Unterwegs zur Vollversorgung mit erneuerbaren Energien

Dr. Rudolf Rechsteiner, Nationalrat aus der Schweiz hielt einen interessanten Vortrag bei den österreichischen Biomassetagen in Tulln

Wir nähern uns einer historischen Wende. Die Zeit des billigen Erdöls geht zu Ende. Ob der letzte Tropfen in 30 oder in 60 Jahren fließt, ist dabei ziemlich nebensächlich. Schon im laufenden Jahrzehnt - vor 2010 - erreicht die weltweite Ölförderung Ihren Höhepunkt und wird danach absinken.

Das ist gut so. Denn im Windschatten dieser Entwicklung drängen grüne Techniken mit stürmischer Geschwindigkeit auf den Markt. Der Wettlauf um die letzten Öl-Reserven hat längst begonnen. Der Anstieg der Ölpreise und die steigende Abhängigkeit der OECD-Länder von wenigen potenten Lieferländern sind klar erkennbare Vorboten einer zunehmenden Verknappung herkömmlicher Energieträger.

In Europa und anderen Ländern der Welt gewinnen die erneuerbaren Energien sehr rasch an wirtschaftlicher Bedeutung. Sie sind im Unterschied zu den nichterneuerbaren Energien ungefährlich, kostensicher und breit verfügbar. Die Reduktion der CO2-Emissionen und der globale Atomausstieg sind keine Wunschträume, sondern entsprechen einem wirtschaftlichen Trend. Kapitalkräftige Firmen investieren Milliarden in Energieeffizienz und neue erneuerbare Energien, mit sichtbaren Folgen: sinkende Kosten, steigende Marktanteile und wachsendes wirtschaftliches Gewicht.

An erster Stelle steht global die Windenergie, denn sie erweist sich im heutigen Umfeld als kostengünstigste und am schnellsten wachsende Technik. Biomasse, Solarenergie, Geothermie stoßen nach und werden entsprechend ihren spezifischen Fähigkeiten ebenfalls wachsende Marktanteile erobern. Jede der erneuerbaren Techniken hat spezifische Vorteile: günstige Kosten, dezentrale Verfügbarkeit oder Speicherfähigkeit. Im Verbund können sie sich gegenseitig ergänzen, bis hin zur Vollversorgung mit erneuerbaren Energien. Nötig sind dazu die richtigen Rahmenbedingungen, eingeschlossen kostendeckende Vergütungen und ein kontinental integriertes Stromnetz.

Autor: Rudolf Rechsteiner (*1958), Ökonom (Dr.rer.pol.),

seit 1995 Mitglied des Nationalrats (SP-Fraktion), der UREK (Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie) sowie der SGK (Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit). Dozent für praktische Umweltpolitik an der Uni Basel. Präsident der ADEV-Gruppe mit Wasser-, Wind-, Solar- und Blockheiz-Kraftwerken.

Verschiedene Bücher zur Umwelt- und Sozialpolitik, zuletzt: "Grün gewinnt - die letzte Ölkrise und danach" (Download www.rechsteiner-basel.ch)


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /