© William DeHoog unsplash/ Windkraft
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Windkraft auf der Bremse?

Windstill in Österreich: Fehlende Flächenwidmungen, langwierige Bewilligungsverfahren und zu wenige Netzanschlüsse erschweren den Ausbau der Windkraft in Österreich.

Diese Faktoren wirken sich auch auf eine Vielzahl von Ausbauprojekten der oekostrom AG aus. Österreichs größte unabhängige Energieversorgerin könnte mit ihren derzeit in "Warteposition" befindlichen Projekten mehr als 50.000 österreichische Haushalte mit sauberer Energie versorgen. Bis ein Windrad in Betrieb geht - von der Projektidee über die Einholung von Bewilligungen bis hin zur tatsächlichen Errichtung - dauert es aktuell bis zu zehn Jahre.

Der Umbau des Energiesystems ist ein zentraler Hebel im Kampf gegen die Klimakrise und für mehr Unabhängigkeit. Dennoch wird der Ausbau sauberer Energiequellen durch viele Hemmnisse gebremst. Während Entwicklung und Bau von Sonnenenergieprojekten Fahrt aufnehmen, stagniert der Bau von Windkraftanlagen. "Für eine unabhängige und krisensichere Energieversorgung in Österreich brauchen wir einen ausgewogenen Mix klimafreundlicher Energiequellen. Wenn die Sonne nicht scheint und unsere Flüsse wenig oder kein Wasser führen, werden wir den Wind unbedingt benötigen.", erklärt das oekostrom AG-Vorstandsduo Hildegard Aichberger und Ulrich Streibl.

Acht Projekte warten auf Umsetzung

Die Technologie ist vorhanden, Projekte sind geplant und die Investitionen getätigt - dennoch wartet die oekostrom AG derzeit bei acht neuen Windradprojekten auf Bewilligungen, insbesondere aufgrund unzureichender Flächenwidmungen, unklarer Beschlüsse oder der hohen Kosten des Netzausbaus. Vielen Energieunternehmen gehe es nicht anders, so die Vorstände der oekostrom AG. Derzeit stehen in Österreich knapp 1.400 Windräder auf einer Landesfläche von rund 0,2 Prozent (das entspricht rund 170 km²). Um das Ziel des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) zu erreichen, braucht es 1.700 leistungsstärkere Anlagen), die etwa ein Viertel (23 %) des heimischen Strombedarfs decken und auf rund 0,5 % der Landfläche Österreichs (385 km²) stehen würden. Zum Vergleich: Laut einem Report des WWF wurden im Jahr 2022 täglich zwölf Hektar Boden in Österreich versiegelt. "Es ist frustrierend. Wir stehen bereit, Österreich von seiner Abhängigkeit von Kohle, Öl und Gas zu befreien. Wenn der politische Wille da wäre, könnte es viel schneller gehen. Technologisch ist der Bau eines Windparks in zwei Jahren möglich", betont Ulrich Streibl.

Forderung nach mehr Windkraftnutzung und verstärkter Bewusstseinsbildung

Für einen raschen Umbau des Energiesystems braucht es nicht nur einen starken politischen Willen, sondern auch die Zustimmung der Bevölkerung. „Gemeinden haben einen großen Hebel, Bürger:innen von Beginn an mitzunehmen und in den Prozess für den Ausbau von Windenergieprojekten einzubeziehen“, klärt Hildegard Aichberger auf. Eine Studie der IG Wind zeigt, dass die Zustimmung zu Windparks wesentlich höher ist, wenn Menschen bereits in der Nähe eines Windrads wohnen. Der Vorstand der oekostrom AG fordert daher von Bund, Ländern und Gemeinden deutlich mehr, als das EAG vorschreibt, nämlich 2 % der Landesfläche für Windkraft zu widmen und damit unsere Ausbauziele deutlich rascher zu erreichen. Das wäre mit rund 4.000 zusätzlichen Windrädern möglich. Die insgesamt 5.400 Windräder könnten dann den Strombedarf aller Menschen in Österreicher decken, und das auch in Zukunft. Zusätzlich sind Aichberger und Streibl überzeugt, dass für eine verstärkte Aufklärung der Bürger:innen gesorgt werden muss: „Wir müssen eine neue Geschichte von sauberer Energie erzählen, denn sie ist nicht nur günstiger, sie ist auch schonender für die Umwelt und Klima und sichert uns langfristig ab. Windräder sind die Wahrzeichen einer sauberen und unabhängigen Zukunft!“

Die oekostrom AG ist mit mehr als 3.000 Aktionär:innen eine der größten Bürger:innenbeteiligungsgesellschaften in Österreich. Bei ihren Projekten beginnt sie seit jeher bereits in der Planungsphase mit einer umfassenden Auseinandersetzung mit der Bevölkerung und engagiert sich aktiv in den Gemeinden.

90 Prozent der Windräder stehen im Burgenland und in Niederösterreich

Windparks sind aktuell sehr unterschiedlich in den Bundesländern verteilt – während im Osten Österreichs 90 Prozent aller Windräder stehen, findet man im Westen weiterhin sehr wenige Anlagen, obwohl es auch dort gutes Windpotential gibt. Im Westen sind seit vergangenem Jahr weder Anträge eingereicht noch Umsetzungsprojekte gestartet worden. Laut einer Studie von IG Wind und Energiewerkstatt bräuchte es für die Forderung nach 2 % Landesfläche für Windenergienutzung Windräder mit einer Leistung von 764 MW für Tirol, 314 MW für Vorarlberg, 2.053 für Kärnten und 657 MW für Salzburg. Und das auf einer Bundeslandfläche von 44 km² (Tirol), 18 km² (Vorarlberg), 117 km² (Kärnten) und 37 km² (Salzburg). Ein modernes Windrad hat heute eine Leistung von sieben MW und kann fast 5.000 Haushalte mit sauberem Strom versorgen.

Im November 2022 hat die oekostrom AG deswegen erstmals ihr Positionspapier „Unabhängigkeitserklärung 2.0“ und die Forderung nach 2 % der Landesfläche für 100 % Ökostrom veröffentlicht.



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Weitere Infos: oekostrom AG

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /