© Hendrik Tammen  FBK
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Rosarot ist Österreichs Wasserstoff-Zukunft?

Atomstrom-Wasserstoff aus der Slowakei?

Die GCA (Gas Connect Austria; 51 % im Eigentum der Verbund AG) gab freudig bekannt, dass das Pipelineprojekt „H2 Backbone WAG + Penta-West“ Erdgas/Wasserstoff-Pipeline) in die EU-Liste bevorzugter Projekte aufgenommen wurde. Was die Aussicht auf Subventionen hoch wahrscheinlich macht.
Ohne Subvention ginge es schwerlich, sagt die GCA, weil die bestehende Erdgaspipeline dafür zu wenig Gewinn erwirtschafte. Man projektiere umsichtigerweise bloß vorausschauend und „H2-ready“.
Ein neuer Abschnitt führt dann in Oberösterreich an die deutsche Grenze, ein anderer im Osten zur slowakischen Grenze soll Wasserstoff-fit werden.
gasconnect.at/aktuelles/projekte

Der Begriff „grüner“ Wasserstoff findet sich nirgends in der Presseaussendung, nur allgemein „Wasserstoff“ - vielsagend?
presseaussendung/OTS_20231128_OTS0145/gca-zukunftsweisendes-wasserstoff-infrastrukturprojekt-auf-der-liste-der-projects-of-common-interest

Aber es gibt derzeit weit und breit keinen Wasserstoff, geschweige denn grünen (= aus erneuerbarem Strom)!, der transportiert werden sollte.
Erinnern wir uns: Nur grüner Wasserstoff (H2) wäre klimarelevant und umweltverträglich.
Laut GCA wird H2 in Österreich besonders in Linz beim Stahlkocher der VOEST und in der Erdölraffinerie der OMV in Schwechat bei Wien benötigt.

Die Pipelines sollen dafür sorgen, dass H2 aus dem Westen, also aus Deutschland, importiert werden kann. Aber in Deutschland gibt es keinen grünen Wasserstoff. Und sobald es ihn geben würde, sagen die Deutschen, werden sie ihn selber verwenden - darüber hinaus werden sie einen großen Teil des knappen Guts von weit her (Mittlerer Osten, Afrika) importieren müssen.
Für Österreich wird da nichts abfallen - das ist so weit geklärt.

Aber, könnte man H2 aus (Süd)Osteuropa nach Österreich pumpen? Dort hat niemand derzeit Wasserstoff, geschweige denn grünen. Und wenn sie grünen H2 haben, werden sie das knappe Gut wohl selbst nutzen. Bis dahin werden Jahrzehnte vergehen, weil der erneuerbare Stromanteil in südosteuropäischen Staaten deutlich unter 10 % liegt.

Halt: Die Slowakei hat vor einem Monat den Reaktor 3 im AKW Mohovce (1/3 Enel, 1/3 Fossilkonzern EPH aus CZ, 1/3 slowakischer Staatsfond) in Vollbetrieb genommen (Reaktor 4 folgt 2024) und beendet per Jahresende die Kohleverstromung endgültig. Da könnte dann doch rosa (= aus Atomstrom hergestellter) Wasserstoff nach Schwechat kommen.

Somit wäre wahrscheinlich doch geklärt, warum die GCA so dringlich die Pipeline an die slowakische Grenze „H2-ready“ ausbauen will, oder?

Erdgas für Südosteuropa aus Russland wird unter kräftiger Mithilfe der GCA durch jenes aus Westeuropa ersetzt werden können. Das verzögert eine tatsächliche Energiewende, Energieunabhängigkeit und Klimarettung. Aber subventionierte Gewinne gehen eben vor, oder ?

Fritz Binder-Krieglstein
renewable.at



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Artikel Online geschaltet von: / Dr. Fritz Binder-Krieglstein /