© oekonews- W.Pucher /  Fortsetzung für den KarlsGarten
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KarlsGarten: Wiens größten Schau- und Forschungsgarten mitten in der Stadt läuft weiter

Urbane Landwirtschaft im Herzen Wiens geht in die zweite Runde

© oekonews- W.Pucher
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© oekonews- W.Pucher / Garteln mitten in der Stadt
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© oekonews- W.Pucher / Eine großartige Idee wurde umgesetzt
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© oekonews- W.Pucher  / Biologisch Gärtnern im Hochbeet
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© oekonews- W.Pucher -  Freude über die Fortsetzung des Projekts
© oekonews- W.Pucher - Freude über die Fortsetzung des Projekts

Wien – Im April des Vorjahres wurde mit dem Projekt gestartet. Der Erfolg kann sich sehen lassen: Täglich kamen rund 200 Neugierige um die 2.000 m2 Grün- und Erholungsflächen mitten in der Stadt zu sehen, Veranstaltungen zum Thema ‘Garteln" rundeten das Thema interessant ab. Die Ernteerträge von rund 50 biologischen Gemüse und Getreidesorten können sich sehen lassen: Trotz der Schlechtwetterphasen im Sommer 2014 wurden beispielsweise mehr als 27 kg "Wiedener Blütenhonig" gewonnen.

Überraschende Forschungsergebnisse: Ernte unbedenklich

Im Rahmen einer Diplomarbeit mit dem Thema "Urbanes Gärtnern", die an der BOKU Wien erstellt wurde, wurden die Anbaumethoden im "Karls Garten" sowie deren Erträge von Gemüsepflanzen in Dachbegrünungssubstraten untersucht. Auch externe Effekte auf die Substrate selbst, etwa die Forschung im Bereich der Feinstaub- und CO2-Belastung aufgrund der Nähe zum Verkehrsknotenpunkt Karlsplatz. Das interessante Ergebnis: Es wurden keine messbaren Belastungsspuren nachgewiesen. Die Eignung der Substrate für den Anbau von Nutzpflanzen konnte damit bestätigt werden.

Maßgeblich an der Finanzierung des Schau- und Forschungsgartens ist die S+B Gruppe AG beteiligt. Ihr Vorstand DI Reinhard Schertler freut sich: "Für uns ist besonders interessant zu sehen, wie Urban Gardening in einer derart exponierten Lage wirklich optimal funktioniert. Besonders spannend ist in diesem Zusammenhang, wie sich die verschiedensten Ideen und Ansätze für zukünftige Freiflächengestaltung umsetzen lassen. Wir sind stolz als erster Projektentwickler hier hautnah an den Entwicklungsprozessen und Ergebnissen Teil zu haben."

Themenschwerpunkt 2015 und neue Partner

Thematischer Fokus des Vereins Karls Garten in der Saison 2015 sind alte Pflanzensorten und gesunde Ernährung für Kinder und Jugendliche. Durch eine neue Kooperationen mit SPAR will man mit vereintem Know-How gemeinsame Werte und Ziele in der kommenden Saison verfolgen. "Mit unserer Eigenmarke ‚SPAR wie früher‘ revitalisieren wir bereits seit 2008 alte, in Vergessenheit geratene Pflanzen- und Samenraritäten. Unser Motto lautet Vielfalt statt Einfalt. Daher haben wir uns im Vorjahr gemeinsam mit langjährigen großen Partnern ganz massiv und mit Erfolg gegen die geplante EU-Saatgutverordnung eingesetzt, die jetzt endlich vom Tisch ist! Der Verein Karls Garten hat sich das Thema Sortenvielfalt 2015 ebenfalls an die Fahnen geheftet. Für uns ein Grund, dieses einmalige Projekt inmitten der Wiener Innenstadt zu unterstützen und unser Know-how einzubringen. Wir freuen uns, mit an Bord zu sein," so Dr. Gerhard Drexel, SPAR-Vorstandsvorsitzender.

Gemeinsam mit der Gartenmarke FloraSelf sieht sich der ‚Karls Garten’ in einem spannenden Anwendungsprojekt als Botschafter für natürliche Anbauerden. Ziel ist es, praxisorientierte, hochwertige Produkte für die städtische Landwirtschaft weiterzuentwickeln.

‘Die Kooperation mit der Stadt Wien, Büro Uli Sima und unseren Kooperationspartnern S+B Gruppe, SPAR und FloraSelf machen dieses europaweit einmalige Projekt erst möglich. Die positiven Reaktionen der Besucher zeigen das rege Interesse der Bevölkerung an urbaner Landwirtschaft.’ Andreas Wiesmüller, Obmann der Vereins KarlsGarten.

Forschung und experimentelle Kooperationen

Im Forschungsgarten widmet man sich indes weiter den Dachbegrünungssubstraten. Als Dauerbeobachtungsfläche rücken neben Bodenanalysen zum Nährstoffgehalt, heuer die Pflanzen selbst in den Mittelpunkt. Den Garten als Mikrosystem betrachtend werden künftig neben Feinstaub auch Auswirkungen von Umwelteinflüssen wie Wind oder Besonnung näher untersucht.

Eine weitere Kooperation entstand mit einem jungen Start-Up aus der urbanen Pilzzucht. Gemeinsam wird man etwa auf Baumstämmen, Strohballen und in Kaffeesatz Pilze kultivieren. Neben Umbauarbeiten im Garten, neuen Anbaubeete oder Verdichtung der grünen Wand entsteht für die Bienen eine wilde Bienenweide.

Unter dem Titel ‘Zero Waste’ wird künftig die engere Zusammenarbeit mit der Nachbarschaft forciert: Mit dem Restaurant Heuer setzt man Akzente, verwendet etwa den Biomüll aus der Küche zum Füttern der Schnecken, erzeugt über einen Wurmkomposter wertvollen Humus oder verwendet den Kaffeesatz aus dem Heuer für die Wienerpilz-Zucht. Kräuter werden künftig für Cocktails im Restaurant Heuer verarbeitet und aus Gemüse und Getreide werden gemeinsam mit dem Küchenchef Peter Fallnbügl spezielle Produkte erzeugt. Darüber hinaus werden gemeinsam mit einer jungen Startup Designerin zur Textilfärbung geeignete Pflanzen angepflanzt.

Spannende Veranstaltungen

Dem Verein ist es auch 2015 ein Anliegen besonders Kindern den Gemüseanbau in der Stadt näher zu bringen. Aufgrund der steigenden Exkursionsanfragen kooperiert Karls Garten mit dem Verein GartenWerkStadt, der ab dieser Saison die pädagogische Leitung übernehmen und Exkursionen organisieren wird.

Neben Saisonveranstaltungen wie dem Sommerfest und dem Herbstfest wird nun auch monatlich mit ‘Karls Garten trifft Markt der Erde’ jeden 2. Donnerstag im Monat ein Markt mit regionalen Produkten veranstaltet. Zwei weitere Highlights im laufenden Jahr sind außerdem die Jung-Winzermesse ‘Sound of Wine’ und ein Urban Farming Cocktailfest.

Der Verein

Bereits im ersten Jahr konnte das Team wachsen und wuchs durch Experten aus verschiedensten Bereichen verstärkt auf aktuell 13 Vereinsmitglieder. Besonders erfreut ist man, dass auch in diesem Jahr die Zusammenarbeit mit Weidinger und Partner GmbH Lehrlingen aus dem Bereichen Landschaftsgestalter und Tischlerei weiter geführt wird.

Mit dem Start in die neue Saison hat sich der Verein dazu entschieden mit einem neuen Internetauftritt künftig verstärkt rund um das Thema Urban Gardening / Farming zu informieren. Do It-Yourself Tips, Gartennews oder Projekte aus aller Welt informieren künftig über die Gartenwelt.

Dank des bisherigen Erfolges des Gartens wird der Verein in Zukunft tatkräftig an anderen Projekten in der Stadt mitarbeiten und sich weiter verstärkt für die Förderung von urbaner Landwirtschaft in der Stadt einsetzen. ‘Wir bekommen laufend Beratungsanfragen von kommerziellen wie nicht kommerziellen Projektinitiativen herein und werden unser Beratungsangebot rund um unser Competence Center ‘Urbane Landwirtschaft’ dieses Jahr weiter ausbauen.’ so Projektleiterin DI Simone Rongitsch.


Mehr Infos:
www.karlsgarten.at

GastautorIn: Wolfgang J. Pucher für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /