WWF Living Planet Report: Dramatischer Rückgang von Wildtierbeständen weltweit
Wien - Die Bestände wildlebender Tierarten schrumpfen dramatisch. Laut dem neuen “Living Planet Report” der Umweltschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) sind die global untersuchten Bestände von Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien und Fischen seit 1970 um fast drei Viertel eingebrochen. Der WWF-Bericht basiert auf knapp 35.000 analysierten Wirbeltier-Populationen aus rund 5.500 Arten, deren Bestände im Durchschnitt um 73 Prozent zurückgegangen sind. “Der rasante Rückgang der Wildtierpopulationen ist nicht nur ein ökologisches Desaster, sondern auch ein Alarmsignal für den dramatischen Zustand unserer Natur - und damit unserer Lebensgrundlagen”, sagt Georg Scattolin, Leiter des Internationalen Programms beim WWF Österreich. Denn die Ernährungssicherheit und die Gesundheit von Milliarden Menschen hängt unmittelbar von intakten Ökosystemen ab. “Nur gesunde Wildtierbestände können ihre wichtigen Funktionen in der Natur erfüllen. Verschwinden sie, droht auch uns Menschen eine lebensbedrohliche Krise”, warnt Scattolin.
WWF fordert globale Naturschutz-Offensive
Um den Rückgang der Wildtierbestände zu stoppen, fordert der WWF eine globale Naturschutz-Offensive. Denn der Hauptgrund für diese dramatische Entwicklung ist nach wie vor die massive Naturzerstörung. “Wir müssen Schutzgebiete weltweit ausweiten, die Zerstörung artenreicher Lebensräume stoppen und wir brauchen natürliche Schutzmaßnahmen für den Erhalt der Biodiversität”, fordert WWF-Artenschutzexperte Georg Scattolin. Treiber der Naturzerstörung sind vor allem die hohe Nachfrage nach Rohstoffen sowie die Erschließung von Siedlungsraum oder von landwirtschaftlichen Nutzflächen. “Unser Konsum verursacht weltweit die Abholzung tropischer Regenwälder und Savannen, die Überfischung der Weltmeere und die Verschmutzung von Seen und Flüssen - das darf so nicht weitergehen”, sagt Georg Scattolin vom WWF Österreich. Weitere Ursachen für den Rückgang der Wildtierbestände sind Wilderei, Krankheiten, invasive Arten und die Auswirkungen der Klimakrise.
Wildtier-Rückgang in Flüssen besonders dramatisch
Besonders dramatisch ist der Rückgang der Wildtierpopulationen in und an Fließgewässern. Fische und andere Arten leiden unter Flussregulierungen, Kraftwerksbauten und Verschmutzung. So haben die im Living Planet Report untersuchten Wildtierbestände in Süßwasser-Lebensräumen weltweit einen durchschnittlichen Verlust von 85 Prozent erlitten. Dieser katastrophale Trend ist auch in Österreich sichtbar: Derzeit sind mehr als 60 Prozent der heimischen Fischarten gefährdet und nur mehr 14 Prozent der Flüsse ökologisch intakt. Genau darin sieht der WWF aber auch eine Chance: “Die Renaturierung von Fließgewässern hat ein besonders großes Potenzial für den Erhalt der Artenvielfalt und als Schutz vor den Folgen der Klimakrise wie Hochwasser”, sagt Georg Scattolin vom WWF Österreich.
Beispiele betroffener Arten
Für die 15. Ausgabe des Living Planet Report wurden mehr Wildtierbestände als je zuvor untersucht. Einige Beispiele für Arten, deren Bestände dramatisch zurückgehen oder bereits dezimiert sind:
Flussdelfin: Sowohl die Population der Amazonas-Rosa-Flussdelfine (auch Boto genannt) als auch die der kleineren Tucuxi-Delfine im brasilianischen Mamirauá-Schutzgebiet gehen rasant zurück. Beide Arten sind vom Aussterben bedroht und werden als Fischköder gejagt. Staudämme und Wasserkraftwerke zerschneiden die Lebensräume der Tiere. Hinzu kommt die Vergiftung von Flüssen mit Quecksilber, das bei der Goldsuche eingesetzt wird. Jüngste Forschungen deuten darauf hin, dass sich der Abwärtstrend fortsetzt und vom Klimawandel beschleunigt wird. Im Jahr 2023 starben während extremer Hitze und Dürre mehr als 330 Flussdelfine im Amazonasgebiet.
Lachs: Der Rückgang des Chinook-Lachses um 88 Prozent zwischen 1970 und 2022 ist auf die Verbauung der Wanderrouten durch Dämme zurückzuführen, die die Tiere auf dem Weg zu ihren Laichplätzen nicht mehr oder nur an sehr kleinen Stellen passieren können. Zudem leiden die Fische unter der Erderwärmung - sie sind auf kühle Wassertemperaturen angewiesen.
Afrikanischer Waldelefant: Innerhalb von zehn Jahren ist die Population des afrikanischen Waldelefanten im Minkébé-Nationalpark in Gabun um rund 80 Prozent zurückgegangen. Ein gravierender Rückschlag für den Erhalt der Art, weil fast die Hälfte aller Waldelefanten Zentralafrikas in Gabun beheimatet ist. Schuld daran ist vor allem die illegale Jagd nach Elfenbein.
Luchs: Derzeit leben in Österreich nur noch maximal 35 Individuen in kleinen, voneinander isolierten Beständen, die keine stabile Population aufbauen können.
Flussdelfin: Sowohl die Population der Amazonas-Rosa-Flussdelfine (auch Boto genannt) als auch die der kleineren Tucuxi-Delfine im brasilianischen Mamirauá-Schutzgebiet gehen rasant zurück. Beide Arten sind vom Aussterben bedroht und werden als Fischköder gejagt. Staudämme und Wasserkraftwerke zerschneiden die Lebensräume der Tiere. Hinzu kommt die Vergiftung von Flüssen mit Quecksilber, das bei der Goldsuche eingesetzt wird. Jüngste Forschungen deuten darauf hin, dass sich der Abwärtstrend fortsetzt und vom Klimawandel beschleunigt wird. Im Jahr 2023 starben während extremer Hitze und Dürre mehr als 330 Flussdelfine im Amazonasgebiet.
Lachs: Der Rückgang des Chinook-Lachses um 88 Prozent zwischen 1970 und 2022 ist auf die Verbauung der Wanderrouten durch Dämme zurückzuführen, die die Tiere auf dem Weg zu ihren Laichplätzen nicht mehr oder nur an sehr kleinen Stellen passieren können. Zudem leiden die Fische unter der Erderwärmung - sie sind auf kühle Wassertemperaturen angewiesen.
Afrikanischer Waldelefant: Innerhalb von zehn Jahren ist die Population des afrikanischen Waldelefanten im Minkébé-Nationalpark in Gabun um rund 80 Prozent zurückgegangen. Ein gravierender Rückschlag für den Erhalt der Art, weil fast die Hälfte aller Waldelefanten Zentralafrikas in Gabun beheimatet ist. Schuld daran ist vor allem die illegale Jagd nach Elfenbein.
Luchs: Derzeit leben in Österreich nur noch maximal 35 Individuen in kleinen, voneinander isolierten Beständen, die keine stabile Population aufbauen können.
Aktiver Artenschutz wirkt
Diese Arten geben Hoffnung:
Wisent: Nach dem Aussterben dieser europäischen Bisons in freier Wildbahn im Jahr 1927 erholt sich der Bestand durch Zuchtprogramme, Wiederansiedlungen und Umsiedlungen. Der WWF unterstützte zum Beispiel bei ihrer Wiederansiedlung im kaukasischen Shahdag-Nationalpark . Die meisten Wisente Europas leben heute in geschützten Gebieten. Bis Ende 2021 ist ihr Bestand auf etwa 10.000 Tiere angewachsen.
Berggorilla: Berggorillas zählen zu den am stärksten bedrohten Säugetieren der Erde. Umso erstaunlicher ist der Zuwachs von Berggorillas in den Virunga-Bergen in der Grenzregion zwischen Kongo, Ruanda und Uganda. Der WWF befasst sich dort seit dem Jahr 2007 mit Wiederbewaldung. Dazu beigetragen haben zusätzlich eine ganze Reihe von Maßnahmen in den Schutzgebieten und den umliegenden Gemeinden, die genaue Überwachung der an Menschen gewöhnten Gorillagruppen und gezielte tierärztliche Versorgung. Die nunmehr rund 700 Berggorillas sind ein bemerkenswerter Erfolg.
Seeadler: Vor 25 Jahren galt Österreichs Wappentier hierzulande als ausgerottet. Mittlerweile ist die Seeadler-Population dank strenger Schutzgesetze und umfangreicher Artenschutzmaßnahmen auf etwa 70 Brutpaare angewachsen.
Wisent: Nach dem Aussterben dieser europäischen Bisons in freier Wildbahn im Jahr 1927 erholt sich der Bestand durch Zuchtprogramme, Wiederansiedlungen und Umsiedlungen. Der WWF unterstützte zum Beispiel bei ihrer Wiederansiedlung im kaukasischen Shahdag-Nationalpark . Die meisten Wisente Europas leben heute in geschützten Gebieten. Bis Ende 2021 ist ihr Bestand auf etwa 10.000 Tiere angewachsen.
Berggorilla: Berggorillas zählen zu den am stärksten bedrohten Säugetieren der Erde. Umso erstaunlicher ist der Zuwachs von Berggorillas in den Virunga-Bergen in der Grenzregion zwischen Kongo, Ruanda und Uganda. Der WWF befasst sich dort seit dem Jahr 2007 mit Wiederbewaldung. Dazu beigetragen haben zusätzlich eine ganze Reihe von Maßnahmen in den Schutzgebieten und den umliegenden Gemeinden, die genaue Überwachung der an Menschen gewöhnten Gorillagruppen und gezielte tierärztliche Versorgung. Die nunmehr rund 700 Berggorillas sind ein bemerkenswerter Erfolg.
Seeadler: Vor 25 Jahren galt Österreichs Wappentier hierzulande als ausgerottet. Mittlerweile ist die Seeadler-Population dank strenger Schutzgesetze und umfangreicher Artenschutzmaßnahmen auf etwa 70 Brutpaare angewachsen.
Hintergrund zum Living Planet Report
Der Living Planet Report zeigt den ökologischen Gesundheitszustand der Erde und Wege aus der Biodiversitätskrise. Die Studie wird seit 1998 vom WWF (World Wide Fund for Nature) veröffentlicht. Seit 2000 erscheint sie alle zwei Jahre. Die aktuelle 15. Ausgabe hat der WWF gemeinsam mit der Zoological Society of London erstellt. Anhand der Auswertung von 35.000 Wirbeltier-Populationen aus 5.495 Arten zeigt der 15. Living Planet Index einen durchschnittlichen Rückgang der Bestände um 73 Prozent im Zeitraum von 1970 bis 2020. Die prozentuale Veränderung spiegelt die durchschnittliche proportionale Veränderung der Größe der Bestände über einen längeren Zeitraum wider - nicht die Anzahl der verlorenen Einzeltiere.
Der WWF Living Planet Report 2024 (Englisch) zum Download HIER.
Der WWF Living Planet Report 2024 (Englisch) zum Download HIER.
Verwandte Artikel
- Weltnaturkonferenz: WWF kritisiert fehlende Fortschritte
- Neue Studie: Über 1.000 Flusskilometer mit hohem Renaturierungs-Potenzial in Österreich
- WWF fordert starkes Klimaschutz–Kapitel im neuen Regierungsprogramm
- Klimastreik: WWF fordert Bodenschutz und Renaturierung von neuer Regierung
- WWF-Bodenreport: Politik verfehlt österreichisches Bodenziel um 110.000 Hektar
- ZEIGE ALLE BERICHTE ZU DIESEM THEMA