Scheitern die Global Player an den sieben großen Herausforderungen der Nachhaltigkeit?
München – Spätestens seit die Staatengemeinschaft auf dem Rio+20–Gipfel im Sommer 2012 das Ziel einer „Green Economy„ formuliert hat, rücken die Beiträge der Wirtschaft für eine globale nachhaltige Entwicklung wieder stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. Wie aber gehen die Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit an, und was tun sie konkret zur Bekämpfung des Klimawandels, zum Schutz der Artenvielfalt oder zur Bekämpfung der Armut? Dieser Frage geht die Nachhaltigkeit–Ratingagentur oekom research in ihrem aktuellen Report „Globale Geschäfte – globale Verantwortung„ nach.
Bei weitem nicht genug – kann man das Kernergebnis der Analyse zusammenfassen. Nur jedes sechste von oekom research bewertete Unternehmen aus dem weltweiten Aktienindex MSCI World, in dem die Global Player versammelt sind, zeigt derzeit ein gutes Engagement für eine nachhaltige Entwicklung. Die Kategorie „sehr gut„ bleibt sogar unbesetzt. Rund ein Drittel der Unternehmen (31%) weist zumindest Ansätze im Nachhaltigkeitsmanagement auf, es fehlt aber an der systematischen und flächendeckenden Verankerung des Nachhaltigkeitsmanagements im Unternehmen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (52,3%) ist bisher kaum oder gar nicht aktiv.
Im Branchenvergleich haben die Unternehmen der Papier– und Forstbranche die Nase vorn. Sie erreichen für ihr Nachhaltigkeitsmanagement im Durchschnitt 47,7 von 100 möglichen Punkten. „Selbst die Branche, die wie keine andere für ein nachhaltiges Wirtschaften steht, erreicht damit nicht einmal die Hälfte der möglichen Punkte„, bewertet Matthias Bönning, COO und Head of Research von oekom research, dieses Ergebnis. Auf den weiteren Rängen folgen die Produzenten von Haushaltprodukten (45,4) und die Automobilhersteller (40,8). Auf den hinteren Rängen landen der Einzelhandel (21,7), die Immobilienbranche (20,6) sowie die Öl– und Gasbranche (18,9). Auch die Banken (23,0) und Versicherungen (24,1) erreichen nicht einmal ein Viertel der maximalen Punktzahl.
Im Ländervergleich zeigen sich ebenfalls deutliche Unterschiede. Von den im Aktienindex MSCI World gelisteten Unternehmen erreichen jeweils mehr als 40% der finnischen, italienischen, deutschen und niederländischen Unternehmen den oekom Prime–Status. Er wird an Unternehmen vergeben, die in ihrer Branche in Sachen Nachhaltigkeitsmanagement führend sind. In den USA trifft dies nur auf knapp jedes zehnte Unternehmen zu (9,5%), in Japan sogar nur auf 7,3% der Unternehmen.
„Große Unterschiede zeigen sich auch im Umgang mit den sieben großen Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung„, stellt Matthias Bönning fest. Neben dem Klima– und Artenschutz sowie der Bekämpfung der Armut sind dies die Versorgung der Menschen mit sauberem Wasser, der Schutz der Wälder, der demografische Wandel sowie die Bekämpfung der Korruption. „Bemerkenswert ist dabei, dass es in beinahe allen von uns analysierten Handlungsfeldern Vorreiter gibt, die der Branche zeigen, was möglich ist.„
Beispielhaft zeigt sich dies etwa bei der Frage, was die Pharmaunternehmen tun, um Menschen in den Entwicklungsländern den Zugang zu den benötigten Medikamenten zu ermöglichen. Hier erhält das beste Unternehmen, der britische Pharmahersteller GlaxoSmithKline, für seine entsprechenden Maßnahmen 83 von 100 möglichen Punkten. Das Unternehmen punktet unter anderem mit Preisrabatten für dringend benötigte Medikamente und Impfstoffe, die freiwillige Vergabe von Lizenzen für Arzneimittel sowie die Unterstützung der lokalen Gesundheitsinfrastruktur. Andere Unternehmen wie etwa die deutsche Merck KGaA kommen hier nur auf 17 Punkte.
Ein anderes Beispiel sind Maßnahmen der Nahrungsmittelhersteller zum sparsamen Umgang mit Wasser. Hier zeigt der Nahrungsmittelkonzern Unilever das größte Engagement unter den bewerteten Unternehmen. Für Maßnahmen wie die deutliche Reduzierung des relativen Wasserverbrauchs und die Analyse der Wassernutzung für einzelne Nahrungsmittel über deren gesamten Lebenszyklus erhält das Unternehmen von oekom research insgesamt 72 von 100 Punkten. In diesem Bereich landen Danone (32 Punkte) und McDonald´s (19 Punkte) auf den hinteren Rängen.
Der Report enthält zahlreiche weitere konkrete Beispiele dafür, wie die Unternehmen verschiedener Branchen in den einzelnen Handlungsfeldern aktiv werden. Dabei geht es unter anderem um die Entwicklung alternativer Antriebe im Automobilbau, die Klimastrategie der großen Energieversorger, die Maßnahmen der Tourismusunternehmen zum Artenschutz, den Einsatz nachhaltig erzeugter Hölzer im Bau und in der Medienbranche sowie um das Engagement der Banken und Versicherungen im Bereich von Mikrokrediten und –versicherungen.
„Trotz guter Einzelbeispiele bleibt der Großteil der Unternehmen hinter dem aus Nachhaltigkeitssicht Notwendigen zurück„, fasst Matthias Bönning die Ergebnisse der Analyse zusammen. „Häufig werden nicht einmal 40 von 100 möglichen Punkten erreicht. Dies ist vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen eindeutig zu wenig.„
Gleichzeitig wächst aber der Druck von Investorenseite auf die Unternehmen, stärker auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise zu setzen. Nach einer aktuellen Erhebung der neu gegründeten Global Sustainable Investment Alliance (GSIA) werden weltweit inzwischen mehr als 10,1 Billionen Euro unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien angelegt. Dies entspricht einem Marktanteil von 21,8 Prozent am insgesamt verwalteten Vermögen. Durch die Nutzung von sozialen, umwelt– und governancebezogenen Kriterien bei der Vermögensanlage wollen die vorrangig institutionellen Investoren die Risiken verringern. Unternehmen, die diesen Erwartungen nicht genügen, werden zukünftig größere Hürden überwinden müssen, um sich am Kapitalmarkt Eigen– oder Fremdkapital zu besorgen.
Zum Report:
Der Report „Globale Geschäfte – globale Verantwortung. Wie die Global Player die großen Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung meistern„ wird von der oekom research AG herausgegeben und ist im oekom verlag erschienen. Er enthält neben der umfassenden Darstellung der Aktivitäten von Branchen und Unternehmen in den sieben Handlungsfeldern Profile von insgesamt 20 Branchen und umfangreiche Hintergrundinformationen zur Entwicklung des Themas Corporate Social Responsibility (CSR) in den vergangenen Jahren. Die Aussagen und Bewertungen von oekom research werden durch Einschätzungen von Gastautoren aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft ergänzt, die unter der Überschrift „Was nun zu tun ist„ formulieren, was sie in den sieben Handlungsfeldern konkret von den Unternehmen erwarten. Die Beiträge stammen unter anderem von Vertretern des BUND, der Deutschen Welthungerhilfe und des WWF.
Bei weitem nicht genug – kann man das Kernergebnis der Analyse zusammenfassen. Nur jedes sechste von oekom research bewertete Unternehmen aus dem weltweiten Aktienindex MSCI World, in dem die Global Player versammelt sind, zeigt derzeit ein gutes Engagement für eine nachhaltige Entwicklung. Die Kategorie „sehr gut„ bleibt sogar unbesetzt. Rund ein Drittel der Unternehmen (31%) weist zumindest Ansätze im Nachhaltigkeitsmanagement auf, es fehlt aber an der systematischen und flächendeckenden Verankerung des Nachhaltigkeitsmanagements im Unternehmen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (52,3%) ist bisher kaum oder gar nicht aktiv.
Im Branchenvergleich haben die Unternehmen der Papier– und Forstbranche die Nase vorn. Sie erreichen für ihr Nachhaltigkeitsmanagement im Durchschnitt 47,7 von 100 möglichen Punkten. „Selbst die Branche, die wie keine andere für ein nachhaltiges Wirtschaften steht, erreicht damit nicht einmal die Hälfte der möglichen Punkte„, bewertet Matthias Bönning, COO und Head of Research von oekom research, dieses Ergebnis. Auf den weiteren Rängen folgen die Produzenten von Haushaltprodukten (45,4) und die Automobilhersteller (40,8). Auf den hinteren Rängen landen der Einzelhandel (21,7), die Immobilienbranche (20,6) sowie die Öl– und Gasbranche (18,9). Auch die Banken (23,0) und Versicherungen (24,1) erreichen nicht einmal ein Viertel der maximalen Punktzahl.
Im Ländervergleich zeigen sich ebenfalls deutliche Unterschiede. Von den im Aktienindex MSCI World gelisteten Unternehmen erreichen jeweils mehr als 40% der finnischen, italienischen, deutschen und niederländischen Unternehmen den oekom Prime–Status. Er wird an Unternehmen vergeben, die in ihrer Branche in Sachen Nachhaltigkeitsmanagement führend sind. In den USA trifft dies nur auf knapp jedes zehnte Unternehmen zu (9,5%), in Japan sogar nur auf 7,3% der Unternehmen.
„Große Unterschiede zeigen sich auch im Umgang mit den sieben großen Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung„, stellt Matthias Bönning fest. Neben dem Klima– und Artenschutz sowie der Bekämpfung der Armut sind dies die Versorgung der Menschen mit sauberem Wasser, der Schutz der Wälder, der demografische Wandel sowie die Bekämpfung der Korruption. „Bemerkenswert ist dabei, dass es in beinahe allen von uns analysierten Handlungsfeldern Vorreiter gibt, die der Branche zeigen, was möglich ist.„
Beispielhaft zeigt sich dies etwa bei der Frage, was die Pharmaunternehmen tun, um Menschen in den Entwicklungsländern den Zugang zu den benötigten Medikamenten zu ermöglichen. Hier erhält das beste Unternehmen, der britische Pharmahersteller GlaxoSmithKline, für seine entsprechenden Maßnahmen 83 von 100 möglichen Punkten. Das Unternehmen punktet unter anderem mit Preisrabatten für dringend benötigte Medikamente und Impfstoffe, die freiwillige Vergabe von Lizenzen für Arzneimittel sowie die Unterstützung der lokalen Gesundheitsinfrastruktur. Andere Unternehmen wie etwa die deutsche Merck KGaA kommen hier nur auf 17 Punkte.
Ein anderes Beispiel sind Maßnahmen der Nahrungsmittelhersteller zum sparsamen Umgang mit Wasser. Hier zeigt der Nahrungsmittelkonzern Unilever das größte Engagement unter den bewerteten Unternehmen. Für Maßnahmen wie die deutliche Reduzierung des relativen Wasserverbrauchs und die Analyse der Wassernutzung für einzelne Nahrungsmittel über deren gesamten Lebenszyklus erhält das Unternehmen von oekom research insgesamt 72 von 100 Punkten. In diesem Bereich landen Danone (32 Punkte) und McDonald´s (19 Punkte) auf den hinteren Rängen.
Der Report enthält zahlreiche weitere konkrete Beispiele dafür, wie die Unternehmen verschiedener Branchen in den einzelnen Handlungsfeldern aktiv werden. Dabei geht es unter anderem um die Entwicklung alternativer Antriebe im Automobilbau, die Klimastrategie der großen Energieversorger, die Maßnahmen der Tourismusunternehmen zum Artenschutz, den Einsatz nachhaltig erzeugter Hölzer im Bau und in der Medienbranche sowie um das Engagement der Banken und Versicherungen im Bereich von Mikrokrediten und –versicherungen.
„Trotz guter Einzelbeispiele bleibt der Großteil der Unternehmen hinter dem aus Nachhaltigkeitssicht Notwendigen zurück„, fasst Matthias Bönning die Ergebnisse der Analyse zusammen. „Häufig werden nicht einmal 40 von 100 möglichen Punkten erreicht. Dies ist vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen eindeutig zu wenig.„
Gleichzeitig wächst aber der Druck von Investorenseite auf die Unternehmen, stärker auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise zu setzen. Nach einer aktuellen Erhebung der neu gegründeten Global Sustainable Investment Alliance (GSIA) werden weltweit inzwischen mehr als 10,1 Billionen Euro unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien angelegt. Dies entspricht einem Marktanteil von 21,8 Prozent am insgesamt verwalteten Vermögen. Durch die Nutzung von sozialen, umwelt– und governancebezogenen Kriterien bei der Vermögensanlage wollen die vorrangig institutionellen Investoren die Risiken verringern. Unternehmen, die diesen Erwartungen nicht genügen, werden zukünftig größere Hürden überwinden müssen, um sich am Kapitalmarkt Eigen– oder Fremdkapital zu besorgen.
Zum Report:
Der Report „Globale Geschäfte – globale Verantwortung. Wie die Global Player die großen Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung meistern„ wird von der oekom research AG herausgegeben und ist im oekom verlag erschienen. Er enthält neben der umfassenden Darstellung der Aktivitäten von Branchen und Unternehmen in den sieben Handlungsfeldern Profile von insgesamt 20 Branchen und umfangreiche Hintergrundinformationen zur Entwicklung des Themas Corporate Social Responsibility (CSR) in den vergangenen Jahren. Die Aussagen und Bewertungen von oekom research werden durch Einschätzungen von Gastautoren aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft ergänzt, die unter der Überschrift „Was nun zu tun ist„ formulieren, was sie in den sieben Handlungsfeldern konkret von den Unternehmen erwarten. Die Beiträge stammen unter anderem von Vertretern des BUND, der Deutschen Welthungerhilfe und des WWF.