© IPPNW/ Sally Ndung’u eröffnet den IPPNW-Weltkongress in Kenia
© IPPNW/ Sally Ndung’u eröffnet den IPPNW-Weltkongress in Kenia

Krieg, Klima und Gesundheit zusammen denken!

Ärzt*innen fordern auf dem IPPNW-Weltkongress in Kenia einen globalen Kurswechsel

Mombasa - Der 23. IPPNW-Weltkongress in Mombasa, Kenia, ist erfolgreich zu Ende gegangen. Über 180 Ärzt*innen und Medizinstudierende aus aller Welt verabschiedeten eine gemeinsame Abschlusserklärung für eine friedliche und gerechte Welt für alle Menschen. In den Vorträgen und Diskussionen der Konferenz wurden die Themen Gesundheit, nachhaltige Sicherheit, wirtschaftliche Gerechtigkeit und Umweltschutz mit der Bedrohung durch Atomwaffen zusammengebracht. Unter dem Titel „Abrüstung, Klimakrise und Gesundheit“ diskutierten die IPPNW-Ärzt*innen vom 26. bis zum 30. April 2023 über gemeinsame Handlungsmöglichkeiten und Aktionsstrategien.

„Die Welt im Jahr 2023 steht vor einer doppelten existenziellen Krise“, heißt es in der Erklärung. „Das Risiko eines Atomkriegs ist größer als je zuvor seit dem Kalten Krieg in den 1980er Jahren. Und die sich beschleunigende Klimakrise, die durch die Kohlenstoffemissionen aus der unkontrollierten Verbrennung fossiler Brennstoffe verursacht wird, bringt extreme Wetterereignisse, Störungen in der Landwirtschaft, steigende Meeresspiegel und durch Vektoren übertragene Krankheiten in jeden Winkel der Welt.“

Diese raschen Veränderungen des Weltklimas können als Verstärker von Konfliktdynamiken wirken, insbesondere in Ländern die von hoher Ungleichheit, politischer Instabilität und mangelndem Zugang zu Bildung und Gesundheit betroffen sind. Die Internationalen Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkriegs sind daher besorgt, dass jeder dieser Konflikte, an dem ein nuklear bewaffneter Staat beteiligt ist, das Risiko eines Atomkriegs erhöht und den Kreis der existenziellen Bedrohung schließt. Diese Gefahr betrifft beispielsweise den andauernden Konflikt der beiden Atomwaffenstaaten Indien und Pakistan, die beide massiv von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sind.

Der Ukrainekrieg habe diese Negativspirale zwischen Klimakrise und Konfliktdynamiken verstärkt. Er bedingt (nukleare) Aufrüstung, nicht nur in den direkt beteiligten Ländern. Auch die Auswirkungen des Krieges auf die Weltwirtschaft, sind enorm. So erleben insbesondere die Länder des globalen Südens eine bedrohliche Verknappung von Getreide und anderen Rohstoffen. Das World Food Programme warnt vor der schlimmsten Lebensmittelkrise der jüngeren Geschichte . Diese Nahrungsmittelkrise ist mit verursacht durch eine der heftigsten Dürren in Sub-Sahara Afrika seit Dekaden. Die kenianischen IPPNW-Ärztinnen berichten von vermehrten Extremwetterlagen, die Choleraausbrüche und den Anstieg von Malariafällen in bisher nicht betroffenen Regionen begünstigen.

„Wir müssen beginnen Kriege und Konflikte mit dem Klimawandel zusammenzudenken“, so Dr. med. Lars Pohlmeier, Vorsitzender der deutschen Sektion der IPPNW. „Militärische Verteidigung, Atomwaffen und anhaltendes globales Wettrüsten können weder das Klima retten noch zu einem nachhaltigen Frieden führen.“ Stattdessen müssten die militärischen Kohlenstoffemissionen und die Umweltauswirkungen von Waffenproduktion, militärischen Übungen und Krieg als verbindliche Verpflichtung in internationale Klimaabkommen und nationale Klimaziele aufgenommen werden.

Auf dem Weltkongress hat die deutsche Sektion der IPPNW dazu eine Resolution vorgebracht: „Die Regierungen sollten die Militärausgaben reduzieren und umverteilen, um Klimaschutzmaßnahmen zu finanzieren und Frieden und die Gesundheit des Planeten zu fördern. Wir brauchen Diplomatie, Kooperation, Solidarität, Gerechtigkeit und Frieden, um die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern. Die IPPNW fordert geeignete Maßnahmen zur Reduzierung der Militärausgaben und zur endgültigen Beseitigung der militärischen Kohlenstoffemissionen weltweit durch Abrüstung“, heißt es darin.

In einem sind sich alle Mediziner*innen auf dem Weltkongress einig: „Wir haben vor Jahrzehnten gelernt, dass es keine medizinische Reaktion auf einen Atomkrieg geben kann. Jetzt lernen wir, dass unsere Fähigkeit, wirksam auf extreme gesundheitliche Notfälle zu reagieren, die durch vom Menschen verursachte Veränderungen des Weltklimas ausgelöst und vervielfacht werden, auf eine harte Probe gestellt wird. Darüber hinaus sind diejenigen, die den Auswirkungen der Klimakrise am stärksten ausgesetzt sind, häufig diejenigen, die nicht über die Mittel verfügen, um den Schaden zu mindern. In beiden Fällen ist es unsere Aufgabe, das zu verhindern, was wir nicht heilen können.“

Ein globaler Kurswechsel sei demnach dringend notwendig, um die katastrophalen Folgen eines Atomkriegs oder eines Umweltkollapses zu verhindern.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /