© Chris LeBoutillier von Pexels
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Treibhausgas-Bilanz: Umweltschutzorganisationen fordern rapides Gegensteuern

Endlich Klimaschutzgesetz - Reformen sind für langfristige Krisensicherheit ein Muss: Energie sparen, umweltschädliche Subventionen abbauen, Bodenschutz-Vertrag beschließen

Anlässlich der am Montag veröffentlichten Treibhausgas-Zahlen, die für 2021 eine Steigerung der Emissionen im Vergleich zu 2020 zeigen, schlagen mehrere Umweltschutzorganisationen Alarm.

Der WWF Österreich fordert den Beschluss eines großen Klima- und Naturschutz-Programms. "Österreich muss seine CO2-Emissionen systematisch und dauerhaft reduzieren. Dafür braucht es grundlegende Reformen, die alle Bereiche erfassen: vom Energiesparen bis zum besseren Schutz wertvoller Natur. Nur so wird Österreich langfristig krisensicher", sagt WWF-Klimasprecher Thomas Zehetner. Um die EU-Ziele für 2030 und die Klimaneutralität 2040 zu schaffen, brauche es in allen Sektoren deutlich mehr Anstrengungen.

Besonders dringend sind laut WWF ein großes Energiespar-Programm, ein starkes Klimaschutzgesetz und Sofortmaßnahmen im langjährigen Problemfeld Verkehr, darunter niedrigere Tempolimits, die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs und der Radwege. Zudem muss die Politik umweltschädliche Subventionen von bis zu sechs Milliarden Euro abbauen und Erneuerbare Energie wie die Photovoltaik naturverträglich ausbauen. Parallel dazu müssen Bund und Länder den viel zu hohen Bodenverbrauch eindämmen. "Der Flächenfraß befeuert die Klimakrise und das Artensterben. Daher braucht es dringend einen Bodenschutz-Vertrag, den der Landwirtschaftsminister vorlegen muss", so WWF-Klimasprecher Thomas Zehetner.

GLOBAL 2000: Neustart für wirksame Klimapolitik in Österreich gefordert!

Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 plädiert für einen neuen Turbo für die heimische Klimapolitik: "Es braucht einen Neustart in der heimischen Klimapolitik, damit klimaschädliche Emissionen dauerhaft sinken, rasch die Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten erreicht werden kann und allen Menschen der Zugang zu einer sauberen, leistbaren Energieversorgung ermöglicht wird. Dazu ist als nächster Schritt das Erneuerbaren-Wärmegesetz für den Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen und eine deutliche Verbesserung des Energieeffizienzgesetzes notwendig", so Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000.

Laut einer Studie des Wegener Centers müssen die Treibhausgasemissionen um mindestens 4,5 Mio. t CO2 pro Jahr sinken, damit Klimaneutralität 2040 erreicht werden kann. Stattdessen wurde nun ein Anstieg um 3,6 Mio. t CO2 im Jahr 2021 verzeichnet. Das zeigt, dass nach dem pandemiebedingten Rückgang nicht nahtlos an diesen Trend angeschlossen werden konnte. Positiv ist, dass im Ausblick für das Jahr 2022 ein neuerlicher Rückgang der Treibhausgasemissionen erwartet wird, aber es braucht jetzt einen Neustart der Bundesregierung und der Landesregierungen in der Klimapolitik, damit ein konsequenter Klimaschutzpfad beschritten werden kann.

Kritisch sieht GLOBAL 2000 in den jüngsten Diskussionen, dass in Österreich immer noch die gesetzliche Verankerung der Umstellung aller Gasheizungen fehlt, es keinen Konsens für ein Fracking-Verbot gibt, kein Plan für den Abbau von bis zu 5,7 Mrd. Euro an umweltschädlichen Subventionen vorliegt, das Klimaschutzgesetz weiter blockiert wird und zuletzt ein Energieeffizienzgesetz vorgelegt wurde, mit dem die Energieverschwendung nicht ausreichend verringert wird. Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 unterstützt daher die Initiative "Neustart für ein krisensicheres Österreich"
"Wichtige Vorhaben, wie das Klimaschutzgesetz werden immer noch politisch blockiert, obwohl viele Vorarbeiten schon gemacht wurden. Es braucht auch einen Neustart in der politischen Kultur in Österreich, was Klimapolitik angeht. Die Klimakrise geht uns alle an, deshalb muss auch Klimaschutz zu einem Anliegen von allen Parteien und Interessensvertretungen werden. Die Zeit der Blockaden muss endgültig vorbei sein!", so Johannes Wahlmüller.

Klimaschutzgesetz und -plan für Klimaneutralität dringend notwendig

Greenpeace warnt, mit dem Anstieg ist Österreich noch weit entfernt vom Ziel, bis 2040 klimaneutral zu sein und fordert die Bundesregierung auf, das längst überfällige Klimaschutzgesetz umzusetzen. Auch muss noch dieses Jahr ein ambitionierter nationaler Energie- und Klimaplan (NEKP) vorgelegt werden.

"Die Treibhausgasbilanz stellt Österreich abermals ein vernichtendes Zeugnis aus: Während auch im Winter ein Temperaturrekord auf den nächsten folgt, wird weiterhin massiv viel klimaschädliches CO2 in die Luft geblasen," kritisiert Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace. "In diesem letzten vollen Regierungsjahr muss die schwarz-grüne Koalition endlich Nägel mit Köpfen beim Klimaschutz machen. Das Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden, ist ein Kraftakt, kein Spaziergang. Der Ausstoß von Treibhausgasen muss rasch und nachhaltig gesenkt werden. Wir können es schaffen, doch es gelingt nur mit einem ambitionierten Klima- und Energieplan und sanktionierbaren Klimazielen", so Duregger.

Das Klimaschutzgesetz ist inzwischen bereits seit mehr als zwei Jahren überfällig. Es soll einen klaren Fahrplan in Richtung Klimaneutralität 2040 vorgeben. Dazu zählt insbesondere eine verpflichtende Emissionsreduktion pro Jahr. Zudem muss die Überarbeitung des Nationalen Energie- und Klimaplans (NEKP) von Österreich bis Ende Juni 2023 erarbeitet und an die EU-Kommission übermittelt werden. Der Plan soll aufzeigen, mit welchen Maßnahmen die österreichische Regierung das von der EU vereinbarte Emissionsreduktionsziel von minus 48 Prozent bis 2030 erreichen will. Greenpeace hat bereits den letzten Klimaplan als vollkommen unzureichend kritisiert.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /