Unser täglich Brot

Neuer österreichischer Dokumentarfilm mit brisantem Inhalt

UNSER TÄGLICH BROT, der fünfte Film des österreichischen Regisseurs Nikolaus Geyrhalter, portraitiert in 90 Minuten die industrielle Nahrungsmittelproduktion in Europa. Ein Jahr lang dauerten die Dreharbeiten in Tierfabriken, industriellen Gewächshäusern und auf agroindustriellen Landwirtschaftsflächen quer durch Europa. In beeindruckenden Bildern wird die absolut seelenlose, größtenteils automatisierte Welt konventioneller Nahrungsmittelproduktion gezeigt. Der Filmemacher bietet einen Blick hinter die Kulissen, die wohlweißlich von der Werbung konsequent, erfolgreich und nachhaltig ausgeblendet werden. Er führt uns in eine sciencefiction-artig anmutende Welt, die freilich schon längst alltäglich geworden ist – unser täglich Brot eben. Es scheint müßig auf die einzelnen Episoden im Detail einzugehen und festzuhalten, welche der gezeigten Vorgangsweisen und Produktionsmethoden die Verwerflichere sein mag.

Es ist mutig so einen Film zu machen und erstaunlich, dass die einzelnen Betriebe Drehgenehmigungen erteilen. Offensichtlich plagt sie kein schlechtes Gewissen, sie liefern was der Markt verlangt unser tägliches Schwein, Rind, Huhn, Ei, Gemüse – ‘ unser täglich Brot’ eben. Zutreffender und näher an der Wahrheit wäre die Bezeichnung unsere täglichen Nahrungsproduktionsgüter, da von Lebensmittel hier wohl nicht mehr die Rede sein kann. Wehe dem der sich Bio-Kost nicht leisten kann oder nicht leisten will – der Film macht deutlich, dass solch industriell hergestellte ‘Ware’ bei näherer Betrachtung nur kontraproduktiv sein kann. Die zahllosen Erkrankungen an den sogenannten Zivilisationskrankheiten sind die Kehrseite dieser traurigen Medaille menschlicher Fortschrittsverirrung. Man sollte auch bedenken, dass ein Arbeitsplatz in so einer automatisierten Fließbandtötungsmaschinerie zweifellos nicht nur kein Honiglecken ist, sondern auf Dauer äußerst frustrierend, abstumpfend und peinigend wirken muss. Detto die Arbeit in Schutzanzügen in den agroindustriellen Gewächshäusern in denen Gemüse gezogen wird, welches nach vollautomatisierter Ernte zumeist durch halb bis ganz Europa auf die umweltbelastende Reise zum Endverbraucher geschickt wird. Stilistisch mutig ist die strikt kommentarlose Aufbereitung dieser oft auch bedrohlichen Zustandsbilder. Geyrhalter verzichtet aber auch auf Interviews – einige der Protagonisten werden beim Verzehr ihres Pausenbrotes beobachtet – pragmatisch, kommentarlos, unparteiisch.

Geyrhalter zeigt wie es ist und reiht sich mit dieser nüchternen Sichtweise würdig in die Phalanx der neuen, sehr erfolgreichen, österreichischen Umweltdokumentationen ein. Filme wie ‘Darwin´s nightmare’ von Hubert Sauper (Oscar-Nominierung) und ‘We feed the world’ von Erwin Wagenhofer (bestes Einspielergebnis eines österr. Dokumentarfilmes in Österreich) bieten dem immer interessierterem Publikum wichtige anspruchsvolle Inhalte, die im Grunde genommen von maximaler gesamtgesellschaftlicher Relevanz sind. Erstaunlich, dass soviel auf diesem Sektor aus Österreich kommt – oder ist es nur eine folgerichtige Konsequenz für ein Land, welches im Schnitt die meisten Biobauern aufweist und kein Atomkraftwerk auf seinem Gebiet stehen hat ? ‘Unser täglich Brot’ ist jedenfalls sehenswert und aufrüttelnd und es bleibt zu wünschen, dass das heimische Publikum den Rekordwert von ‘We feed the world’ überbietet. Denn: Nur der informierte Konsument hat echte Wahlfreiheit.

"UNSER TÄGLICH BROT" gewann bei der Weltpremiere beim internationalen Dokumentarfilmfestival in Amsterdam den Special Jury Award und ist ab 21. April in Österreichs Kinos zu sehen.

Mehr Information: UnsertaeglichBrot

Daniel Hackenberg für Oekonews


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /