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Verkehrsbefragung Ennstal: Erdrutsch-Ergebnis

Am 24. Jänner 2008 fand die Präsentation der Ergebnisse der 1. großen Verkehrsbefragung im Ennstal statt - Bei großem Besucherandrang aus dem gesamten Ennstal präsentierte Univ. Prof. Dr. Knoflacher die Ergebnisse der Verkehrserhebung

Unter den 200 Besuchern waren auch NAbg. Anita Fleckl, der Vorsitzende des Planungsbeirates, LAbg. Ewald Persch, sowie eine Reihe von Bürgermeistern und zahlreiche Gemeinderäte vertreten.
20,7 % von 11.400 Haushalten haben sich an der Verkehrsbefragung beteiligt und die umfangreichen, international anerkannten Fragebögen ausgefüllt. »Das zeigt die große Betroffenheit der Bevölkerung an der Verkehrsproblematik und ihr großes Interesse an der Mitgestaltung einer zukunftsorientierten Verkehrslösung
im Ennstal«, so Waltraud Mitteregger, die Initiatorin der Veranstaltung, die sich für die engagierte Beteiligung an der Erhebung bei allen Gemeinden sowie bei allen Ennstalerinnen und Ennstalern herzlich bedankte.

Dieses Ergebnis entspricht einem Erdrutsch gegenüber bisherigen Annahmen. Es zeigt, dass in der Bevölkerung nur eine Minderheit den Ausbau einer 4-spurigen Schnellstraße oder Autobahn befürwortet, dagegen mit großer Mehrheit ein 7,5 Tonnage-Limit und ein Nachtfahrverbot für Durchzugs- und Transit-LKW will.

Diese Forderung stimmt mit den Angaben zum größten Verkehrsproblem im Ennstal überein: In beinahe allen Fragebögen wird die Lärm- und Abgasbelastung sowie die Gefährdung der Sicherheit und der Lebensqualität durch den massiven Durchzugs-/Transit-LKW-Verkehr angegeben. Die Spitzenlärmbelastung in der Nacht ist laut Univ.Prof. H. Knoflacher im Ennstal so hoch wie in einem Industriegebiet am Tag. Die Belästigung durch Verkehrslärm am Tag wird angegeben z. B. von 38 % der Bewohner in Aigen und Liezen, 48 % in Schladming, 59 % in Aich-Assach und Wörschach, 62 % in Altenmarkt. Belästigung durch Verkehrslärm in der Nacht: Radstadt 32 %, Altenmarkt 49 %, Schladming 33 %, Aich/Assach 35 %, Wörschach 50 %.
»Diese Belastung ist extrem. Die Bezirkshauptmannschaft ist daher gesetzlich verpflichtet, rasch eine Entlastung zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung und zum Schutz der Region herbeizuführen«, so Univ. Prof. Dr. H. Knoflacher.

Eindeutiges Ergebnis

Die Erhebung ist aufgrund der hohen Beteiligung (20,7 Prozent) repräsentativ (ca. 10 Prozent Beteiligung gelten als Grenze für eine repräsentative Erhebung). Die Auswertung zeigt daher auch hinsichtlich des Gesamttrends deutlich auf, was die Bevölkerung im Ennstal von Altenmarkt bis Liezen will und was nicht
(jeweils im Durchschnitt der Gemeinden), zum Beispiel :

■ Nachtfahrverbot für LKW 81 % Zustimmung
■ 7,5 Tonnage-Limit für Durchzugs- und Transit-LKW 88 % Zustimmung
■ Häufigere Zugverbindungen 91 % Zustimmung
■ Ausbau der Bahn zur regionalen Hauptverbindung 87 % Zustimmung
■ Der Neubau einer vierspurigen Schnellstraße oder Autobahn wird hingegen nur von 29 % der Bevölkerung befürwortet, 71 % lehnen ein solchen ab.

In der darauffolgenden Diskussion wurde der Vorsitzende des Planungsbeirates um Stellungnahme zur Erhebung gebeten. LAbg. Ewald Persch wird sich für die Vorstellung der Ergebnisse der Verkehrsbefragung in den SPÖ-Gremien und im Planungsbeirat einsetzen. Während er jedoch vor seiner Wahl gegen einen massiven
Straßenausbau und für ein 7,5 Tonnage-Limit eingetreten ist, hält er jetzt an der 2–4 spurigen Planung zwischen Liezen und Trautenfels und einem fallweise dreispurigen Ausbau von Trautenfels bis Mandling fest, was eine weitere LKW-Transit-, Lärm- und Abgasbelastung für das Ennstal und alle Anrainer zur Folge haben würde. Damit steht er jedoch wie andere Politiker im klaren Widerspruch zum Willen der Bevölkerung.

Zudem sind die politischen Vertreter Salzburgs im Land und in den Gemeinden hinsichtlich der Verkehrsbelastung und der Gefährdung der Bevölkerung an der B 320 bereits viel sensibler. Die Gemeindevertreter in Altenmarkt und Radstadt haben den politischen Rückenwind durch die ARGE Intermodale Verkehrsplanung wahrgenommen und wollen den Schwerverkehr reduzieren und keinesfalls einen mehrspurigen Ausbau der B 320.

Für die Umsetzung der Basler Studie – kein vierspuriger Straßenbau, sondern durchgehende Begleitwege für landwirtschaftliche Fahrzeuge sowie für eine Schwerverkehrsentlastung – sprach sich auch der für Verkehrsplanung zuständige Salzburger Landesrat LHStv. Dr. Wilfried Haslauer bei einer ebensogut besuchten Veranstaltung zur Zukunft des Ennstales in der Vorwoche in Radstadt aus.
Einen leidenschaftlichen Appell für ein Aktivwerden der säumigen Politiker auf Bezirks- und Landesebene zur Entlastung der Bevölkerung im Ennstal sowie für ein 7,5 Tonnage-Limit für Durchzugs-/Transit-LKW legte der Bezirksvorsitzende der Grünen des Bezirkes Liezen, Lambert Schönleitner, ab.
Bgm. Alois Guggi, Gröbming, plädierte für ein soziales Vorschlagswesen, in dem wie bei der Verkehrsbefragung der ARGE Intermodale Verkehrsplanung die Bürgerbasis die Gelegenheit bekommt, sich einzubringen. Am Jakobsweg in Spanien habe er mit eigenen Augen gesehen, wie kleine Orte sterben, wenn sie an einer Autobahn liegen. Ein solches Schicksal sollte für das Ennstal vermieden werden, dafür werde er sich mit aller Kraft einsetzen. »Die Chance des Ennstales liegt im Qualitäts- und Gesundheitstourismus. Nur in gesunder Luft und erholsamer Umgebung werden sich die Gäste auch in Zukunft bei uns im
Ennstal einfinden.«

Zwischen den Diskussions- und Präsentationsbeiträgen erbrachte eine amerikanische
Versteigerung der »Ennstaler Zukunftsaktie« für die weitere Finanzierung der Intermodalen Verkehrsplanung 1000 Euro ein. Für die Höchstbieter und den letzten Bieter gab es schöne Preise von einer Kutschenfahrt durch das Ennstal über Literatur zu Zukunftsthemen – Al Gore, Eine unbequeme Wahrheit; Hermann Knoflacher, Stehzeuge. Der Stau ist kein Verkehrsproblem – bis zu einem großen Geschenkskorb aus dem Gröbminger Bauernladen, der zur bewährten Bewirtung auch wieder Brötchen spendete.

Aktuelle Infos finden Sie auf der Website www.zukunft-ennstal.at

Anmerkung: Die am 24. Jänner 2008 präsentierten Zahlen stellen ein Zwischenergebnis dar. Da noch nicht alle 26 Gemeinden vollständig ausgewertet sind, können sich im Einzelfall Zahlen noch geringfügig ändern. An der Gesamttendenz des Ergebnisses wird sich dadurch jedoch nichts mehr ändern.



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Weitere Infos: Zukunft Ennstal - ARGE Intermodale Verkehrsplanung

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /