© Gerd Altmann - pixabay.com
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Tag der Intensivmedizin: Neue Spitzenbelastungen durch Klimawandel

"Wir werden immer wieder an die Grenzen der Leistungsfähigkeit stoßen" - Neue Spitzenbelastungen durch den Klimawandel - Bedeutung der "Ressource Mensch"

Den Tag der Intensivmedizin am 20. Juni, eine grenzüberschreitende Aufklärungsinitiative, nutzt auch die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI), um auf die wichtigen Aufgaben dieses Spezialgebietes aufmerksam zu machen und zu zeigen, was Intensivteams in den Spitälern Tag für Tag für kritisch kranke Menschen leisten - mit und ohne Pandemie. "Jede und jeder kann einmal in die Lage kommen, eine intensivmedizinische Behandlung zu benötigen, zum Beispiel nach einem Unfall oder Unglück, nach einer großen Operation oder aufgrund einer schweren bakteriellen oder viralen Infektion", sagt ÖGARI-Präsident Prim. Univ.-Prof. Dr. Walter Hasibeder (Zams). "Die SARS-CoV-2-Pandemie hat deutlich gemacht, dass wir hierzulande im internationalen Vergleich sehr gut mit intensivmedizinischen Ressourcen ausgestattet sind.

Die "Ressource Mensch" im Fokus

Besonders eindrücklich habe die Pandemie gezeigt, dass es bei der häufig geforderten Ausweitung der Intensivressourcen nicht mit einem Mehr an Betten oder Geräten getan ist, sondern dass diese "bespielt" werden müssen - von speziell ausgebildeten Fachkräften aus Pflege und Medizin, betont die Stellvertreterin für den Bereich Intensivmedizin in der ÖGARI Assoc.-Prof. PD Dr. Eva Schaden (Wien).

Klimawandel fordert auch die Intensivmedizin

"Trotz bester Ausstattung, Planung und Vorbereitung werden wir auch in Zukunft immer wieder vor dem Problem stehen, dass wir bei den intensivmedizinischen Ressourcen an die Grenzen des Machbaren oder darüber hinaus kommen", sagt Prof. Hasibeder. "Vieles spricht dafür, dass Situationen, in denen besonders viele Menschen gleichzeitig intensivmedizinische Hilfe benötigen, häufiger auftreten werden."

Verantwortlich dafür ist auch der Klimawandel, mit deutlich mehr Hitzewellen, extremen Wetterereignissen, Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Waldbränden oder Murenabgängen, und neuen Epidemien bzw. einer Verlagerung von Infektionskrankheiten in neue Regionen. Epidemiologische Studien zeigen etwa bei Hitzewellen eine Zunahme von Krankenhauseinweisungen, unter anderem aufgrund von Herzinfarkten und Schlaganfällen, schweren respiratorischen Störungen oder Nierenfunktionsstörungen und Dehydratation. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change IPCC weist explizit auf das zunehmende Gesundheitsrisiko durch Hitze hin. Extremwetterereignisse konfrontieren Intensivstationen in der betroffenen Region mit zahlreichen gleichzeitig eingelieferten Hitzeerkrankten oder Verletzten. Das Vorkommen sowie die Übertragbarkeit und Gefährlichkeit vieler Bakterien, Viren und Pilze hängt stark von Umgebungsbedingungen ab und kann sich bei Erwärmung massiv verändern. Es gibt sogar Hinweise auf Zusammenhänge zwischen postoperativen Wundinfektionen und Klimafaktoren.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /