© W.J.Pucher oekonews / Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Christoph Grimm, Präsident elect der Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkologie (AGO)
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Einigkeit bei Experten: Mehr Fortschritt bei HPV-Impfung ist Notwendigkeit

Neuer MSD-Förderpreis soll mehr Bewusstsein zum Thema schaffen

© W.J.Pucher oekonews / Priv.-Doz.in Mag.a Dr.in Maria PAULKE-KORINEK, PhD, Leiterin der Abteilung Impfwesen im BMSGPK
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© W.J.Pucher oekonews / Nadja WAGNER, Ehemalige HPV-Betroffene
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© Fine Facts Health Communication/APA-Fotoservice/Hörmandinger / Die Experten und Expertinnen sind sich einig, das Handeln notwendig ist
© Fine Facts Health Communication/APA-Fotoservice/Hörmandinger / Die Experten und Expertinnen sind sich einig, das Handeln notwendig ist

Wien - Allein in Österreich rund 400 Frauen pro Jahr von einer Erkrankung an Gebärmutterhalskrebs betroffen, etwa. 6.000 Frauen von Vorstufen, durch die Operationen notwendig sind. Etwa 120 bis 180 Fälle der Krebserkrankungen sind durch eine Infektion mit Humanen Papilloma-Viren verursacht. Dies sind Viren, die beim Geschlechtsverkehr übertragen werden können.[1] Schutz vor einer solchen Infektion bietet die HPV-Impfung, die seit 2014 im Gratis-Kinderimpfprogramm enthalten ist. Damit HPV-bedingter Gebärmutterhalskrebs keine Chance mehr hat und verhindert wird, braucht es eine Durchimpfungsrate von 90 Prozent. Derzeit liegt diese Rate jedoch in Österreich bei unter 50 Prozent. Die AGO, eine Non-Profit Organisation und Arbeitsgruppe der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe hat ein 6-Punkte-Programm ausgearbeitet, mit dem Ziel, die Vision der WHO für 2030 umzusetzen und HPV-bedingten Gebärmutterhalskrebs vollkommen auszurotten. Ein neuer Förderpreis des biopharmazeutischen Unternehmens Merck Sharp & Dohme („MSD-Förderpreis zur Aufklärung über Humane Papillomaviren“) soll außerdem Projekte fördern, die das Bewusstsein für dieses Thema stärken. Damit der Zugang zur Impfung niederschwelliger möglich ist, können ab 2022 Kinder und Jugendliche ab dem vollendeten 12. bis zum vollendeten 18. Lebensjahr zu einem vergünstigten Preis bei allen niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen geimpft werden.

Die Gefahr einer Infektion betrifft viele Menschen:

Etwa 80 Prozent aller Frauen und Männer stecken sich im Laufe ihres Lebens mit Arten des Humanen Papillomavirus (HPV) an, die potenziell zu Krebs führen können.[2]

Die meisten HPV-Infektion erfolgen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahren.[3] Wird eine Infektion nicht rechtzeitig behandelt, können Infektionen mit gefährlichen HPV-Typen (vor allem HPV-16 und HPV-18) Gebärmutterhalskrebs auslösen.
Darüber hinaus können HPV-Infektionen andere Krebsarten wie Analkrebs oder Mund-Rachen-Krebs sowohl bei Frauen als auch bei Männern auslösen.[4]

Schutz gegen HP-Viren bietet die Impfung. „Der Stellenwert der HPV-Impfung ist unumstritten. Es ist die erste Impfung gegen Krebs, die bewiesen hat, wenn es eine endsprechende Durchimpfungsrate gibt, dass wir HPV-verursachten Gebärmutterhalskrebs ausrotten können (…). Voraussetzung ist es, eine entsprechende Durchimpfungsrate von 90 Prozent zu erreichen, wie von der WHO empfohlen. In Österreich liegt die Durchimpfungsrate unter 50 Prozent. Hier ist noch viel Luft nach oben. Gerade in Zeiten, in denen Impfungen eine so wichtige Rolle spielen, sollte auch auf die HPV-Impfung nicht vergessen werden“, so OA Dr. Christian Schauer, Präsident der Arbeitsgemeinschaft für gynäkologische Onkologie (AGO). Neben der Impfung ist auch ein regelmäßiger PAP-Abstrich oder HPV-Test beim Frauenarzt wichtig, um Infektionen rasch zu entdecken, bevor Krebs entstehen kann.

Zeitfenster für Impfung nützen – Niederschwelliger Zugang Voraussetzung

In Österreich ist die HPV-Impfung sowohl für Mädchen als auch für Buben seit 2014 im Gratis-Kinderimpfprogramm enthalten. Bis zum vollendeten 12. Lebensjahr wird sie kostenlos angeboten und ab dem vollendeten 12 bis zum vollendeten 18. Lebensjahr ist sie seit 2022 vergünstigt zu erhalten.[5] „Die HPV-Impfung wurde in Österreich bereits im Jahr 2014 - sowohl für Mädchen als auch für Buben - in das kostenfreie Kinderimpfprogramm aufgenommen, womit wir europaweit Vorreiter waren und 2016 waren wir auch das erste Land, das Gardasil9 im kostenfreien Kinderimpfprogramm anbieten konnte. Die Impfung gegen HPV ist die beste Präventionsmaßnahme in Bezug auf Vermeidung von HPV-assoziierten Krebserkrankungen“, erklärt Priv.-Doz.in Mag.a Dr.in Maria Paulke-Korinek, PhD, Leiterin der Abteilung Impfwesen im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.

Der in Österreich erhältliche Impfstoff deckt zu 90 Prozent jene HPV-Stämme ab, die für Gebärmutterhalskrebs, Genitalwarzen aber auch Analkrebs verantwortlich sind. Laut Österreichischem Impfplan sollten alle Kinder ab dem vollendeten 9. Lebensjahr gegen HPV geimpft werden. „Da der Schutz gegen einen der im Impfstoff enthaltenen HPV-Typen am höchsten ist, wenn vor den ersten sexuellen Kontakten geimpft wird, sollte dieses Zeitfenster möglichst lückenlos genützt werden. Aber auch nach dem ersten Geschlechtsverkehr ist es wichtig, Mädchen und Buben möglichst früh gegen HPV zu impfen, da die Immunantwort umso besser ist, je jünger die Mädchen und Buben zum Zeitpunkt der Impfung sind“, so Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Christoph Grimm, Präsident elect der Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkologie (AGO); Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Medizinische Universität Wien.



HPV ist für eine Vielzahl von Krebsvorstufen (Präkanzerosen), die zu Gebärmutterhalskrebs führen können, verantwortlich. Laut AGO müssen pro Jahr ca. 6.000 Operationen aufgrund dieser Krebsvorstufen durchgeführt werden. Ein hoher Leidensdruck bei den betroffenen Patientinnen sowie beträchtliche Kosten für das Gesundheitssystem sind die Folge. „Dies könnte sich zumindest zu einem hohen Prozentsatz durch die HPV-Impfung vermeiden lassen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass die HPV-Impfung sowohl einen hohen Schutz vor einer Krebserkrankung bewirkt als auch nach einer Operation wegen Krebsvorstufen eingesetzt werden kann, um ein neuerliches Wiederauftreten der Krebsvorstufe zu vermeiden. Dabei schützt die Impfung nach einer Gebärmutterhalserkrankung zu zwei Drittel vor einer wiederkehrenden oder neuerlichen Krebsvorstufe. Daher empfehlen wir die HPV-Impfung nicht nur bei Buben und Mädchen, sondern auch bei Frauen und Männern bis zumindest zum 45 Lebensjahr“, erklärt Grimm weiter. Diese Empfehlung unterstützt auch Nadja Wagner, eine ehemalige HPV-Betroffene: „Als ich meine Diagnose bekam, war die HPV-Impfung noch kein Thema bzw. gab es diese auch noch nicht. Ich wurde allerdings auch später nie von einem Arzt auf die Möglichkeit der Impfung angesprochen. Denn auch erwachsene Menschen können sich noch impfen lassen. Meiner Meinung nach wird das Thema HPV-Impfung noch viel zu wenig angesprochen und es gibt zu wenig Aufklärung dazu (…). Ich wünsche mir, dass Frauen auf dieses Thema - HPV und die Impfung - aufmerksam gemacht und angesprochen werden. Mit der Impfung besteht die Möglichkeit, einer Krebserkrankung – und dem damit verbundenen Leid - vorzubeugen und daher rate ich allen Frauen und Mädchen dazu.”

WHO-Ziel für 2030: HPV-bedingten Gebärmutterhalskrebs ausrotten

Die WHO gibt das Ziel vor, bis 2030 Gebärmutterhalskrebs auszurotten. Voraussetzung ist eine Durchimpfungsrate von 90 Prozent. Außerdem soll die altersadaptierte Inzidenzrate auf unter 4 pro 100.000 Frauenjahre gesenkt werden. Österreich liegt derzeit bei 8 Fällen pro 100.000 Frauenjahren – also dem Doppelten des WHO-Zieles. Das ambitionierte Ziel der WHO, eine Durchimpfungsrate von 90 Prozent zu erreichen, hat sich auch die AGO auf die Fahne geheftet und gemeinsam mit der Krebshilfe ein sechs-Punkte-Programm entwickelt, um diesen Plan in die Tat umzusetzen. Oberstes Ziel des sechs-Punkte-Programmes ist es, dass alle Kinder im entsprechenden Alter geimpft werden. „Das wichtigste zur Erreichung dieser genannten Ziele ist die Förderung des allgemeinen Bewusstseins. Neben der Politik sind hier alle beteiligten Stakeholder gefordert, mit guten Ideen beizutragen“, bekräftigt Schauer.

MSD-Förderpreis zur Aufklärung über Humane Papillomaviren

Der 2022 neu-gegründete „MSD-Förderpreis zur Aufklärung über Humane Papillomaviren“ verfolgt das Ziel, zukunftsorientierte Projekte oder Aktivitäten auszuzeichnen, die konsequent auf die Steigerung des Bewusstseins für HPV in der österreichischen Bevölkerung abzielen. Eingereicht werden können sowohl HPV-Bildungsinitiativen und geplante Praxisprojekte oder Awareness-Aktivitäten als auch journalistische Arbeiten sowie Medienprojekte. Details entnehmen Sie den Presseunterlagen. Das Siegerprojekt wird mit 20.000 Euro Preisgeld prämiert. Einsendeschluss ist der 30. September 2022. „Initiativen wie dieser Förderpreis sind ein wichtiger Schritt, um mehr Bewusstsein für HPV zu schaffen. Ich begrüße daher diese Initiative und freue mich über viele Einreichungen“, so Schauer.

Weitere Informationen zur Einreichung und Teilnahme des MSD-Förderpreises:
www.gemeinsam-gegen-hpv.at/hpvfoerderpreis

[1] Sozialministerium, 2020 https://www.ncbi.nlm.nih.gov./pmc/articles/PMC4380806/

[2] Blake, 2015, https://www.ncbi.nlm.nih.gov./pmc/articles/PMC4380806/

[3] Serrano, 2018, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29037457/

[4] Vollrath, 2018, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28918994/

[5] https://www.wien.gv.at/gesundheit/beratung-vorsorge/impfen/hpv.html


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Artikel Online geschaltet von: / stevanov /