"Klimaneutral" durch Ausgleichszahlung? Greenpeace entlarvt grüne Märchen
"Klimaneutral", "Umweltfreundlich" oder "CO2-neutral" - Solche auffälligen Slogans springen schnell ins Auge. Ob beim Wocheneinkauf, in der Drogerie oder am Weg in den Sommerurlaub - Selbst Flughäfen werben damit, "klimaneutral" zu sein. Dahinter verbergen sich meist keine direkten Klima- oder Umweltschutzmaßnahmen, sondern Ausgleichszahlungen, sogenannte Kompensationen, die Verbraucher:innen in die Irre führen. In einer neuen Publikation entlarvt Greenpeace diese grünen Märchen. Die Umweltschutzorganisation fordert, dass Greenwashing-Lücken mit der Green Claims Richtlinie geschlossen werden, die derzeit auf EU-Ebene verhandelt wird. Unterstützung erhält Greenpeace von dem Momentum Institut und dem Klimawissenschaftler Reinhard Steurer.
Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin bei Greenpeace Österreich, sagt: "Kompensationen bieten Unternehmen einen Freifahrtschein für Naturzerstörung: Anstatt Unternehmen von Grund auf nachhaltig aufzubauen, kaufen sich Unternehmen mit Hilfe von Kompensationen von ihrer Verantwortung frei. Sie lagern ihre Probleme aus und fördern so auch neokoloniale Strukturen. Die Möglichkeit, durch Kompensationen seine Emissionen auf dem Papier auf Null zu setzen, verhindert echte Lösungen. Es ist höchste Zeit, dass Unternehmen Verantwortung übernehmen und ihr Geschäft auf nachhaltige Beine stellen."
Barbara Schuster, Ökonomin bei Momentum Institut, erklärt: "Kompensationen sind Klimaschutz-Trugbilder. Sind die CO2-Emissionen einmal in der Luft und unser Planet dadurch noch weiter erhitzt, können wir diese freigesetzten Treibhausgase auch mit dem Pflanzen von Jungbäumchen nicht mehr einfangen." Abgesehen davon gibt es in Österreich auch nicht ausreichend Platz, um die Masse an Bäumen zu pflanzen, die für einen Ausgleich theoretisch nötig wäre. So führt Schuster aus: "Die benötigte Fläche zur Aufforstung ist mit 17 Prozent mehr als doppelt so groß wie die Fläche, die Wasser, Wohnen, Verkehr, Freizeit und Betriebe aktuell österreichweit in Anspruch nehmen."
Reinhard Steurer, Klimawissenschaftler, Boku Wien: "CO2-Kompensation ist eine Art moderner Ablasshandel. Es ist ein Scheinklimaschutz zur Gewissensberuhigung für jene, die zahlen und nicht selten Betrug für jene, die kassieren und eben nicht nachweislich Emissionen reduzieren. An der tatsächlichen Vermeidung von Emissionen, z.B. durch weniger Flüge, führt kein Weg vorbei."
Derzeit arbeitet die Europäische Union an der sogenannten Green Claims Richtlinie. Diese gibt vor, wann Umweltaussagen von Unternehmen in welcher Form getätigt werden dürfen. Die Green Claims Richtlinie könnte eine echte Chance sein, Greenwashing einen Riegel vorzuschieben und Kompensationen zu verbieten. Diese Chance hat der EU-Umweltrat bei seiner letzten Sitzung Mitte Juni verpasst. So schlägt der Umweltrat aktuell vor, dass Unternehmen weiterhin CO2-Kompensationen geltend machen können. Diese Lücke muss dringend geschlossen werden.
Grundlagenpapier Grüne Märchen - Wie das Geschäft mit Kompensationen wirksamen Klima- und Umweltschutz verhindert
Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin bei Greenpeace Österreich, sagt: "Kompensationen bieten Unternehmen einen Freifahrtschein für Naturzerstörung: Anstatt Unternehmen von Grund auf nachhaltig aufzubauen, kaufen sich Unternehmen mit Hilfe von Kompensationen von ihrer Verantwortung frei. Sie lagern ihre Probleme aus und fördern so auch neokoloniale Strukturen. Die Möglichkeit, durch Kompensationen seine Emissionen auf dem Papier auf Null zu setzen, verhindert echte Lösungen. Es ist höchste Zeit, dass Unternehmen Verantwortung übernehmen und ihr Geschäft auf nachhaltige Beine stellen."
Barbara Schuster, Ökonomin bei Momentum Institut, erklärt: "Kompensationen sind Klimaschutz-Trugbilder. Sind die CO2-Emissionen einmal in der Luft und unser Planet dadurch noch weiter erhitzt, können wir diese freigesetzten Treibhausgase auch mit dem Pflanzen von Jungbäumchen nicht mehr einfangen." Abgesehen davon gibt es in Österreich auch nicht ausreichend Platz, um die Masse an Bäumen zu pflanzen, die für einen Ausgleich theoretisch nötig wäre. So führt Schuster aus: "Die benötigte Fläche zur Aufforstung ist mit 17 Prozent mehr als doppelt so groß wie die Fläche, die Wasser, Wohnen, Verkehr, Freizeit und Betriebe aktuell österreichweit in Anspruch nehmen."
Reinhard Steurer, Klimawissenschaftler, Boku Wien: "CO2-Kompensation ist eine Art moderner Ablasshandel. Es ist ein Scheinklimaschutz zur Gewissensberuhigung für jene, die zahlen und nicht selten Betrug für jene, die kassieren und eben nicht nachweislich Emissionen reduzieren. An der tatsächlichen Vermeidung von Emissionen, z.B. durch weniger Flüge, führt kein Weg vorbei."
Derzeit arbeitet die Europäische Union an der sogenannten Green Claims Richtlinie. Diese gibt vor, wann Umweltaussagen von Unternehmen in welcher Form getätigt werden dürfen. Die Green Claims Richtlinie könnte eine echte Chance sein, Greenwashing einen Riegel vorzuschieben und Kompensationen zu verbieten. Diese Chance hat der EU-Umweltrat bei seiner letzten Sitzung Mitte Juni verpasst. So schlägt der Umweltrat aktuell vor, dass Unternehmen weiterhin CO2-Kompensationen geltend machen können. Diese Lücke muss dringend geschlossen werden.
Grundlagenpapier Grüne Märchen - Wie das Geschäft mit Kompensationen wirksamen Klima- und Umweltschutz verhindert
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