUs) ist erst seit wenigen Jahren ein Thema. Als Triebkräfte haben KonsumentInnen, Angestellte, InvestorInnen, NGOs die Macht, Veränderungen herbei zu führen (Erhöhung des Marktanteils an Fair Trade zertifizierten Gütern, Deklarierung von GVO-Produkten, Erhöhung der Produktesicherheit bei Kinderspielzeug). Die Firmen können ihre soziale Verantwortung zeigen und sich somit von Konkurrenten abheben. Bernauer verwies jedoch auch auf weitere offene Fragen, für die es keine eindeutigen Antworten gibt: Erhöht CSR die Profitabilität? Führen profitablere Firmen eher CSR Massnahmen ein? Kann ein Unternehmen profitabel sein, obwohl es ethisch handelt?

Mobiltelefone von Nokia, LG, Motorola und Samsung enthalten Kobalt von Lieferanten aus der DR Kongo. Die Gewinnung von Kobalt ist mit schweren Menschenrechtsverletzungen verbunden. Anhand dieses konkreten Beispiels zeigte Michael Diaz, Leiter des Nachhaltigkeitresearchs INrate, den Zusammenhang von Problemen in Lieferantenketten und dem Risiko eines daraus resultierenden Reputationsverlustes. Die globale Ausdifferenzierung von Lieferantenketten bietet nebst Risiken aber auch Chancen: Kosten- und Effizienzvorteile, Verbesserung von Rahmenordnungen, wirtschaftliche Entwicklung in Entwicklungs- und Schwellenländern. Als Grundprinzipien eines Sustainable Supply Chain Managements (SSCM) identifiziert Michael Diaz das Verantwortungsprinzip, das Kreislaufprinzip sowie das Kooperationsprinzip.

Als positives Beispiel für eine funktionierende Kooperation wird die Firma Switcher hervorgehoben, elche gemeinsam mit den Lieferanten soziale und ökologische Standards entwickelt. Eine nachhaltige Lieferantenkette ist ein wichtiger Baustein einer nachhaltigen Globalisierung. Michael Diaz verdeutlichte
wie INrate Unternehmen mit einem Sustainable Supply Chain Management im Rahmen ihres ‘Best in Service’- Ansatzes beurteilt. Verletzen die Unternehmen keine Ausschlusskriterien (z.B. Menschenrechtsverletzungen, Korruption, Umweltverschmutzung), werden die Firmen nach weiteren Kriterien überprüft und bewertet wie z.B. Einkaufsrichtlinien, Kodizes, transparente Berichterstattung, Managementsysteme.

Die Einhaltung von hohen CSR-Standards und die Einführung eines nachhaltigen Managements von Lieferantenketten in einer globalisierten Welt ist eine grosse Herausforderung für Unternehmen, schafft jedoch Mehrwert für alle Beteiligten. Konsumierende, Mitarbeitende, aber auch NGOs können ihren Einflluss auf Unternehmen nutzen um nachhaltige Lieferantenketten zu fördern und den Strukturwandel hin zu einer nachhaltigen Entwicklung zu unterstützen.

GastautorIn: Sonja Jasper-Venema für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /