© Passivhausinstitut
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JETZT! Fossile Energie einsparen!

#EnergieEffizienzJETZT: Passivhaus Institut zeigt Wege zur fossilen Unabhängigkeit

Darmstadt. Fossile Energie einzusparen ist das Gebot der Stunde. Das Passivhaus Institut hat dazu die Aktion #EnergieEffizienzJETZT gestartet. Das Forschungsinstitut erläutert, wie jede/jeder Einzelne von uns dazu beitragen kann, sich von fossiler Energie unabhängiger zu machen und letztlich vollständig darauf zu verzichten. Die Erfahrungen aus der Praxis sind auf der Plattform Passipedia veröffentlicht.

Abhängigkeiten von Gas, Öl und Kohle seien nicht nur klima- schädlich, sondern auch demokratiefeindlich und sicherheits- gefährdend, so äußersten sich Klimaaktivisten beim globalen Klimastreik im März. „Die aktuelle Situation zeigt, wie wichtig es für Versorgungssicherheit, Klimaschutz und letztlich auch für den Frieden ist, sich von fossilen Energieträgern zu lösen. Mit unserer langjährigen Erfahrung im Bereich Energieeffizienz von Gebäuden möchten wir zu dieser gesellschaftlichen Aufgabe beitragen.“,
erläutert Jessica Grove-Smith vom Passivhaus Institut. Das Darmstädter Institut benennt dazu Sofortmaßnahmen, mit denen fossile Energie im Gebäudebereich rasch eingespart werden kann und ebenso Anpassungen, die mittelfristig angegangen werden sollten.


Beispiele für kostenfreie Sofortmaßnahmen zum Energiesparen

⌂ Raumtemperatur absenken und wärmer anziehen
⌂ Räumliche und zeitliche Teilbeheizung
⌂ Weniger und kürzer duschen sowie wassersparende Duschbrause verwenden
⌂ Geräte abschalten, die wenig oder nicht verwendet werden, z.B. alter Gefrierschrank
⌂ Strom sparen allgemein

Beispiele für Schritte, die zeitnah angegangen werden können

⌂ Warmwasserspeicher dämmen
⌂ Dachboden dämmen
⌂ Fensterlaibung dämmen
⌂ Fenster mit Isolierfolie bekleben
⌂ Kleine Photovoltaikanlage für den Balkon
⌂ Wärmepumpe statt Gas/Öl-Kessel (eventuell zunächst als Ergänzung)
⌂ Mini-Splitgerät als Ergänzungsheizung

Beispiele für Schritte, die mittelfristig angegangen werden sollten

⌂ Sanierung zum hoch energieeffizienten EnerPHit-Standard
⌂ Egal ob komplette Sanierung oder in Einzelschritten: Entscheidend sind hoch energie- effiziente Komponenten wie dreifach verglaste Fenster, Lüftungsanlage mit Wärme- rückgewinnung sowie optimale Wärmedämmung. Wärmebrücken vermeiden.

Wärmepumpe im Altbau möglich

Angesichts deutlich gestiegener Energiepreise sowie einer möglichen Versorgungskrise erhalten gerade Wärmeerzeuger besondere Aufmerksamkeit. Die Fachleute des Passivhaus Instituts zeigen, dass eine mit Strom versorgte Wärmepumpe durchaus auch im Bestandsbau eingebaut werden und so den Gas- oder Ölkessel ersetzen kann. Empfehlenswert sei es natürlich, erst den Wärmeschutz des Gebäudes durch eine gute Wärmedämmung, gute Fenster sowie verringerte Wärmebrücken zu verbessern. Dadurch verringere sich automatisch der Heizwärmebedarf des Gebäudes.

Kessel durch Wärmepumpe ersetzen

„Wenn das nicht möglich ist, dann sind Wärmepumpen im Altbau auch eine Lösung, bevor der Wärmeschutz verbessert werden kann. Wenn der Kessel sowieso ersetzt werden muss, dann sollten Hauseigentümer auf jeden Fall eine Wärmepumpe in Betracht ziehen.“, erklärt Jürgen Schnieders vom Passivhaus Institut. Wichtig sei, dass das Heizsystem mit möglichst niedrigen
Vorlauftemperaturen auskomme.

Mini-Splitgeräte

Alternativ seien auch kostengünstigere Mini-Splitgeräte denkbar, um weniger fossile Energie zu verbrauchen. Die könnten als zusätzliche Wärmequelle eingebaut werden und einen Teil des Wärmebedarfs übernehmen. Wolfgang Feist, Gründer des Passivhaus Instituts, berichtet von seinen Erfahrungen mit Splitgeräten, die in Schweden ganz selbstverständlich als Heizung
genutzt werden und mittlerweile auch in Deutschland förderfähig sind. In einem hoch energieeffizienten Gebäude wie einem Passivhaus reiche ein Splitgerät für das gesamte Haus, in weniger effizienten Gebäuden könne zumindest das Wohnzimmer damit beheizt werden, so Feist.

PV im Kleinformat

Eine Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach, um erneuerbare Energie zu erzeugen, kann für Eigentümer ein Beitrag zum Energiesparen und zum Klimaschutz sein. Kleine Photovoltaikanlagen, so genannte "SteckerSolargeräte", die am Balkon oder ähnlichen Stellen installiert werden, können sogar für Mieter interessant sein, so das Passivhaus Institut. Für diese Anlagen mit maximal 600 Watt ist lediglich eine Anmeldung beim Netzbetreiber erforderlich. Der dazugehörige Stecker wird einfach in die
häusliche Steckdose gesteckt. „Die Anlagen erzeugen vor allem im Sommer Strom. Das spart auch Erdgas ein, das wiederum in den Speichern verbleiben kann.“, so Wolfgang Feist. Benjamin Krick vom Passivhaus Institut stellt die Wärmedämmung von Fensterlaibungen vor. Diese Anpassung könne schon jetzt umgesetzt werden und dabei ein späterer Austausch der Fenster sowie eine spätere Wärmedämmung mit berücksichtigt werden. Zudem, so Krick, könnten der Warmwasserspeicher und die Verteilleitungen gedämmt werden.

Energetische Sanierung

Mittelfristig sei eine großflächige Sanierung des Gebäudebestands unumgänglich, so die Wissenschaftler des Passivhaus Instituts. Der passivhausnahe EnerPHit-Standard sei ökonomisch am sinnvollsten, erläutert Jürgen Schnieders. Egal ob die Sanierung komplett oder in einzelnen Schritten angegangen werde, wichtig sei es, ausschließlich hoch effiziente Komponenten zu
verwenden, um einen Lock-in-Effekt zu vermeiden. Wer heute die Fenster austausche oder das Dach saniere, der werde dieses Bauteil die nächsten 30 bis 40 Jahre nicht mehr erneuern. „Mit schlechter energetischer Qualität wird auf Jahrzehnte die Möglichkeit vertan, viel Energie einzusparen und das Klima zu schützen. Wenn erneuert wird, dann bitte ausschließlich mit sehr
guter energetischer Qualität.“, so Schnieders.

Weiter! Bildung!

#EnergieEffizienzJETZT – dazu bietet das Passivhaus Institut neben der bereits bestehenden Weiterbildung für Handwerkende in Zukunft auch Crashkurse an. Darin werden unter anderem die Anforderungen an eine hohe energetische Qualität der Gebäudehülle und Gebäudetechnik vermittelt. Susanne Winkel vom Forschungsinstitut ermuntert auch dazu, die Weiterbildung für Passivhaus-Planende und Beratende zu nutzen, um die dringend benötigte Beratungskapazität zu erweitern. „Gemeinsam erreichen wir mehr“, so das Fazit des Passivhaus Instituts.


Alle Informationen, Videos und Vortragsfolien zu #EnergieEffizienzJETZT sind in der Wissensdatenbank Passipedia veröffentlicht.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /