© Milko Stoec/POW / Ende des Greenwashings der Alpin-Events ist notwendig
© Milko Stoec/POW / Ende des Greenwashings der Alpin-Events ist notwendig

Stopp Greenwashing: FIS-Zahlen zu CO2-Emissionen sind an den Haaren herbeigezogen

Laut Nachberechnungen würden vier von hunderten Alpin-Events schon 85% der Emissionen ausmachen - Greenpeace, Skirennläufer Schütter und Protect our Winters fordern Greenwashing-Stopp

Die Agentur "Mission Zero - Klimapartner" hat im Auftrag von Greenpeace eine Analyse über die Emissionen von Events des internationalen Skiverbands (FIS) veröffentlicht. Der Report enthüllt grobe Mängel bei Transparenz und Berechnung der klimaschädlichen Emissionen: Alleine die vier Großevents Kitzbühel, Schladming, Adelboden und Sölden sowie die Flüge auf Weltcup-Ebene verursachen laut Nachberechnung bereits 85 Prozent der gesamten, von der FIS für die alpine Disziplin angegebenen, Emissionen. Hier sind jedoch etwa über 30 weitere Weltcup-Events sowie hunderte andere Rennveranstaltungen noch nicht berücksichtigt. Diese und weitere Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die Zahlen der FIS realitätsfern und viel zu gering kalkuliert worden sind. Für die Evaluierung hat Mission Zero das von der FIS verwendete Berechnungs-Tool eigens nachgebaut. Gemeinsam mit dem österreichischen Skirennläufer Julian Schütter und der Initiative Protect our Winters (POW) fordert Greenpeace FIS-Präsident Johan Eliasch dazu auf, das Greenwashing zu stoppen. Zudem soll die FIS bei ihrem Kongress diesen Donnerstag echte Klimaschutzmaßnahmen beschließen und den Rennkalender für die Wintersaison klimafit machen.

"Die FIS erzählt Wintermärchen, wenn sie behauptet, das Klima zu schützen oder gar klimapositiv zu sein. In der Realität werden Profimannschaften sowie Zuschauerinnen und Zuschauer quer über den Globus geschickt, um an den Events teilzunehmen. Die FIS unter Präsident Eliasch treibt damit die Klimakrise voran und zerstört ihre eigene Daseinsgrundlage. Weiße Winter sind dann Schnee von gestern", sagt Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin bei Greenpeace in Österreich. Greenpeace hat eine Plausibilitätsstudie der von der FIS veröffentlichten "FIS Events Emission Estimation" durchführen lassen. Dabei wurden der Alpine Skisport sowie die Reisetätigkeiten von Zuschauer:innen und Athlet:innen genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis zeigt, dass die von der FIS angeführten CO2-Emissionen der Events nicht nachvollziehbar und viel zu gering bemessen sind. Allein die vier alpinen Großevents in Kitzbühel, Schladming, Adelboden und Sölden inklusive Flugreisen der Weltcup-Athlet:innen sind bereits für 10.874 Tonnen CO2 verantwortlich. Das entspricht 85 Prozent der 12.752 Tonnen CO2, die von der FIS für den gesamten Alpinen Skisport angegeben werden. Hier sind jedoch mehr als 30 weitere Weltcup-Events, über 300 kontinentale Events und hunderte kleinere Rennevents noch nicht einmal berücksichtigt. Insgesamt gibt die FIS an, für alle ihre 7.920 jährlich ausgetragenen Veranstaltungen - darunter alpiner Skisport, Skispringen und Snowboarden - 57.965 Tonnen CO2 auszustoßen. Diese Zahl ist angesichts der nachberechneten Emissionen für die vier Großevents eindeutig zu niedrig angesetzt. Das bestätigt auch ein genauer Blick auf die Reise-Emissionen der Zuschauer:innen: Beispielsweise geht die FIS davon aus, dass 60 Prozent aller Zuschauer:innen lokal anreisen. In einer Nachberechnung wären das zirka 50 Kilometer in eine Richtung. Bei Großevents wie Schladming oder Kitzbühel sind solche Annahmen aber nicht realistisch.

Darüber hinaus werden in den Event-Berechnungen der FIS scheinbar einige für die CO2-Bilanz relevante Faktoren wie Abfall, Flutlichter oder die Nächtigungen der Athlet:innen gar nicht berücksichtigt und es fehlt an validen und vollständigen Daten, wie etwa bei der Präparierung der Piste oder dem Energieverbrauch.

"Die Emissionsberechnung der FIS ist Greenwashing vom Feinsten und muss dringend gestoppt werden", sagt Bittner. Der österreichische Skirennläufer und Mitglied der Initiative Protect our Winters, Julian Schütter, dazu: "Wir alle lieben Wintersport, deswegen brauchen wir einen internationalen Verband, der Klimaschutz ernst nimmt. Bisher kamen von der FIS aber nur leere Versprechen. Wir als Profi-Skifahrerinnen und Skifahrer und als Generation, die bereits jetzt unter der Klimakrise leidet, werden nicht locker lassen, bis die FIS endlich konkrete und wirksame Schritte zur Reduktion ihrer eigenen Emissionen setzt."

Diesen Donnerstag findet der nächste FIS-Kongress statt, bei dem unter anderem der Rennkalender für die nächste Wintersaison beschlossen werden soll. Gemeinsam mit dem ÖSV-Skirennläufer Julian Schütter und Protect Our Winters fordert Greenpeace FIS-Präsident Johan Eliasch dazu auf, die Reisen im Rennkalender zu reduzieren, die Saison später zu starten sowie einen plausiblen und transparenten Klimabericht vorzulegen. Außerdem darf es keine Kompensationen mehr geben und die FIS soll nicht weiter behaupten, sie sei klimaneutral oder gar -positiv.


Die gesamte Plausibilitätsstudie ist hier abrufbar


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /