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Grundlastfähigkeit oder Regelbarkeit - Ihre Bedeutung für die künftige Stromversorgung

EIn Artikel von Wolf von Fabeck

In der Kampagne gegen die Erneuerbaren Energien findet sich vermehrt das Argument, Sonnen- und Windenergie seien nicht "grundlastfähig". Damit wird der Eindruck erweckt, eine ununterbrochene Stromversorgung sei nur mit Grundlastkraftwerken möglich. Diesem Vorurteil sollten wir unbedingt unser Wissen um die Möglichkeiten der Erneuerbaren Energien entgegenstellen. Dazu
folgende Hintergrundinformation:

Die konventionelle Stromwirtschaft unterscheidet zwischen Grundlastkraftwerken, Mittellast- und Spitzenlastkraftwerken.

- Grundlastkraftwerke werden möglichst rund um die Uhr und möglichst das ganze Jahr hindurch betrieben. Zu den Grundlastkraftwerken gehören Atom- und Braunkohlekraftwerke.

- Mittellastkraftwerke werden bei nachlassendem Strombedarf am späten Abend abgeschaltet und bei steigendem Strombedarf besonders am frühen Morgen oder vor der Mittagsspitze wieder angeschaltet.

Dies geschieht nach einem ausgefeilten Plan.

- Spitzenlastkraftwerke stehen bereit für den Fall, dass der Strombedarf unvorhergesehener Weise nicht, bzw. nicht schnell genug, durch die Zuschaltung weiterer Mittellastkraftwerke gedeckt werden kann, sei es, weil die Verbraucher plötzlich mehr verbrauchen als vorhergesehen, oder sei es, dass plötzlich eines
der Grundlastkraftwerke abgeschaltet werden muss, z.B. weil die Stromleitung durch einen Blitzschlag zerstört wurde. Zu den Spitzenlastkraftwerken gehören z.B. Gasturbinenkraftwerke und die Speicherkraftwerke, z.B. Pumpspeicherkraftwerke oder
Batterie-Speicher, wie sie die BEWAG in Berlin zur Zeit der Luftbrücke verwendete.

Nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage sind die Preise für Spitzenlaststrom am höchsten; besonders hoch sind sie bei akutem Strommangel. Es wird berichtet, dass für Spitzenlaststrom in der Schweiz sogar schon über 50 EUR/kWh bezahlt wurde. Für Grundlaststrom hingegen werden nur wenige Cent/kWh bezahlt. Der
Grundlaststrom aus den belgischen Atomkraftwerken wird nachts sogar "verschenkt", indem dort die Autobahnen nachts und selbst in den Stunden nach Mitternacht bis zum frühen Morgenstunden taghell beleuchtet werden.

In den Preisen für die verschiedenen Stromarten drückt sich auch ihre elektrizitätswirtschaftliche Wertigkeit aus. Demnach ist die Bezeichnung "Grundlastfähigkeit" eine höfliche Umschreibung für die
Feststellung, dass diese Kraftwerke nicht regelbar sind und auf wechselnde Anforderungen gar nicht oder nur mit einer unsinnigen Zeitverzögerung reagieren können.

Wie die Energieversorgung mit Erneuerbaren möglich ist

Wer sich diese Zusammenhänge vergegenwärtigt, kann sich leicht vorstellen, dass die zukünftige Energieversorgung anders organisiert werden muss:

- Wasserkraft und Geothermie liefern billige Grundlast, doch ist es keineswegs erforderlich, dass dies im Umfang dem Beitrag der bisherigen Braunkohle- und Atomkraftwerke entspricht. Das System würde sogar ohne Grundlastlieferungen funktionieren.

- Sonne und Wind liefern wetterabhängig Strom. Dabei ist vorteilhaft (aber nicht zwingend erforderlich), dass beide Energieformen am Tage (zu den Zeiten des höheren Strombedarfs) einen höheren Beitrag liefern als nachts.

- Biomasse und Speicherkraftwerke füllen die verbleibenden Bedarfslücken aus - und zwar in weit höherem Maße und höherer Quantität als derzeit die Spitzenlastkraftwerke der konventionellen Stromwirtschaft.

Hier zeigt sich die überragende Wichtigkeit und Bedeutung des Ausbaus von regelbaren Biomasse- und Speicherkraftwerken. In diesem Zusammenhang gesehen ist gerade nicht die "Grundlastfähigkeit", sondern die "Regelbarkeit" von EE-Kraftwerken das höchste Qualitätskriterium.

Wir sollten deshalb dem Lob der Stromwirtschaft für die "Grundlastfähigkeit" unsere eigene Vorstellung einer zukünftigen Stromversorgung entgegenstellen, indem wir die "Regelbarkeit" und Speicherfähigkeit der Biomasse-Kraftwerke betonen und besondere Anstrengungen auf den Ausbau dieser Technologien verwenden.

Quelle:SFV


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /