Wer ist verantwortlich für Innovationen?
Die Bewältigung großer globaler Probleme, etwa der Umgang mit einer Katastrophe wie der gegenwärtigen Corona–Pandemie oder dem Klimawandel und seinen Folgen, erfordert Innovationen. Doch welche Rolle kann und muss der Staat spielen, um diese hervorzubringen und zu etablieren? Welche Impulse kann er setzen? Sollte er sich beispielsweise bei einem Impfstoffhersteller einkaufen oder wirtschaftliche Hilfen an ökologische Ausrichtungen knüpfen? Antworten auf diese und viele verwandte Fragen liefert das neue Buch „Staat und Innovation: Neu denken und handeln“. Herausgegeben wird es vom Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Uwe Cantner von der Friedrich–Schiller–Universität Jena gemeinsam mit seinen Kollegen Prof. Dr. Dirk Fornahl von der Universität Bremen und Prof. Dr. Stefan Kuhlmann von der Universität Twente in den Niederlanden. Das Werk, das die Herausgeber kostenfrei zum Download anbieten, fast die „Herrenhäuser Tagung“ zusammen, während der 150 internationale Expertinnen und Experten sowohl aus der Wissenschaft als auch aus Politik und Praxis im Februar 2019 über Innovationspolitik diskutierten.
Staatlich oder privat?
„Die Debatten um das Rollenverständnis des Staates in der Innovationspolitik gewinnen weltweit an Relevanz“, sagt Uwe Cantner, Professor für Mikroökonomik und Vizepräsident für wissenschaftlichen Nachwuchs und Gleichstellung der Universität Jena. „Die zu lösenden Probleme sind längst keine rein wirtschaftlichen mehr – es geht um unsere Lebensgrundlagen, um ökologische und soziale Nachhaltigkeit.“ Deshalb sei es dringend erforderlich, auch Antworten auf die Zuständigkeitsfragen zu liefern. „Im Kern geht es um einen Richtungsstreit zwischen zwei Konzepten“, sagt Dirk Fornahl von der Universität Bremen. „Auf der einen Seite stehen die Befürworter einer missionsorientierten Politik, in der der Staat die Innovationsziele vorgibt, auf der anderen Seite die Anhänger einer Diffusionstheorie, nach der der Staat die Themensetzung besser privaten Akteuren überlässt.“ Trotzdem kristallisierten sich in der Diskussion einige Richtlinien heraus. Diese Prinzipien, den Weg zu ihnen sowie ihr Potenzial, ein Umdenken anzustoßen, zeichnet das Buch dank einiger Beispiele aus der Praxis anschaulich nach.
Bevölkerung stärker einbeziehen
Einig sind sich beide Seiten etwa darüber, dass Akteurinnen und Akteure Innovationen stärker in bestimmte Richtungen lenken müssen, beispielsweise hin zu einer ökologischeren Ausrichtung. Klare politische Zielsetzungen spielen hier eine ebenso große Rolle wie Freiraum und Aufmerksamkeit für Akzente aus anderen Gesellschaftsbereichen. Solche und andere Initiativen ließen sich möglicherweise durch einen mutigeren Instrumentenmix verwirklichen. „Es gilt, auch experimentelle Politikformate zuzulassen – und neue Akteure wie NGOs ins Boot zu holen“, fasst Stefan Kuhlmann von der Universität in Twente eines der zentralen Ergebnisse zusammen.
Um viele Bevölkerungsgruppen bei der Bewältigung der Herausforderungen einzubeziehen, sind zudem breite Informationsangebote und stärkere Aktivierungsimpulse nötig. Möglicherweise unterstreichen das auch – dass sich der Innovationsbegriff nicht mehr nur vor allem auf technische Entwicklungen beschränkt, sondern dazu überleitet – verstärkt gesellschaftliche Veränderungen als Teil von Problemlösungen zu betrachten. Gerade die Kombination verschiedener Innovationsarten führt häufig zum Ziel. Schließlich zerstören Innovationen, die Herausforderungen wie den Klimawandel meistern sollen, nicht selten bestehende Strukturen, was Entscheidungsträgerinnen und –träger auffangen müssen – wie etwa der Kohleausstieg in Deutschland vor Augen führt.
Originalpublikation zum Download:
Stefan Merx, Florian Sievers, Hrg. v. Uwe Cantner, Dirk Fornahl, Stefan Kuhlmann (2020): Staat und Innovation: Neu denken und handeln. Grünbuch zur Herrenhäuser Konferenz „The New Role of the State for the Emergence and Diffusion of Innovation“, 74 Seiten (pdf
Sebastian Hollstein
Staatlich oder privat?
„Die Debatten um das Rollenverständnis des Staates in der Innovationspolitik gewinnen weltweit an Relevanz“, sagt Uwe Cantner, Professor für Mikroökonomik und Vizepräsident für wissenschaftlichen Nachwuchs und Gleichstellung der Universität Jena. „Die zu lösenden Probleme sind längst keine rein wirtschaftlichen mehr – es geht um unsere Lebensgrundlagen, um ökologische und soziale Nachhaltigkeit.“ Deshalb sei es dringend erforderlich, auch Antworten auf die Zuständigkeitsfragen zu liefern. „Im Kern geht es um einen Richtungsstreit zwischen zwei Konzepten“, sagt Dirk Fornahl von der Universität Bremen. „Auf der einen Seite stehen die Befürworter einer missionsorientierten Politik, in der der Staat die Innovationsziele vorgibt, auf der anderen Seite die Anhänger einer Diffusionstheorie, nach der der Staat die Themensetzung besser privaten Akteuren überlässt.“ Trotzdem kristallisierten sich in der Diskussion einige Richtlinien heraus. Diese Prinzipien, den Weg zu ihnen sowie ihr Potenzial, ein Umdenken anzustoßen, zeichnet das Buch dank einiger Beispiele aus der Praxis anschaulich nach.
Bevölkerung stärker einbeziehen
Einig sind sich beide Seiten etwa darüber, dass Akteurinnen und Akteure Innovationen stärker in bestimmte Richtungen lenken müssen, beispielsweise hin zu einer ökologischeren Ausrichtung. Klare politische Zielsetzungen spielen hier eine ebenso große Rolle wie Freiraum und Aufmerksamkeit für Akzente aus anderen Gesellschaftsbereichen. Solche und andere Initiativen ließen sich möglicherweise durch einen mutigeren Instrumentenmix verwirklichen. „Es gilt, auch experimentelle Politikformate zuzulassen – und neue Akteure wie NGOs ins Boot zu holen“, fasst Stefan Kuhlmann von der Universität in Twente eines der zentralen Ergebnisse zusammen.
Um viele Bevölkerungsgruppen bei der Bewältigung der Herausforderungen einzubeziehen, sind zudem breite Informationsangebote und stärkere Aktivierungsimpulse nötig. Möglicherweise unterstreichen das auch – dass sich der Innovationsbegriff nicht mehr nur vor allem auf technische Entwicklungen beschränkt, sondern dazu überleitet – verstärkt gesellschaftliche Veränderungen als Teil von Problemlösungen zu betrachten. Gerade die Kombination verschiedener Innovationsarten führt häufig zum Ziel. Schließlich zerstören Innovationen, die Herausforderungen wie den Klimawandel meistern sollen, nicht selten bestehende Strukturen, was Entscheidungsträgerinnen und –träger auffangen müssen – wie etwa der Kohleausstieg in Deutschland vor Augen führt.
Originalpublikation zum Download:
Stefan Merx, Florian Sievers, Hrg. v. Uwe Cantner, Dirk Fornahl, Stefan Kuhlmann (2020): Staat und Innovation: Neu denken und handeln. Grünbuch zur Herrenhäuser Konferenz „The New Role of the State for the Emergence and Diffusion of Innovation“, 74 Seiten (pdf
Sebastian Hollstein