Small Modular Reactors (SMR) - Beitrag zur Energiewende oder unrealistische Versprechungen?
Die UN-Atomagentur IAEO mit Sitz in Wien lädt von 21.-25. Oktober zur internationalen SMR-Konferenz. Die kleinen, modularen Reaktoren - "plug-and-play" - sollen die von Pleiten, Pech und Pannen gekennzeichnete Branche retten. Die geplanten SMRs werden als billiger und einfacher zu bauen, weniger anfällig für Kosten- und Bauzeitüberschreitungen und daher leichter zu finanzieren propagiert. Darüber hinaus seien sie sicherer und vor Kernschmelzunfällen gefeit, könnten am Standort einfach aufgebaut werden und würden weniger Nuklearabfall pro kW Leistung als große Reaktoren erzeugen, so die Versprechungen. Sie könnten auch in der Nähe von Industriestandorten und Städten errichtet werden.
Diese Argumente der Industrie werden von Wissenschaftler:innen durchaus kritisch gesehen. Stephen Thomas, Professor für Energiepolitik der Universität in Greenwich, UK: "Entgegen den Pressemeldungen, die vortäuschen, dass es zahlreiche Aufträge für SMRs gäbe, sieht die Realität so aus, dass der erste kommerzielle Auftrag noch Jahre entfernt ist. Es gibt kein einziges SMR-Design , welches von einer glaubwürdigen Atomaufsichtsbehörde genehmigt worden wäre. Daher kann man nicht behaupten, dass ein Design lizenzierbar sei und oder glaubhaft einschätzen, wie hoch die Errichtungskosten sein werden."
Laut IAEO-Definition gelten Reaktoren mit einer Leistung von 30- 300 Megawatt elektrisch (MWe) als Small Modular Reactors. Angekündigt wurden in jüngster Vergangenheit verschiedenen "neue" Reaktoren wie etwa der Salzschmelzreaktor. Dabei handelt es sich häufig um Designs der Vergangenheit, die sich nicht bewährt haben und die jetzt in leicht überarbeiteter Art und Weise noch einmal präsentiert werden. Dazu Patricia Lorenz, Atomexpertin bei GLOBAL 2000: "Derzeit gehen die Hersteller davon aus, dass bei SMR zunächst die meist verbreitete Technologie zum Zug kommt, der Druckwasserreaktor. Das wäre keine technische Neuerung, sondern nur die Rückkehr von großen Reaktoren mit 1600 MWe (EPR) zu viel geringerer Leistung. Damit erhöhen sich die Kosten pro MWh und verschärfen das Finanzierungs- und Wirtschaftlichkeitsproblem der Kernenergie. Die Versprechen der Industrie, hier günstigere und effizientere Lösungen zu schaffen, bleiben also unerfüllt."
In nächster Nähe Österreichs, im tschechischen Temelin, wird derzeit die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für den ersten SMR vorbereitet, weitere SMR seien geplant. Die UVP-Unterlagen für den ersten tschechischen SMR sind bereits vorbereitet, ins Deutsche und Polnische übersetzt und sollen in den nächsten Woche der Genehmigungsbehörde, dem Umweltministerium in Prag, übergeben werden, und das, obwohl es noch kein einziges Design für so einen SMR von einer glaubwürdigen Aufsichtsbehörde genehmigt wurde. Nach dem ersten SMR am Standort Temelin sollen der zweite am Standort des Kohlekraftwerks Tusimice und ein weiterer in Detmarovice an der Grenze zu Polen errichtet werden.
"Wir appellieren an die Entscheidungsträger:innen, sich für zuverlässige und sichere Energieversorgung einzusetzen und nicht öffentliche Gelder und wertvolle Zeit in Technologie wie SMR zu versenken, wenn es erprobte Stromerzeugung wie die Windenergie und Photovoltaik gibt. Die europäische Politik muss jetzt die tatsächlich klima- und umweltfreundlichen erneuerbaren Energien fördern. Gleichzeitig darf die Nuklearindustrie nicht länger Falschinformationen über Effizienz, Sicherheit und Rentabilität verbreiten", fordert Lorenz abschließend.
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Die Präsentation von Steve Thomas finden Sie hier
Diese Argumente der Industrie werden von Wissenschaftler:innen durchaus kritisch gesehen. Stephen Thomas, Professor für Energiepolitik der Universität in Greenwich, UK: "Entgegen den Pressemeldungen, die vortäuschen, dass es zahlreiche Aufträge für SMRs gäbe, sieht die Realität so aus, dass der erste kommerzielle Auftrag noch Jahre entfernt ist. Es gibt kein einziges SMR-Design , welches von einer glaubwürdigen Atomaufsichtsbehörde genehmigt worden wäre. Daher kann man nicht behaupten, dass ein Design lizenzierbar sei und oder glaubhaft einschätzen, wie hoch die Errichtungskosten sein werden."
Laut IAEO-Definition gelten Reaktoren mit einer Leistung von 30- 300 Megawatt elektrisch (MWe) als Small Modular Reactors. Angekündigt wurden in jüngster Vergangenheit verschiedenen "neue" Reaktoren wie etwa der Salzschmelzreaktor. Dabei handelt es sich häufig um Designs der Vergangenheit, die sich nicht bewährt haben und die jetzt in leicht überarbeiteter Art und Weise noch einmal präsentiert werden. Dazu Patricia Lorenz, Atomexpertin bei GLOBAL 2000: "Derzeit gehen die Hersteller davon aus, dass bei SMR zunächst die meist verbreitete Technologie zum Zug kommt, der Druckwasserreaktor. Das wäre keine technische Neuerung, sondern nur die Rückkehr von großen Reaktoren mit 1600 MWe (EPR) zu viel geringerer Leistung. Damit erhöhen sich die Kosten pro MWh und verschärfen das Finanzierungs- und Wirtschaftlichkeitsproblem der Kernenergie. Die Versprechen der Industrie, hier günstigere und effizientere Lösungen zu schaffen, bleiben also unerfüllt."
In nächster Nähe Österreichs, im tschechischen Temelin, wird derzeit die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für den ersten SMR vorbereitet, weitere SMR seien geplant. Die UVP-Unterlagen für den ersten tschechischen SMR sind bereits vorbereitet, ins Deutsche und Polnische übersetzt und sollen in den nächsten Woche der Genehmigungsbehörde, dem Umweltministerium in Prag, übergeben werden, und das, obwohl es noch kein einziges Design für so einen SMR von einer glaubwürdigen Aufsichtsbehörde genehmigt wurde. Nach dem ersten SMR am Standort Temelin sollen der zweite am Standort des Kohlekraftwerks Tusimice und ein weiterer in Detmarovice an der Grenze zu Polen errichtet werden.
"Wir appellieren an die Entscheidungsträger:innen, sich für zuverlässige und sichere Energieversorgung einzusetzen und nicht öffentliche Gelder und wertvolle Zeit in Technologie wie SMR zu versenken, wenn es erprobte Stromerzeugung wie die Windenergie und Photovoltaik gibt. Die europäische Politik muss jetzt die tatsächlich klima- und umweltfreundlichen erneuerbaren Energien fördern. Gleichzeitig darf die Nuklearindustrie nicht länger Falschinformationen über Effizienz, Sicherheit und Rentabilität verbreiten", fordert Lorenz abschließend.
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Die Präsentation von Steve Thomas finden Sie hier
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