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13. Mai: "Tag der Abhängigkeit von Kohle, Öl und Erdgas"

Heuer reichen unsere bereits erschlossenen erneuerbaren Ressourcen nur bis zum 12. Mai. Für den Rest des Jahres sind wir in Österreich von Öl, Kohle und Erdgas abhängig.

"Bis 2040 spätestens wollen wir in Österreich klimaneutral leben und wirtschaften. Derzeit verzeichnen wir vor allem bei der Stromerzeugung aus Erneuerbaren enorme Wachstumsraten, doch kommen wir erst 132 Tage mit Energie aus natürlichen Ressourcen wie Wasser, Sonne, Wind, Wald und Erdwärme aus. Die restlichen 233 Tages des heurigen Jahres sind wir von fossiler Energie, also Öl, Kohle und Erdgas, abhängig", so Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. Berechnet wird der sogenannte "Tag der Abhängigkeit von Kohle, Öl und Erdgas" mit dem letztverfügbaren Anteil erneuerbarer Energie am Bruttoendenergieverbrauch - 2021 lag dieser Anteil laut Statistik Austria bei 36 %. Sieht man sich die einzelnen Sektoren an, ist Strom mit 76,2 % erneuerbarem Anteil Vorreiter, in der Wärme liegt der Anteil bei 35,5 %, Schlusslicht bildet der Verkehr mit nur 9,4 %.

Inländische Wertschöpfung statt teurer Abhängigkeit

Die hohe Abhängigkeit von fossilen Energieträgern wie Öl, Kohle und Erdgas ist nicht nur klimaschädlich, sondern auch teuer: Im Jahr 2022 hat Österreich für Importe von Erdgas netto 7,8 Milliarden Euro bezahlt, für Öl sogar 9,8 Milliarden (Statistik Austria). Der Wert der Nettoimporte von Erdöl und Erdölprodukten stieg 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 88 %, die Netto-Importausgaben bei Gas haben sich sogar verdoppelt. "Der Umstieg auf Erneuerbare bedeutet auch, Wertschöpfung ins eigene Land zu holen und dort zu halten", so Angerer. "Es sprechen ganz eindeutige wirtschaftliche Gründe dafür, uns unabhängig zu machen und den enormen Kaufkraftabfluss ins Ausland zu stoppen." Darüber hinaus kommt ein großer Teil der fossilen Energieimporte aus autokratisch regierten Ländern wie Russland, Kasachstan, Libyen oder dem Irak.

Schlüsselfaktor Effizienz

Ein Schlüsselfaktor auf dem Weg in die fossile Unabhängigkeit ist Energieeffizienz - also mit weniger Energie dasselbe Ergebnis oder sogar mehr zu erreichen. Vor allem im Bereich der Wärme ist das wesentlich, denn 50 % der Endenergie wird in Österreich für das Heizen und für Prozesswärme in Betrieben aufgewendet. Durch Maßnahmen wie Gebäudesanierungen, den Umstieg auf erneuerbare Energieträger und effizientere Technologien wie Wärmepumpen können sowohl Energie, als auch CO2-Emissionen eingespart werden. Im Verkehr ermöglichen der Umstieg auf batterieelektrische Fahrzeuge sowie ein Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der Möglichkeiten für aktive Mobilität (zu Fuß gehen, mit dem Rad fahren) enorme Energieeinsparpotenziale und damit weniger Abhängigkeit von fossiler Energie.

Potenziale für Erneuerbare nutzen

In den letzten zehn Jahren ist der Erneuerbaren-Anteil am Gesamtenergieverbrauch um 4 %-Punkte gewachsen (Anteil 2012: 32,7 %). "Die aktuellen Entwicklungen - der rasante Ökostromausbau, die Abkehr von Öl und Gas in der Raumwärme sowie die unaufhaltsame Wende hin zu Elektroantrieben im Verkehr - werden wir erst in wenigen Jahren an den Zahlen sehen. Daher brauchen wir weiterhin ein hohes Tempo, um den Tag der Abhängigkeit von Öl, Kohle und Erdgas so weit wie möglich ans Ende des Jahres zu verschieben und mit dem Ziel der Klimaneutralität fossile Unabhängigkeit zu erreichen", so Angerer.

Die Potenziale sind jedenfalls gegeben: Österreich kann pro Jahr etwa 83 TWh an Strom aus Windkraft erzeugen, wenn 2 % der Landesfläche für Windräder genutzt werden (wobei dafür nur 0,006 % der Landesfläche dauerhaft versiegelt werden müsste). Bei der Photovoltaik ist das Potenzial aktuell vor allem durch die Aufnahmekapazitäten der Netze beschränkt. "Gerade bei der Photovoltaik sehen wir an den aktuellen Ausbauzahlen, dass die Menschen die Potenziale auch nutzen wollen und die Energiewende dort, wo es möglich ist, selbst in die Hand nehmen." So haben sich die Zubauzahlen bei Photovoltaik in den letzten Monaten vervielfacht. Angerer abschließend: "Wichtig ist, dass unser gesamtes Energiesystem Schritt halten kann. Neben der Erzeugung müssen wir auch den Ausbau der Netze und Infrastruktur, die Speichermöglichkeiten und andere Flexibilitätsoptionen sowie die notwendigen politischen Rahmenbedingungen im Auge behalten. Nur dann kann das Energiesystem der Zukunft funktionieren."



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /