© Dr. Walter Postl
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Umweltdachverband: Aktuelle Wasserkraftwerksliste zeigt - 52 % der Planungen in sensiblen Gebieten!

Kraftwerksliste: 212 Wasserkraftwerke in Planung, 88 weitere in Bau bzw. seit Frühjahr 2012 in Betrieb

Überzogene Ausbaupläne der E-Wirtschaft durchkreuzen Schutzpläne für unsere Flüsse

"Die Verbauung wertvoller heimischer Flusslandschaften geht ungebremst weiter - ohne Rücksicht auf ökologische Verluste", bemerkt Gerhard Heilingbrunner, ehrenamtlicher Präsident des Umweltdachverbandes, angesichts der vom UWD aktualisierten und auf Google visualisierten Liste aller österreichweiten Wasserkraftwerksplanungen. Erhoben wurden 212 in Planung befindliche Wasserkraftwerke mit einem geschätzten Regelarbeitsvermögen (RAV) von insgesamt rund 12,2 TWh/a. Des Weiteren zeigt die Liste, dass 88 Lauf- und Speicherkraftwerke in Bau oder vor kurzem ans Netz gegangen sind. Österreichweit in Bau, kürzlich in Betrieb oder geplant sind somit insgesamt 300 Kraftwerke, die ein Regelarbeitsvermögen von 13,75 TWh/a haben. Das zeigt: In Österreich gibt es weder einen Rückgang, noch einen Stopp beim Bau bzw. der Planung von Wasserkraftanlagen. Spitzenreiter ist Kärnten mit 67 geplanten Kraftwerken, gefolgt von Tirol (43), Vorarlberg (26), der Steiermark (25), Oberösterreich (22), Salzburg (22) und Niederösterreich (7).

110 Kraftwerksprojekte an sehr sensiblen Standorten

Das heimische Wasserkraftpotenzial wird bereits zu rund 75 % genutzt. Die E-Wirtschaft drängt daher in die letzten freien und ökologisch wertvollen Fließstrecken. 37 Kraftwerksplanungen befinden sich in Natura 2000-Gebieten, Nationalparks oder Naturdenkmälern. Betroffen sind z. B. die Natura 2000-Gebiete Ober- und Mittellauf der Mur, Untere Traun und die Salzach-Auen. Rechnet man betroffene Fließstrecken dazu, die einen guten oder sehr guten ökologischen Zustand aufweisen, erhöht sich die Anzahl der Bauvorhaben auf 110. Damit betreffen mehr als die Hälfte aller Planungen sehr sensible Gebiete. "Diese Erweiterung des Kraftwerksnetzes an den letzten weitgehend intakten Flussabschnitten ist ein ökologischer Wahnsinn. Die Ausbauwünsche übersteigen die im Nationalen Aktionsplan für Erneuerbare Energien als realistisch eingestufte Ausbaugröße für Klein-, Mittel- und Großkraftwerke um beinahe das Doppelte. Auch ohne Zerstörung dieser Naturjuwele wäre die Einhaltung der nationalen Ausbaupläne nicht gefährdet", so Heilingbrunner. Darüber hinaus befinden sich 43 der geplanten Kraftwerke an Standorten, an denen eigentlich ökologische Schutz- und Wiederherstellungsmaßnahmen im Zuge des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans durchgeführt werden sollen. Diese Kraftwerke konterkarieren sämtliche Bemühungen, den nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten ökologischen Zustand für alle unsere Gewässer herzustellen.


Überregionale Energieraumplanung und Ausweisung von Tabuzonen gefordert

Der UWD fordert hinsichtlich des weiteren Ausbaus der Wasserkraft die Ausweisung von Schutzgebieten als Tabuzonen und die Rücksichtnahme auf gewässerökologisch sensible Strecken. Bevor neue Kraftwerksstandorte erschlossen werden, müssen bevorzugt bereits energiewirtschaftlich erschlossene Fließgewässerabschnitte ausgebaut und die Möglichkeit zur Effizienzsteigerung und Revitalisierung ausgeschöpft werden. "Es braucht klare politische Entscheidungen, um den österreichischen Energiebedarf zu reduzieren und eine überregionale strategische Energieraumplanung, welche die Nutzung der Erneuerbaren mit Natur- und Landschaftsschutzinteressen in Einklang bringt", so Heilingbrunner.



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Weitere Infos: Umweltdachverband

Artikel Online geschaltet von: / stevanov /