© oekonews / Doris Holler-Bruckner
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Ganz oder gar nicht: Erneuerbare Energien statt Kohle, Öl und Gas

Nicht alle Staaten, die Erdöl- und Gas aus Russland beziehen, sprechen sich für ein Embargo für fossile Rohstoffe aus Russland aus. Ein Fehler! - Eine OEKONEWS-Ansichtssache von Chefredakteurin Doris Holler-Bruckner

Russische fossiler Brennstoffe sind in westlichen Ländern nach der Invasion Russlands in der Ukraine ganz klar in die Kritik geraten. Nun endlich ganz schnell auf erneuerbare Energien umzusteigen wäre ein großer Vorteil für rascheren Frieden. In den letzten Wochen wurde unser Glaube über ewigen Frieden in Europa stark erschüttert. Wer hätte zu Jahresbeginn an einen Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine geglaubt? Die Tatsache zeigt eines auf: Wenn der Fokus der politischen Entscheidungsträger in Europa schon 2009, während der Ukraine Gaskrise, in Richtung rasche Energieabhängigkeit mit 100% erneuerbaren Energien gelegt worden wäre, dann müssten viele strategische Fragen heute überhaupt nicht mehr gestellt werden.

Die USA haben ein sofortiges Importverbot für russisches Öl und Gas angekündigt, während die Europäische Union und Großbritannien die Importe nur teilweise eindämmen wollen. Warum wir einen vollen Ausstieg brauchen scheint logisch: Russlands Einfluss könnte sofort massiv verringert werden und damit wäre ein Frieden in der Ukraine viel rascher wieder errichbar. Werden jetzt aber falsche Entscheidungen getroffen, und damit ist vor allem gemeint, weiterhin fossile Brennstoffe gegenüber erneuerbaren Energien zu bevorzugen, könnten uns alle in eine weit weniger friedliche Zukunft führen.

Ausstieg ist sowieso ein Muss

Vorab: Ein Ausstieg aus fossilen Energien muss sowieso gemacht werden, ohne wenn und aber. Das wissen wir alle schon verdammt lange und nicht erst seit gestern. Trotzdem sind einige westliche Länder vollends abhängig von russischem Öl und Gas, sie sind Öl- und Gasjunkies ohne Ende. Nun stehen die europäischen Regierungen vor der Entscheidung, eine fossile Energiequelle durch eine andere Energiequelle zu ersetzen. Setzen wir weiter auf fossile Quellen, ist die nächste Krise, nämlich die Klimakrise schon vorprogrammiert - und diese kommt schneller, als es sich so manche denken wollen. Sie ist schlimmer als die Coronakrise, soviel scheint fix. Also wäre ein ganz rapider Ausstieg sinnvoll wie nie zuvor.

Angesichts der Ukraine-Krise ist es kurzsichtig, die Energielücke, die nun entstanden ist und die Energiepreise in die Höhe treibt, nicht so schnell wie irgendwie möglich mit erneuerbaren Energiequellen zu schließen. Erneuerbare Energien haben einen Megavorteil: Sie sind regional zu erzeugen und wie schon Solarpapst Hermann Scheer immer wieder predigte: Nichts ist so schnell ausbaubar wie erneuerbare regionale Energiequellen. Großprojekte wie z.B. der Ausbau von Atomkraftwerken brauchen Jahrzehnte und werden immer unbezahlbarer. Im Mix bieten erneuerbare Energien eine erschwingliche und zuverlässige Versorgung, und Sonne und Wind schicken keine Rechnung. Sie sind einfach da. Wir haben in der Zwischenzeit genügend Technologien, um es anzupacken und umzusetzen. Warten auf neue Innovationen macht keinen Sinn. Wir wissen, wie wir Speicher herstellen können, wir kennen virtuelle Kraftwerke, wir haben künstliche Intelligenz, wir haben grandiose Energieeffizienztechnologien, die einen raschen Ausbau mit weniger Materialeinsatz möglich machen. Ein Beispiel ist das Passivhaus, mit sensationell niedrigem Energieverbrauch, das noch dazu in Windeseile mit einer PV-Anlage zu einem Plusenergiehaus werden kann. Passivhauskomponenten sind außerdem im Sanierungsbereich ebenfalls einsetzbar.

Mehr Öl und Gas - mit weniger Vorschriften! - Ein No-Go!

Erst vor Kurzem schlugen die CEOS von Öl- und Gasfirmen auf der CERAWeek, einer großen Energiekonferenz in Texas, vor, die Öl- und Gasproduktion, die nicht aus Russland stammt, zu erhöhen, bestehende Vorschriften zur Senkung der Kohlendioxidemissionen in diesem Bereich zu lockern und generell viele Gesetze aufzuheben, die sie dabei einschränken, mehr fossile Rohstoffe zu fördern. Ihre Forderung wurde leider von so manchen Lobbyisten aus der westlichen Industrie unterstützt. Fatal! Ihnen nachzugeben wäre es ein immenser Fehler, den fossile Energien fördern gleichzeitig Eskalation und Krieg. Zusätzlich verschlechtern sie unsere Außenhandelsbilanzen, und zwar vehement. Derzeit sind wir auf dem besten Weg, die Klimaziele nicht zu erreichen. Wann wachen wir endlich auf? Wir müssen die Produktion von fossilen Energie so rasch wie nur irgendwie möglich auf Null bringen und nicht die absurde Idee verfolgen, ihre Förderung auf noch dazu umweltschädlichere Art zu erhöhen.
Übrigens: Nicht nur in den USA gibt es solche Träume, auch die OMV sucht weiterhin nach Öl und Gas, und nicht nur weltweit, sondern auch in Österreich, gar nicht weit von Wien, im Weinviertel beispielsweise!

Klimawandel macht die Welt instabil und forciert Klimaflüchtlinge

Der Klimawandel macht die Welt nicht nur heißer, sondern auch instabiler. Der jüngste IPCC Bericht zeigt eine klare Einschätzung der horrenden wirtschaftlichen Kosten, die gleichzeitig menschliche Tragödien forcieren. Klimaflüchtlinge sind nicht nur ein Bild der Zukunft: Es gibt sie bereits. Selbst die derzeitigen Auswirkungen des Klimawandels haben schon Menschenleben gekostet, auch bei uns, mit Überschwemmungen wie z.B. im Ahrntal in Deutschland, mit Hitzetoten durch Extremtemperaturen, mit Waldbränden, Dürren usw. Wetterereignisse werden infolge des Klimawandels häufiger, extremer und tödlicher, soviel scheint fix. Das zeigt nicht nur eine Studie, sondern eine Vielzahl davon, rund um den Erdball.
Gleichzeitig erhöht die Klimakrise die Wahrscheinlichkeit von Konflikten um fruchtbares Land und Wasser. Nicht zufällig werden 80 % der UN-Friedenstruppen in Ländern eingesetzt, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind.

Unsere Welt ist global und andere Länder sind viel schneller als früher erreichbar, wie der russische Einmarsch in die Ukraine gerade aufzeigt, oder auch der Konflikt in Syrien. Millionen Flüchtlinge nach Europa oder in andere westliche Länder sind die Folge.

Erneuerbare Energien: Wirtschaftlich sinnvoll

Erneuerbare Energien sind aber nicht nur politisch, sondern gleichzeitig wirtschaftlich sinnvoll. Ihr Ausbau ist billiger als auf alte Systeme zu setzen, nicht zufällig sperrten in letzter Zeit international etliche Kohlekraftwerke. Die erzeugte Energie aus Sonne und Wind ist heute einfach bereits billiger. Und wer schon jetzt mit dem Elektroauto fährt und genügend Strom auf seinem Dach produziert kann über die hohen Spritpreise nur lachen.

Wer klug ist, setzt auf Energiesicherheit. Wie wir die erreichen ist klar: Mit einem Mix aus erneuerbaren Energien, mit Energieeffizienz. Studien, wie jene der Energy Watch Group und der finnischen LUT University zeigen: Es ist möglich! Die Welt wird nur dann wirklich Energiesicherheit erreichen – und damit die Megachance, eine friedlichere, lebenswerte und gleichzeitig erschwingliche Zukunft aufzubauen – wenn wir endlich mit "Vollstrom" (weil dann fährt der größte Anteil von Zügen, Bussen, U-Bahnen, Straßenbahnen, Autos etc. rein elektrisch und nicht fossilen Treibstoffen, daher NICHT mehr mit "Vollgas") in Richtung Zukunft fahren und fossile und atomare Brennstoffe in allen Bereichen hinter uns lassen.

Petition: STOP ERDGAS AUS RUSSLAND – FÜR FRIEDEN UND RASCHE ENERGIEWENDE


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /