Reaktion auf eine oekonews-Ansichtssache

Wolf von Fabeck reagiert auf einen oekonews-Bericht

Als Reaktion auf die kommentierte Aussendung des Solarenergiefördervereins haben wir von Wolf von Fabeck den folgenden Leserbrief erhalten:
Ich fahre Sommer- und Winter mit dem Rad zur SFV-Geschäftsstelle,
2 * 8 km - noch dazu über einen dazwischen liegenden kleinen Berg.

Ich fliege schon seit 20 Jahren nicht mehr. Ich benutze die Bahn, wenn ich in Urlaub fahre.

Mein Auto, das ich nur noch dreimal in der Woche nutze, ist auf reines Pflanzenöl umgerüstet.

Die Temperatur in der nachträglich wärmegedämmten Wohnung ist auf 16 - 18 Grad abgesenkt.

Die meisten Möbel in unserer Wohnung benutzen wir schon seit unserer Hochzeit.

Natürlich haben wir aber unsere Glühbirnen gegen Energiesparlampen ausgewechselt.

Und den Müll trennen wir auch.

Die Standbygeräte schalten wir richtig aus.

Auf der Ferienwohnung haben wir eine Solarthermieanlage und ich bin beteiligt an einem Windrad und an einer PV-Anlage.


Können Sie sich nicht vorstellen, dass ich sauer bin, wenn ich schon wieder einen Appell lese, ich solle mich vorbildlich verhalten?

Und glauben Sie andererseits ernsthaft, dass sich ein Umweltmuffel von solchen Appellen beeindrucken lässt?

Aber bei meiner Aufzählung habe ich noch etwas weggelassen.

Da war nämlich noch etwas:

Ich war aktiv beteiligt bei der Entwicklung und Verbreitung einer energiepolitischen Idee - nämlich der "Kostendeckenden Vergütung" für Solarstrom, der ins Netz eingespeist wird. Es ist mir gelungen, andere von dieser Idee zu überzeugen und jetzt haben wir in Deutschland das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) mit genau diesem Gedanken der kostendeckenden Vergütung. Und das Gesetz wird sogar in China (teilweise) nachgeahmt.

Also vorbildliches Verhalten alleine sollte zwar selbstverständlich sein, bringt jedoch nur wenig. Aber politischer Einsatz an der richtigen Stelle bringt sehr viel!

Die Umweltvereine sollen sich endlich darauf besinnen, dass wir in einer Gemeinschaft leben. Und diese Gemeinschaft ist bereits blendend organisiert, nämlich in den Kommunen, den Ländern, dem Staat - dem ach so verachteten Staat. Nur der Staat hat die organisatorischen Mittel (Gesetze, Verordnungen, Steuern, Abgaben) seine Bürger zum vernünftigen Handeln zu bringen. Diese Mittel ("die Schalthebel der Macht") dürfen wir nicht den Lobbygruppen überlassen. Wir müssen uns deshalb mehr um die Politik kümmern.

Auch wenn Sie jetzt überzeugt sind, kommt doch sicher gleich der Einwurf: Aber politische Arbeit ist doch so kompliziert.

Nein, politische Arbeit an der Basis ist ganz einfach, denn sie besteht zum großen Teil in einer geduldigen Veränderung der allgemeinen Meinung. Sie brauchen dazu keine Reden zu schwingen, sondern Sie können zum Beispiel jedesmal, wenn Sie sich über das Wetter unterhalten, die Bemerkung anschließen: "Ja man merkt schon, dass sich das Klima verändert. Hoffentlich begreift die Politik endlich, dass wir eine Umstellung der Energieversorgung auf (100 Prozent) Erneuerbare Energien brauchen!"
Oder "Es könnten ruhig auch hier mehr Windräder gebaut werden. Die machen wenigstens unser Klima nicht kaputt. Ich finde Windräder interessant und belebend."
Oder "hast du schon mal den Energiesong 100 Prozent gehört? Ich bringe dir mal die CD mit."
Es gilt, die Mitmenschen und die Politik davon zu überzeugen, dass wir eine Umstellung der Energieversorgung auf 100 Prozent Erneuerbare Energien brauchen. Und da kann jeder mithelfen.

Und wer doch auf Appelle setzt, für den folgender Vorschlag:

"Haben Sie heute schon über die Notwendigkeit einer Umstellung auf 100% Erneuerbare Energien gesprochen?"

oekonews meint

Der Kommentar sollte nicht als Kritik am Solarenergieförderverein (SFV) verstanden werden, sondern als Ergänzung. Ich bin der Meinung, dass beides notwendig ist: 1. Handeln, so wie wir wollen, dass sich die Politik verändert. Damit machen wir eigentlich schon politische Arbeit, u.a. weil wir dadurch sinnvolle Organisationen mit unseren Geldflüssen unterstützen und eben aufzeigen, was möglich ist.
2. Bin ich ebenfalls dafür, dass man politisch aktiv sein sollte, wenn dies auch nicht gleichbedeutend mit parteipolitisch aktiv gemeint ist. Ich selbst fahr' auch mit dem Zug jährlich in den Süden usw. und bin bei einer Interessenvertretung aktiv und schätze die Arbeit des SFV. Trotzdem bin ich der Meinung, dass das persönliche Engagement gleichbedeutend mit dem politischen Engagement ist. Natürlich KANN man politisch noch mehr erreichen, oft aber erreicht man diese Ziele politisch jedoch nicht und dann kann wenigstens im privaten Umfeld aufgezeigt werden, was möglich ist und man damit ebenfalls tausende Leute erreichen. Egal ob durch einen energieautarken Bauernhof, der jährlich von tausenden Besuchern regelrecht gestürmt wird, oder mit unserer oekonews-Zeitung, die täglich von mehr als 1000 BesucherInnen frequentiert wird. Beides ist wichtig.



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Weitere Infos: SFV - dem deutschen Solarenergie-Förderverein e.V.

Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /