Tirol mit 100 % Ökostrom auf halbem Weg zur Energieautonomie
Tirol hat im Jahr 2020 einen Höchstwert von 49 % erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch erzielt und liegt damit deutlich über dem Bundesschnitt (36,5 %). Auch das Ziel von 100 % Ökostrom, das der Bund für 2030 anstrebt, hat Tirol schon seit 2009 erreicht. Während Österreich sich das Ziel Klimaneutralität aber bereits für 2040 gesetzt hat, möchte das Land Tirol erst bis 2050 Energieautonomie erreichen und seinen Energiebedarf jährlich bilanziell vollständig aus heimischen erneuerbaren Energien decken. Ein Zwischenziel der Tiroler Nachhaltigkeits– und Klimastrategie für 2030 ist die Reduktion des Energiebedarfs in der Mobilität, Produktion und in Gebäuden um je 6 % gegenüber 2016. Aufgrund der Pandemie wurde dieses Ziel im Verkehr im Jahr 2020 bereits übererfüllt (– 13 %) und in der Industrie beinahe erfüllt (–5,6 %). Nur im Gebäudesektor lag der Energiebedarf 2020 um 2,4 % über 2016. Auch die deutliche Steigerung der Erneuerbaren–Quote 2020 wurde erst durch den verringerten Einsatz fossiler Energien im Zuge der COVID–Beschränkungen möglich. In den Jahren 2009 bis 2019 stagnierte der Anteil erneuerbarer Energien um etwa 45 %.
Bundesweit höchster Anteil an Ölkesseln
Fossile Energieträger werden in Tirol vor allem als Treibstoffe und zur Wärmeerzeugung eingesetzt. Gebäude verursachen in Tirol 19 % aller Treibhausgasemissionen, im Bundesschnitt liegt dieser Anteil nur bei etwa der Hälfte (10 %). Nach wie vor heizt jeder zweite Tiroler Haushalt mit fossilem Erdgas, Heizöl oder einer ineffizienten Stromdirektheizung. Auch wenn sich in den letzten 15 Jahren 52.000 Haushalte von ihren Ölkesseln verabschiedet haben, sind diese mit 87.000 Exemplaren (26 %) immer noch führendes Hauptheizsystem in Tirol. Bundesweit befinden sich 17 % aller Ölheizungen in Tirol. Der Einsatz von Heizöl ging in Tirol seit 2003/04 zwar um mehr als ein Drittel zurück, beläuft sich aber immer noch auf 28 % des gesamten Raumwärmeverbrauchs, das ist unter allen Bundesländern der höchste Anteil.
Umstieg von Heizöl auf Erdgas: Verfünffachung der Erdgasimporte
Da viele Haushalte in Tirol in den letzten 15 Jahren von Heizöl und Erdgas umgestiegen sind, hat sich die Anzahl fossiler Erdgaskessel auf 32.500 Stück verdoppelt. Das Tiroler Erdgasnetz wurde in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut, seine Länge hat sich seit 2003 mehr als verdoppelt und beträgt etwa 4.100 km, 66 % aller Tiroler Gemeinden sind daran angeschlossen. Die Erdgasimporte Tirols haben sich seit 1988 insgesamt sogar verfünffacht. Der jährliche Heizwärmebedarf je Einwohner*in in Tirol ist seit dem Ende der 1980er–Jahre um etwa 1.000 kWh auf knapp 7.000 kWh gestiegen. Die Anzahl der Gebäude hat in den letzten 20 Jahren um 28 % auf über 206.000 zugenommen, während die Bevölkerungszahl in diesem Zeitraum um 13 % gestiegen ist. Seit 1990 hat sich auch die Anzahl der Hauptwohnsitze in Tirol um 55 % erhöht.
Holzheizungen und Biomasse–Fernwärme legen zu
Energieholz hat in den letzten Jahren Heizöl als bedeutendste Wärmequelle in den Tiroler Haushalten abgelöst. Scheitholz, Pellets oder Hackgut in Einzelfeuerungen decken 33 % des Tiroler Raumwärmebedarfs, zusammen mit biogener Fernwärme kommt die Biomasse sogar auf 42 %. Die Anzahl der Holzheizer ist seit 2003/04 um 31 % auf 68.000 Haushalte (21 % aller Wohnsitze) gestiegen. Der Absatz von Pelletskesseln hat sich 2021 zum Vorjahr verdoppelt und mit etwa 1.100 Stück inklusive Scheitholz–Pellet–Kombikesseln ein Allzeithoch erreicht. Damit stieg der Bestand an Pelletskesseln in einem Jahr um 9 % auf etwa 11.400 Anlagen. Die Anzahl von Fernwärmeanschlüssen hat sich in den letzten 15 Jahren mehr als verzweifacht und beträgt etwa 72.000 Stück. Tirol erreicht beim Anteil erneuerbarer Fernwärme fast 88 % und liegt damit deutlich über dem Bundesschnitt von 52 %. Mit Ausnahme von 0,2 % Solarwärme handelt es sich dabei um Fernwärme aus etwa 100 Biomasseheizwerken und elf Holzkraftwerken.
Belastung durch Schwerlastverkehr steigt ständig
Größtes Sorgenkind für das Tiroler Klima ist der Verkehr, auf den 41 % aller Treibhausgasemissionen entfallen, bei einem Anstieg von 88 % seit 1990. Das Verkehrsaufkommen hat sich in den vergangenen knapp 40 Jahren mehr als verdoppelt. Die Anzahl zugelassener Kraftfahrzeuge ist in Tirol seit 2005 um 35 % gestiegen, bei Lkw betrug der Zuwachs (seit 2008) sogar 40 %. Lag der Motorisierungsgrad 2005 noch bei 632 Kraftfahrzeuge je 1.000 Einwohner*innen, waren es 2020 bereits 779 Kfz. Zu 75 % wird im Straßenverkehr Diesel als Kraftstoff eingesetzt, sein Jahresbedarf hat sich zwischen 1988 und 2019 vervierfacht. Dazu tragen auch der transalpine Transitverkehr, der Urlauberverkehr und der Tanktourismus bei. Zwischen 2005 und 2019 hat sich am Brenner das Verkehrsaufkommen mehr als verdoppelt: auf täglich gezählte 6.550 Sattel– und Lastzüge. Mit der Initiative "So fährt Tirol 2050" will das Land die Elektromobilität und alternative Mobilitätslösungen fördern. Immerhin lag der Anteil von Elektroautos inklusive Hybrid–Fahrzeugen am Fahrzeugbestand Ende 2021 bereits bei 4,8 %. Unter den Neuzulassungen 2021 erreichten reine Elektroautos sogar 13 %, zusammen mit Hybriden waren es 37 %.
Klimaerhitzung bedroht Tiroler Schutzwälder
Die Folgen der Klimaerwärmung mit häufigeren Hitzewellen und Dürreperioden, einer Abnahme der Dauer der Schneebedeckung, dem Auftauen von Permafrostböden und schmelzenden Gletschern wirken sich in Tirol immer stärker aus. Rund zwei Drittel der Tiroler Waldfläche sind Schutzwald; durch den Klimawandel wird ihre Funktion zur Sicherung von Siedlungsräumen vor Hochwasser oder Muren massiv beeinträchtigt. Die weitverbreitete, aber wenig hitze– und trockenresistente Fichte ist in den tieferen Lagen bis 1000 m Seehöhe besonders anfällig für Borkenkäfer. Dazu kommen zunehmende Windwurf– und Schneebruchschäden. Im Zuge einer extremen Zunahme von Borkenkäferschäden in Osttirol lag der Schadholzanfall in Tirol 2021 bei 57 % der Holzernte, während er in Gesamtösterreich nur 33 % ausmachte. Heuer erwartet die Landesforstdirektion sogar eine Verzehnfachung der Käferschäden in Osttirol auf rund 1 Million Kubikmeter. Durch aktive, naturnahe und bodenschonende Waldbewirtschaftung, die Anpassung der Baumartenzusammensetzung und eine Reduktion der Wildschadensbelastung sollen die multifunktionalen Wirkungen des Waldes mithilfe der Initiative "Klimafitter Bergwald Tirol" erhalten werden. Die 2020 in Tirol eingesetzte Biomasse basierte zu 88 % auf Holz (48 % Hackgut, Rinde und Sägenebenprodukte, 34 % Brennholz und 5,3 Pellets). Das Land Tirol geht von einem konstanten nutzbaren Holzenergiepotenzial von rund 15,3 PJ aus.
Große Ausbauziele für Wasserkraft und Solarstrom
Durch Bau neuer und Revitalisierung bestehender Kraftwerke soll die Wasserkraft in Tirol bis 2036 um 2.800 GWh auf 9.500 GWh (34 PJ) ausgebaut werden. Das Biogaspotenzial beträgt laut Tiroler Nachhaltigkeits– und Klimastrategie 1,5 PJ und soll überwiegend in der Produktion und nicht für Raumwärme eingesetzt werden. Das Potenzial für Solarenergie auf Dachflächen wird mit 15,7 PJ Strom und 2,2 TJ Wärme beziffert. Für die bisher ungenutzte Windkraft weist die Nachhaltigkeits– und Klimastrategie für 2050 einen möglichen Energieertrag von 0,9 PJ aus. Der Branchenverband IG Windkraft ortet ein zehnmal höheres Potenzial für 200 Windräder.
Quelle: Biomasseverband
Bundesweit höchster Anteil an Ölkesseln
Fossile Energieträger werden in Tirol vor allem als Treibstoffe und zur Wärmeerzeugung eingesetzt. Gebäude verursachen in Tirol 19 % aller Treibhausgasemissionen, im Bundesschnitt liegt dieser Anteil nur bei etwa der Hälfte (10 %). Nach wie vor heizt jeder zweite Tiroler Haushalt mit fossilem Erdgas, Heizöl oder einer ineffizienten Stromdirektheizung. Auch wenn sich in den letzten 15 Jahren 52.000 Haushalte von ihren Ölkesseln verabschiedet haben, sind diese mit 87.000 Exemplaren (26 %) immer noch führendes Hauptheizsystem in Tirol. Bundesweit befinden sich 17 % aller Ölheizungen in Tirol. Der Einsatz von Heizöl ging in Tirol seit 2003/04 zwar um mehr als ein Drittel zurück, beläuft sich aber immer noch auf 28 % des gesamten Raumwärmeverbrauchs, das ist unter allen Bundesländern der höchste Anteil.
Umstieg von Heizöl auf Erdgas: Verfünffachung der Erdgasimporte
Da viele Haushalte in Tirol in den letzten 15 Jahren von Heizöl und Erdgas umgestiegen sind, hat sich die Anzahl fossiler Erdgaskessel auf 32.500 Stück verdoppelt. Das Tiroler Erdgasnetz wurde in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut, seine Länge hat sich seit 2003 mehr als verdoppelt und beträgt etwa 4.100 km, 66 % aller Tiroler Gemeinden sind daran angeschlossen. Die Erdgasimporte Tirols haben sich seit 1988 insgesamt sogar verfünffacht. Der jährliche Heizwärmebedarf je Einwohner*in in Tirol ist seit dem Ende der 1980er–Jahre um etwa 1.000 kWh auf knapp 7.000 kWh gestiegen. Die Anzahl der Gebäude hat in den letzten 20 Jahren um 28 % auf über 206.000 zugenommen, während die Bevölkerungszahl in diesem Zeitraum um 13 % gestiegen ist. Seit 1990 hat sich auch die Anzahl der Hauptwohnsitze in Tirol um 55 % erhöht.
Holzheizungen und Biomasse–Fernwärme legen zu
Energieholz hat in den letzten Jahren Heizöl als bedeutendste Wärmequelle in den Tiroler Haushalten abgelöst. Scheitholz, Pellets oder Hackgut in Einzelfeuerungen decken 33 % des Tiroler Raumwärmebedarfs, zusammen mit biogener Fernwärme kommt die Biomasse sogar auf 42 %. Die Anzahl der Holzheizer ist seit 2003/04 um 31 % auf 68.000 Haushalte (21 % aller Wohnsitze) gestiegen. Der Absatz von Pelletskesseln hat sich 2021 zum Vorjahr verdoppelt und mit etwa 1.100 Stück inklusive Scheitholz–Pellet–Kombikesseln ein Allzeithoch erreicht. Damit stieg der Bestand an Pelletskesseln in einem Jahr um 9 % auf etwa 11.400 Anlagen. Die Anzahl von Fernwärmeanschlüssen hat sich in den letzten 15 Jahren mehr als verzweifacht und beträgt etwa 72.000 Stück. Tirol erreicht beim Anteil erneuerbarer Fernwärme fast 88 % und liegt damit deutlich über dem Bundesschnitt von 52 %. Mit Ausnahme von 0,2 % Solarwärme handelt es sich dabei um Fernwärme aus etwa 100 Biomasseheizwerken und elf Holzkraftwerken.
Belastung durch Schwerlastverkehr steigt ständig
Größtes Sorgenkind für das Tiroler Klima ist der Verkehr, auf den 41 % aller Treibhausgasemissionen entfallen, bei einem Anstieg von 88 % seit 1990. Das Verkehrsaufkommen hat sich in den vergangenen knapp 40 Jahren mehr als verdoppelt. Die Anzahl zugelassener Kraftfahrzeuge ist in Tirol seit 2005 um 35 % gestiegen, bei Lkw betrug der Zuwachs (seit 2008) sogar 40 %. Lag der Motorisierungsgrad 2005 noch bei 632 Kraftfahrzeuge je 1.000 Einwohner*innen, waren es 2020 bereits 779 Kfz. Zu 75 % wird im Straßenverkehr Diesel als Kraftstoff eingesetzt, sein Jahresbedarf hat sich zwischen 1988 und 2019 vervierfacht. Dazu tragen auch der transalpine Transitverkehr, der Urlauberverkehr und der Tanktourismus bei. Zwischen 2005 und 2019 hat sich am Brenner das Verkehrsaufkommen mehr als verdoppelt: auf täglich gezählte 6.550 Sattel– und Lastzüge. Mit der Initiative "So fährt Tirol 2050" will das Land die Elektromobilität und alternative Mobilitätslösungen fördern. Immerhin lag der Anteil von Elektroautos inklusive Hybrid–Fahrzeugen am Fahrzeugbestand Ende 2021 bereits bei 4,8 %. Unter den Neuzulassungen 2021 erreichten reine Elektroautos sogar 13 %, zusammen mit Hybriden waren es 37 %.
Klimaerhitzung bedroht Tiroler Schutzwälder
Die Folgen der Klimaerwärmung mit häufigeren Hitzewellen und Dürreperioden, einer Abnahme der Dauer der Schneebedeckung, dem Auftauen von Permafrostböden und schmelzenden Gletschern wirken sich in Tirol immer stärker aus. Rund zwei Drittel der Tiroler Waldfläche sind Schutzwald; durch den Klimawandel wird ihre Funktion zur Sicherung von Siedlungsräumen vor Hochwasser oder Muren massiv beeinträchtigt. Die weitverbreitete, aber wenig hitze– und trockenresistente Fichte ist in den tieferen Lagen bis 1000 m Seehöhe besonders anfällig für Borkenkäfer. Dazu kommen zunehmende Windwurf– und Schneebruchschäden. Im Zuge einer extremen Zunahme von Borkenkäferschäden in Osttirol lag der Schadholzanfall in Tirol 2021 bei 57 % der Holzernte, während er in Gesamtösterreich nur 33 % ausmachte. Heuer erwartet die Landesforstdirektion sogar eine Verzehnfachung der Käferschäden in Osttirol auf rund 1 Million Kubikmeter. Durch aktive, naturnahe und bodenschonende Waldbewirtschaftung, die Anpassung der Baumartenzusammensetzung und eine Reduktion der Wildschadensbelastung sollen die multifunktionalen Wirkungen des Waldes mithilfe der Initiative "Klimafitter Bergwald Tirol" erhalten werden. Die 2020 in Tirol eingesetzte Biomasse basierte zu 88 % auf Holz (48 % Hackgut, Rinde und Sägenebenprodukte, 34 % Brennholz und 5,3 Pellets). Das Land Tirol geht von einem konstanten nutzbaren Holzenergiepotenzial von rund 15,3 PJ aus.
Große Ausbauziele für Wasserkraft und Solarstrom
Durch Bau neuer und Revitalisierung bestehender Kraftwerke soll die Wasserkraft in Tirol bis 2036 um 2.800 GWh auf 9.500 GWh (34 PJ) ausgebaut werden. Das Biogaspotenzial beträgt laut Tiroler Nachhaltigkeits– und Klimastrategie 1,5 PJ und soll überwiegend in der Produktion und nicht für Raumwärme eingesetzt werden. Das Potenzial für Solarenergie auf Dachflächen wird mit 15,7 PJ Strom und 2,2 TJ Wärme beziffert. Für die bisher ungenutzte Windkraft weist die Nachhaltigkeits– und Klimastrategie für 2050 einen möglichen Energieertrag von 0,9 PJ aus. Der Branchenverband IG Windkraft ortet ein zehnmal höheres Potenzial für 200 Windräder.
Quelle: Biomasseverband
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