Erste Windkraftanlage mit Turm aus Furnierschichtholz
Leichtere Türme mit weniger Bewehrung in den Fundamenten, kleineren Teilen und weniger CO2 bei Herstellung und Wiederverwertung
Sie machen sich die Kraft der Natur zunutze und schützen das Klima: Windkraftanlagen. Zugleich verbraucht ihr konventioneller Bau viel Energie – vor allem die Herstellung der Stahltürme. Bereits vor mehr als 10 Jahren hat Timbertower 2012 in Hannover ein Windrad mit Holzturm errichtet. Bisher kein Problem: auch jetzt erzeugt es noch Strom. Serienfertigung gab es aber davon keine.
Modvion aus Göteborg entwickelte die deutlich nachhaltigere Alternative weiter: Fossile Materialien werden durch einen nachwachsenden Baustoff substituiert. Mit Kerto LVL kommt dabei ein Furnierschichtholz zum Einsatz, dessen Festigkeit die Realisierung besonders schlanker und tragfähiger Konstruktionen zulässt. Die Zusammenarbeit zwischen dem finnischen Herstellers Metsä Wood und Modvion wurde damit manifestiert.
Metsä Wood beliefert Modvion mit Kerto LVL Furnierschichtholz, welches in den in den Windkrafttürmen des schwedischen Unternehmens zum Einsatz kommt. Der Gewinn erneuerbarer Energie aus Wind wird so deutlich nachhaltiger. „Damit wird der Weg zur Netto-Null-Energieerzeugung aus Wind geebnet“, erklärt Pär Hallgren, Leiter Vertrieb und Einkauf bei Modvion.
Das eingesetzte Furnierschichtholz – Kerto LVL von Metsä Wood – spielt beim Bau der Windkrafttürme eine entscheidende Rolle: Sein Verhältnis von Festigkeit zu Gewicht ermöglicht die Konstruktion leichterer Türme. Der Anteil der Bewehrung in den Fundamenten kann daher deutlich reduziert werden. "Kerto LVL bietet eine hohe Materialeffizienz und eignet sich ideal für nachhaltiges Bauen. Die Windkrafttürme sind überdies ein gutes Beispiel für die Vielseitigkeit des Furnierschichtholzes“, erklärt Henrik Söderström, Senior Vice President, Sales and Marketing bei Metsä Wood.
Kerto LVL senkt auch die Emissionen bei der Realisierung der Windkraftanlagen. Das Forschungsinstitut RISE (Research Institutes of Sweden) führte hierzu eine Lebenszyklusanalyse durch. Im Vergleich zum konventionellen Stahlturm reduziert der Windkraftturm aus Holz die Emissionen um 90 Prozent. Unter Berücksichtigung, dass Holz zudem Kohlenstoff speichert, wird der Bau kohlenstoffnegativ, da er mehr CO2 bindet, als er bei der Herstellung emittiert. Je Turm kommen zwischen 300 und 1.200 Kubikmeter Holz zum Einsatz. Das entspricht einem CO2-Äquivalent von 240 bis 950 Tonnen.
Ein weiterer Vorteil: Die einzelnen Teile sind kleiner und leichter und können so einfacher zu den Baustellen transportiert werden, auch die Kräne für das Aufstellen müssen weniger Gewicht tragen.
Aber verwittert Holz nicht einfach schneller? Nein, meint Modvion, denn die Holztürme sind mit spezieller Farbe beschichtet, wodurch sie wasserdicht werden. Dadurch gibt es innen ein kontrolliertes Luftvolumen.
Zum Thema Brandschutz gibt es ebenfalls eine ermutigende Antwort: Holzbauweise bringt erstaunlicherweise sogar Vorteile gegenüber dem Stahlbau, da massives Holz nur dort verkohlt, wo es bei extremer Hitze direktem Feuer ausgesetzt ist. In einem solchen Fall verflüssigt sich eine Stahlkonstruktion und versagt.
Im März wurde die erste kommerzielle Windkraftanlage auf diese Art realisiert. Der 103 m hohe modular Holzturm wurde mit einer Vestas V90-2-Megawatt-Windturbine an der Spitze installiert.
Die Innovation wird als zukunftsweisend angesehen: Als eines der ersten 48 Unternehmen wurde Modvion in den renommierten EIC Scaling Club aufgenommen, eine exklusive Community aus europäischen Top-Deep-Tech-Scale-ups und erst vor kurzem wurde der Abschluss einer Finanzierungsrunde in Höhe von 67 Millionen SEK (fast 6 Mio Euro) bekanntgegeben.
Fakten über Windkrafttürme aus Holz
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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /